Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
»Er ist ein guter Junge. Das sind sie beide.«
Solie legte ihr eine Hand auf den Arm. »Geht es dir gut? Sag mir, wenn ich etwas für dich tun kann.«
»Nein.« Iyala lächelte. Aber da Dillon im Raum war und ihre Gefühle verstärkte, konnte Solie die Gram der älteren Frau spüren. »Wir kriegen das schon hin.«
»Ich weiß, aber im Moment …« Solie wandte den Blick ab. »Es ist schwer.« Dillon sah sie an, und seine Augen hatten die Goldfarben eines Wolfes. »Wir brauchen eine neue Heilerin«, sagte sie leise. Das hätte Galway zwar nicht gerettet, genauso wenig wie Rachel, aber trotzdem …
»Wir brauchen eine Heilerin«, wiederholte sie, und Dillon nickte zustimmend.
Wir sollten diesen Ort verlassen.
Langsam hob sie den Kopf, und sechs Augen öffneten sich, als sie sich umsah. Die Felder waren ruhig, und der Ort, an dem sie lag, war verlassen, als die Sonnen untergingen. Oder fast verlassen, denn Kriegssylphen aus dem Stock patrouillierten auf der Suche nach Gefahren an den Grenzen zwischen Felsen und Feldern.
Schhhh, warnte sie.
Ein Krieger glitt über sie hinweg und starrte böse herunter. Er hasste sie nicht wirklich, aber ihre Anwesenheit war ihm auch nicht recht. Er schnaubte, als sie sich eng an den Boden drückte, und nahm seine Runde wieder auf.
Ich hasse sie, erklärte ihr Begleiter.
Sie antwortete nicht, auch wenn er wahrscheinlich gute Gründe für seine Gefühle hatte. Er war aus seinem Heimatstock verbannt worden. Die Verbindung zu seiner Königin war gebrochen, bevor seine eigenen Brüder ihn vertrieben hatten. Er hatte Unzeiten damit verbracht, am Rande verschiedener Stöcke zu leben und das zu essen, was er finden konnte, während er Raubtieren genauso auswich wie anderen Sylphen. Ihm blieb nur die Hoffnung, groß und stark genug zu werden, um die Aufmerksamkeit einer Königin zu erregen und dann als ihr neuer Gefährte in den Stock aufgenommen zu werden. Bis dahin versteckte er sich und hasste.
Langsam bewegte sie sich, glitt an den Pflanzenreihen vorbei, bis der Krieger, der sich unter ihr verborgen hatte, wieder sichtbar wurde. Er seufzte, schüttelte sich, und die Blitze in ihm zuckten vor unterdrücktem Verlangen. An den Stellen, an denen er sie berührt hatte, juckte es.
Wir sollten gehen, sagte er wieder.
Wohin?, verlangte sie zu wissen, weil allein der Gedanke ihr schon Angst einjagte. Dies war ihr Zuhause, war immer ihr Zuhause gewesen, auch wenn ihre Stockgefährten sie anknurrten oder zurückwichen, wann immer sie den Stock betrat. Niemand ließ sich mehr von ihr heilen, und sogar in dieser Entfernung konnte sie den Unmut der Königin spüren. Aber die Berge und Schluchten jenseits der Felder waren so fremd und bedrohlich.
Wohin, in aller Welt, könnten wir gehen?
Die Arbeitszimmer des Rates lagen so hinter dem Thronsaal, dass sie alle durch ein Vorzimmer, in dem ein Schreibtisch stand, betreten werden konnten. Um in die Arbeitszimmer zu kommen, musste ein Besucher erst am Kriegerraum vorbei, dann den Thronsaal durchqueren und schließlich noch an Ril vorbei. Es war nur eine andere Form des Wachens, nur dass jetzt auch noch Papierkram zu erledigen war.
Der Krieger sah mit ungerührter Miene die Zeitpläne der nächsten Woche durch. Er war sich immer noch nicht sicher, was er von seiner Arbeit hielt. Er hatte nicht darauf geachtet, was Devon tat. Leons Arbeitszimmer lag direkt neben dem der Königin, und wenn er sie oder seinen eigenen Meister besuchen wollte, war er einfach hineingegangen. Devon hatte viel zu viel Angst vor Kriegssylphen, um auch nur zu versuchen, einen von ihnen aufzuhalten. Jetzt, wo Ril die Aufgabe übernommen hatte, ließ er niemanden durch, der nicht einen guten Grund hatte. Nicht einmal ein anderer Krieger konnte in den Raum schlendern, und sogar Leon brauchte jetzt einen Grund, um die Königin zu besuchen. Der blonde Krieger verzog die Lippen zu einem Lächeln.
Die Tür schwang auf. Nachdem er selbst ein Krieger war, stand vor seiner Tür keiner mehr Wache. Solie war sowieso nicht in ihrem Zimmer, aber Leon schon. Die Königin war wieder in der Beschwörungshalle und half bei der Suche nach einer neuen Heilsylphe. Ril beäugte die Tür, obwohl er genau wusste, wer gekommen war.
Lizzy betrat den Raum, kam auf ihn zu und lächelte ihn an. Sofort schob Ril die Papierstapel zur Seite und beugte sich über den Schreibtisch zu seiner Meisterin. Sie lachte leise und beugte sich von der anderen Seite vor, so dass sie sich für einen sanften Kuss
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