Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Sonnenaufgang war noch Stunden entfernt. Lediglich Hedu hatte die Erlaubnis, sich fernzuhalten, aber nur, um die immer noch schlafende Königin zu bewachen. Als Mace ihn verlassen hatte, hatte er heftig geknurrt. Selbst Ril war da und flog als rotgefiederter Falke zwischen ihnen, die Augen immer noch ein wenig dunkel von den Schmerzen der Verwandlung.
Wo ist Claw?, fragte jemand.
Du!, brüllte Mace und konzentrierte seinen Hass auf den viel kleineren, langsameren Krieger. WARUM HAST DU DEINEN POSTEN VERLASSEN?
Wass duckte sich und versuchte zu fliehen, aber die Krieger waren überall um ihn und schnitten ihm den Weg ab. Sie drängten ihn wieder auf Mace zu, der ihn mit seiner Aura des Hasses beschoss. Wass wand sich und suchte nach einem Fluchtweg, um sich vor all dieser Wut zu verstecken, doch es gab keinen Ausweg.
WARUM HAST DU DIE MÖRDER NICHT BEWACHT?!
Ich weiß es nicht!, jammerte der Krieger. Selbst in seiner panischen Angst bewegte sich seine Energie viel langsamer als bei allen anderen. Ich habe es vergessen!
Du hast es vergessen? Wie kannst du es vergessen??
Ril drehte über ihnen seine Runden und kreischte. Dillon zischte und schlug mit einem Tentakel nach dem dummen Wass, der aufschrie und sich so klein wie möglich machte.
Ich habe es vergessen! Da war der Unfall! Ich bin zu dem Unfall geflogen!
Ich habe dich beim Unglück nicht gesehen!, donnerte Mace.
Mir ist eingefallen, was ich eigentlich tun sollte! Dann wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte!
Also war er zu dumm gewesen, um zur Zelle zurückzugehen. Dumm, ignorant, idiotisch … Mace brüllte und schlug so heftig nach Wass, dass es ihn in Stücke gerissen hätte, wäre er nicht im letzten Moment ausgewichen. Wass wurde von der Stärke des Schlages herumgewirbelt und schrie voller Panik.
Nutzloser, dummer Ausschuss. Im heimischen Stock wäre er getötet worden. Minderwertig, dämlich … aber es gab die Regeln der Königin. Sosehr er es auch wollte, Mace durfte Wass nicht töten. An der Stimmung der anderen konnte er ablesen, dass sie ihm zustimmten, aber kein Einziger von ihnen stürzte sich auf die idiotische Kreatur. Wass wimmerte. Er war sogar zu dumm, um zu verstehen, dass er nicht umgebracht wurde.
Nie mehr, knurrte Mace ihn an. Du wirst nie wieder wachen.
Wass sah ihn verständnislos an.
Du wirst die Uniform nicht tragen, du wirst keine Wachdienste übernehmen, du wirst auf keinen Ruf reagieren. Für uns bist du kein Krieger mehr.
Wass zitterte. Er verstand das Urteil nicht wirklich, begriff nicht, dass er von seinen Brüdern ausgestoßen wurde oder was das wirklich bedeutete. Er verstand allerdings, dass sie ihn nicht umbringen würden. Nach einem angstvollen Zögern sauste er nach unten davon, ließ die anderen so schnell wie möglich hinter sich und eilte zurück zu seiner Meisterin.
Mace beobachtete ihn nur einen Moment lang, bevor er sich an die anderen wandte. Verteilt euch. Findet diese Männer.
Mehr musste er nicht sagen. Die Kriegssylphen schossen in alle Richtungen davon, sausten über den Boden und suchten nach den fünf entkommenen Mördern. Nur einer blieb zurück, um Mace mit schweren Flügelschlägen in der kalten Luft zu umkreisen.
Wo ist Claw?, fragte Ril.
Die Sonne ging auf und erhellte den Raum hinter den Spitzenvorhängen, die Rachel so geduldig in einem langen Winter geschaffen hatte. Sie hatte im Licht einer Öllampe gearbeitet, Claw beobachtete sie. Die Bewegungen ihrer Hände hatten ihn fast hypnotisiert, während sie aus Faden und zwei Stöckchen meterweise feines Material schuf.
Das frühmorgendliche Licht glitzerte auf ihrem Haar, obwohl ihr Körper noch im Schatten lag, abgeschirmt von seinem Körper, der an sie gedrückt an ihrem Rücken lag. Sie war kalt. Trotz all seiner Versuche, sie zu wärmen, war sie kalt und still und bewegungslos.
Er wimmerte wieder, sein Körper zitterte, dann gurrte er. Er wollte mit ihr reden, aber er fand einfach keine Worte. Wieder gurrte er.
Vor dem Zimmer erklangen Schritte, dann erschienen Mace und Ril im Türrahmen und sahen herein.
Claw schrie, seine Stimme war hoch und unmenschlich. Er konnte die Panik fühlen, die durch die Stadt schoss, als Sylphen seinen Ruf aufnahmen und Menschen vor Angst zusammenzuckten, aber er konnte nicht aufhören. Er konnte seine Gefühle nur hinausschreien: Schmerz, Trauer, Entsetzen. Beide Krieger stürzten sich auf ihn, aber er schrie weiter. Er war sich nicht sicher, ob er jemals aufhören konnte, wusste nur, dass
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