Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
lag.
Valipond, Phrias und Yoss wichen vor ihrer strahlenden Aura zurück, die größer und größer wurde und ihre nichtswürdige Existenz auszulöschen drohte. Eryne ahnte, dass sie gegen echte Dämonen machtlos gewesen wäre, aber die Avatare waren bedeutend schwächer. Warum bloß hatte sie diesen Schritt zur Unsterblichkeit nicht schon viel früher vollzogen? Vielleicht hätte sie die Lemuren zurückdrängen und den Lauf der Ereignisse verändern können.
Im nächsten Moment besiegte Cael K’lur im Zweikampf, und die verbliebenen drei Dämonen lösten sich nacheinander in Luft auf. Vielleicht waren sie der Meinung, Sombre genug gedient zu haben, oder die beiden Erben, die sie wahrnehmen konnten, flößten ihnen mittlerweile mehr Furcht ein als ihr Gebieter.
Sombre schien mit so etwas gerechnet zu haben, denn als Eryne ihre Aura zurückzog, erschöpft von der tiefen Konzentration, in die sie versunken gewesen war, spürte sie ihn ganz in ihrer Nähe.
Einen Herzschlag später stand Sombre den vierzehn Überlebenden dieser mörderischen Nacht gegenüber.
Cael spürte das Frohlocken des Dämons, der ihn beherrschte, oder vielmehr schien er selbst dieses Gefühl zu empfinden. Es kam ihm vor, als wäre der sterbliche Teil seines Ichs in seinem eigenen Körper zum Gefangenen geworden und würde nun allmählich mit dem Dämon verschmelzen, sich gar in ihm auflösen. Aber war das nicht seine Bestimmung, die Erfüllung des Fluchs, der seit seiner Geburt auf ihm lastete? Sombre hatte versucht, ihn nach seinem Ebenbild zu formen, aber er hatte seinen finsteren Plan nicht zu Ende führen können. So lebte Cael nun mit zwei Persönlichkeiten, die ständig um die Vorherrschaft über seinen Körper rangen. Doch jetzt schien der Augenblick der Entscheidung gekommen. Bald würde der Junge nichts Menschliches mehr an sich haben.
Damit hatte sich Cael bereits abgefunden. In dem Moment, in dem er auf Befehl seines inneren Dämons Saats Schwert in die Hand genommen hatte, war ihm klar gewesen, dass es kein Zurück gab. Niss hatte ihn zwar schon zweimal gerettet, aber noch einmal würde ihr dieses Wunder nicht gelingen. Dafür war es nun zu spät.
Cael blieb nichts anderes übrig, als das Geschehen durch Augen zu beobachten, die er nicht mehr aus eigenem Willen bewegen konnte. Kampflos überließ er der stärkeren seiner beiden Persönlichkeiten das Feld. Vielleicht war dies die einzige Chance, die die Erben hatten.
Und so hatte er sich erst die Lemuren besiegen sehen, dann die Anhänger der Dunklen Bruderschaft und schließlich die Grauen Legionäre. Schuldgefühle empfand er nicht; er bedauerte höchstens, seinen Eltern nicht ein letztes Mal sagen zu können, wie sehr er sie liebte. Er fügte sich in die Rolle des Zuschauers, zu der er verdammt war. Innerlich stellte er sich darauf ein, bald überhaupt nicht mehr zu existieren, und paradoxerweise führte gerade diese Resignation dazu, dass er doch wieder Hoffnung schöpfte.
Denn irgendwann fiel dem Jungen auf, wie zielgerichtet sein innerer Dämon vorging. Er metzelte Agenors Gefolgsleute nieder, verletzte jedoch keinen einzigen Erben oder Wallatten. Zunächst nahm er an, sein dunkles Ich wolle zuerst die Anhänger seiner unsterblichen Rivalen vernichten, doch dann kam ihm ein anderer Gedanke. Die Verschmelzung seines eigenen Ichs mit seiner inneren Stimme ging völlig ohne Widerstreit von sich. Das konnte nur bedeuten, dass er einige seiner Charakterzüge an den Dämon weitergab. Indem er sich ihr endgültig unterwarf, konnte er die Kreatur, die ihn zu vernichten drohte, beeinflussen!
Nach dieser Entdeckung hörte Cael auf, in Gedanken seinen Hass auf Sombre zu schüren, und konzentrierte sich stattdessen auf die Liebe und Freundschaft, die er seinen Gefährten entgegenbrachte. Er glaubte nicht, dass sein innerer Dämon so etwas wie Mitleid für die Sterblichen empfinden konnte, aber vielleicht würde er zumindest ihr Leben verschonen. Während sich Cael alle Tugenden und Werte in Erinnerung rief, die er für bedeutsam hielt, stieß er plötzlich auf das, was Yan und seine Tante Corenn den magischen Willen nannten. Er spürte, wie mächtig diese innere Kraft war, und setzte sie sogleich ein, um den Geist des Dämons mit Bildern von Freundschaft und Zuneigung zu überschütten, nicht anders, als die Stimme in seinem Kopf ihn bei seinen Anfällen zu Hass und Gewalt aufgestachelt hatte.
Er hatte gar nicht vor, die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen, denn
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