Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Rachel ihm nicht in ihrer sanften, freundlichen, liebevollen Stimme antwortete; dass egal, wie lang oder laut er schrie, Rachel ihm nie wieder antworten würde.
10
H edu trug Solie in seinem Mantel vom Palast zu Rachels Zuhause. Obwohl sie von den Anstrengungen der letzten Nacht müde gewesen war, war sie früh aufgewacht, nur um zu erfahren, dass die fünf Mörder entkommen waren. Und jetzt das.
Sie konnte Claws Schmerz und Panik fühlen, die mit der Intensität, die nur Kriegssylphen erzeugten, gegen ihr Bewusstsein schlugen. Die anderen Sylphen im Tal reagierten auf sein Elend und jammerten ebenfalls. Claw fühlte sich an wie ein Wesen, das kurz vor dem vollkommenen Wahnsinn stand.
»Oh, Hedu«, flüsterte sie. Arme Rachel. Arme, liebe Rachel. Armer Claw. Komm ihm nicht zu nahe, warnte Hedu sie.
Hätte er eine Wahl gehabt, hätte er sie nicht einmal in die Nähe dieses Ortes gebracht, das wusste sie, und sie verstand seine Furcht. Kriegssylphen konnten verrückt werden, und Claw hatte schon immer nah am Abgrund gestanden. Ohne Rachel war er vollkommen allein, und ohne Rachel konnte er sich nur von seiner Königin nähren.
Sie legte eine Hand schützend auf ihren Bauch. Lucks Warnungen waren nicht nötig gewesen, um zu wissen, dass sie während ihrer Schwangerschaft den Sylphen nicht ihre Energie geben sollte. Hedu konnte sich von Galway nähren, aber Claw würde ebenfalls jemanden benötigen. Nur wen? Und wie sollte sie das dem armen Wesen antun, so kurz nach dem Verlust von Rachel?
Hedu ließ sich zu Boden sinken und gab sie frei. Solie befand sich auf der Straße vor einer Reihe kleiner, seltsam organisch wirkender Häuser, die aussahen wie runde Pilze mit Fenstern und Kaminen. Im Vorgarten eines der Häuser stand ein Dutzend Krieger und starrte auf die offene Tür, während von innen der Lärm splitternder Möbel und brechenden Geschirrs erklang. Dazu schrie Claw so durchdringend, dass Solie sich die Finger in die Ohren steckte. Sie sah sich um. Am Ende der Straße schossen einige Sylphen durch die Luft, zusammen mit einigen Kriegern in ihrer natürlichen Form, und die Nachbarn hatten sich auf der Straße versammelten, um murmelnd und mit nervösen Blicken das Haus zu beobachten. Solie machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Ein einzelner Krieger konnte das ganze Tal zerstören, wenn man ihn nicht aufhielt.
»Wird er sich erholen?«, flüsterte Solie.
»Ich weiß es nicht. Keiner von uns hatte bis jetzt Meister, bei deren Tod wir getrauert hätten.« Hedu stand direkt neben ihr, um sie zu beschützen und aus Angst, dass sie auch sterben und ihn verlassen könnte, wie Rachel es bei Claw getan hatte. Sie wusste, dass es irgendwann unvermeidlich war. Sylphen waren fast unsterblich. Menschen nicht. Sanft ergriff sie seine Hand, und er drückte so fest zu, dass es fast schon weh tat.
Im Haus erklang erneut ein Knall, und plötzlich stolperte Ril aus der Tür, Claw gegen seine Brust gepresst und die Arme um den Körper des verzweifelten Kriegers geschlungen. Claw schrie immer noch. Er hatte die Augen weit aufgerissen, aber er versuchte nicht, sich zu wehren. Die Schreie verstummten nicht, auch nicht, als sie stolperten und fielen und zusammen über den Rasen rollten, weil Ril Claw festhielt. Hinter den beiden trat Mace aus der Tür und sah zu Solie. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber seine Gefühle waren aufgewühlt. Keiner der Sylphen blieb von den Geschehnissen unberührt. Als Solie nach vorn eilte, während Hedu immer noch ihre Hand hielt und seinen Körper zwischen sie und Claw schob, konnte sie Gurren hören. Das Geräusch erschütterte sie bis ins Mark, als sie nur ein paar Schritte von den zwei Kriegern entfernt auf die Knie fiel.
»Claw! Claw, bitte hör auf zu schreien. Es wird alles gut, ich verspreche es!«
Claw folgte ihrem Befehl, weil er unfähig war, sich seiner Königin zu widersetzen, aber seine Miene blieb hysterisch, und er zitterte unkontrolliert. Ril schlang die Beine und die Arme um ihn und murmelte ihm beruhigende Worte zu, während auch in seiner Kehle ein Gurren aufstieg. Solie konnte sich nicht sicher sein, ob Claw sich ihrer Gegenwart überhaupt bewusst war. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Sie sprach weiter auf ihn ein, ohne wirklich zu wissen, was sie sagte. Sie wollte einfach nur das Elend durchdringen, das ihn fast verschlang. Er lag einfach da und zitterte, unternahm keinen Fluchtversuch, sondern wimmerte nur. Das Geräusch zerriss ihr fast das Herz.
»Oh, Claw«,
Weitere Kostenlose Bücher