Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Die Mädchen starrten zu ihnen auf, Mia steckte sich den Daumen in den Mund und sah so aus, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. Nali beugte sich vor und zog die Dreijährige in ihre Arme, während Ralad die beiden mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
»Was ist mit Ril los, Momma?«
»Ich weiß es nicht«, gab Betha zu.
Auf dem Holzboden des Flurs erklangen Schritte, und Leon betrat den Raum. Als er sah, wie fest sein Krieger seine Tochter hielt, blieb er stehen und zog die Augenbrauen hoch.
Ril öffnete die Augen und schaute langsam zu seinem ersten Meister. Er musterte ihn, dann schoss ein Arm nach vorn, und er packte Leons Hemd. Leon riss die Augen auf. Ril zog ihn zu sich. Lizzy kicherte, aber Ril legte einfach die Arme um sie beide und schloss wieder die Augen. Er hatte noch andere Meister: die Männer, die in Meridal seine Futtersklaven gewesen waren, und natürlich Justin, der mit ihnen nach Hause gekommen war. Aber keiner von ihnen spielte eine Rolle. Ihm war es egal, ob sie lebten oder starben, und er würde ihnen nie zu Hilfe eilen. Aber diese beiden …
»Ich weiß nicht, was los ist«, flüsterte Lizzy ihrem Vater zu. »Er ist aufgewühlt.«
»Das sehe ich.« Leon verharrte in der Umarmung, bereit, so lange zu verweilen, wie es nötig war. »Mädchen, raus mit euch.«
Die Mädchen verließen den Raum, gefolgt von Betha, die ihrem Mann einen unsicheren Blick zuwarf. Er nickte ihr zu, und sie brachte die Mädchen in den hinteren Teil des Hauses.
Lizzy, Leon und Ril blieben in der Dreierumarmung zurück.
»Was ist los, Ril?«, flüsterte Leon Ril ins Ohr, sein Atem wärmte Rils Haut. Ril drückte ihn fester, weil er noch nicht sprechen wollte.
Claws Meisterin ist gestorben, erklärte er ihnen stumm.
»Oh«, setzte Lizzy an, aber ihr Vater brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. So blieben sie stehen, umarmten ihren Krieger und ließen sich von Ril umarmen, solange er es brauchte.
Mace betrat Lilys Haus erst nach Sonnenuntergang wieder. Mehrere der Waisen, die im vorderen Zimmer saßen und bei Lampenschein ihre Hausaufgaben erledigten, sahen zu ihm auf, aber Mace ging weiter in die Küche. Sie war das Herz seines Heims. Dort würde er Lily finden.
Sie spülte gerade die letzten Utensilien des täglichen Backens, während Gabralina Socken strickte. Sie hatten sich über irgendetwas unterhalten, und Gabralina verlor ständig Maschen, während sie sprach, aber Lily sah an ihr vorbei zu Mace und erstarrte, als er eintrat. »Was ist los?«, fragte sie. Gabralina starrte über ihre Schulter hinweg den großen Krieger an.
»Rachel ist gestorben«, erklärte er. »Claw musste einen neuen Meister bekommen.«
Lily presste die Lippen aufeinander. Schmerz stieg in ihr auf, aber auf ihrem Gesicht war nichts davon zu sehen. Rachel war eine Freundin gewesen. Sie sah Gabralina an. »Bring die Kinder ins Bett und geh dann nach Hause«, befahl sie dem Mädchen. Gabralina nickte, legte ihr Strickzeug in den Korb und eilte aus dem Raum. Sie war nicht gerade die klügste Person, der Mace je begegnet war, aber sie war sehr mitfühlend.
Lily wandte sich von der Spüle ab und trocknete sich die Hände. »Das ist …«, setzte sie an. »Das ist …« Eine Träne rann über ihre Wange. »Oh, jetzt benehme ich mich dumm.«
Sofort durchquerte Mace die Küche und legte die Arme um sie. »Niemals dumm«, murmelte er und drückte sie an sich. »Nicht meine Lily.«
Es dauerte einen Moment, bis auch sie die Arme um ihn schlang. Lily hasste Schwäche, bei sich noch mehr als bei anderen. Mace wusste, was für ein Glück er mit ihr hatte. Er war herrschsüchtig und stolz, hatte sich in seiner Gefangenschaft angewöhnt, seine Aura der Lust auf jede Frau zu projizieren, die er wollte, bis sie den Rock für ihn hob. Aber nicht bei Lily. Sie erlaubte es nicht. Wenn sie sich liebten, dann waren es nur sie beide.
Er wollte sie jetzt lieben, wollte ihre Verbindung bestätigen, wie es wahrscheinlich jeder andere Krieger im Tal auch gerade tat. Er musste immer noch Meuchelmörder jagen, doch bis jetzt hatte niemand verstanden, wie sie entkommen waren.
Lily drückte ihre Hände gegen seine Brust und zwang ihn weit genug zurück, um zu ihm aufsehen zu können. »Wer ist Claws neuer Meister?«, fragte sie.
»Ihr Name ist Sala«, antwortete Mace. »Eine Freundin von Gabralina.« Sonst wusste er nicht viel über sie, außer dass sie immer mehr Zeit mit der Königin und ihren Freundinnen verbrachte.
»Wird sie ein
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