Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
in der Mitte trafen. Ril entspannte sich, schloss die Augen und genoss das Gefühl ihrer Lippen auf seinen, während Lizzy ihre Ellbogen auf den Tisch stützte und ihre Finger in seinen Haaren vergrub. Die Zeit blieb stehen, und der Krieger konzentrierte sich vollkommen auf die Frau vor ihm.
»Ihr zwei seid euch bewusst, dass ihr euch in der Öffentlichkeit befindet, oder?«
Lizzy zog sich errötend zurück, und Ril sah Leon an, der in der Tür seines Arbeitszimmers stand. Er erwiderte den Blick des Mannes ruhig. Zuerst hatte er noch befürchtet, dass Leon ihm verbieten könnte, Lizzy zu sehen, aber Leon hatte die Beziehung des Kriegers mit seiner Tochter akzeptiert. Im Moment empfand er eine Mischung aus Erheiterung und Verzweiflung, denn Ril war nicht sehr gut darin, seine Gefühle vor einem seiner Meister zu verstecken.
»Ähm«, sagte Lizzy, »hi, Daddy. Ich habe dir ein Mittagessen gebracht.« Sie hob den Korb hoch, den sie vor ihren Füßen abgestellt hatte.
Leon runzelte die Augenbrauen, weil er sich nicht so leicht an der Nase herumführen ließ. »Und was willst du sonst noch?«
Sie zuckte mit den Schultern und warf Ril einen kurzen Blick zu. Ril sah sie einfach nur an. Sie hatte ihre Ambitionen nachts im Bett mit ihm durchgesprochen. Ihm gefiel ihre Idee, da er so beide Meister nah genug bei sich haben würde, um sie gleichzeitig zu bewachen, aber es war an ihr, ihren Vater zu überzeugen. Ril gefiel die Idee wirklich, und Leon musterte ihn abschätzend, weil er dieses Gefühl empfing.
»Also?«, fragte er seine Tochter.
Lizzy zuckte erneut mit den Schultern und rieb sich nervös den Arm. »Ich wollte einfach helfen bei all dem, was Onkel Galway gemacht hat. Ich weiß, dass du bereits viel zu tun hast, ihr beide, du und Ril.« Ihre Stimme verklang.
»Und du willst dein Leben nicht damit verbringen, Decken zu stricken und deiner Mutter beim Kochen zu helfen«, beendete Leon ihre Ausführungen.
»Nein.« Lizzy verzog das Gesicht. »Ich bin zu Tode gelangweilt. Felder und Ernte und Stricken und Babysitten? Es gefällt mir nicht. Ich will mit Leuten und wichtigen Entscheidungen zu tun haben.«
»Also willst du Galways Aufgabe übernehmen?«, fragte Leon. Ril fühlte seine Unsicherheit genauso wie sein Interesse. »Es ist eine ziemlich wichtige Stellung. Er hat das gesamte Geschäftswesen des Tals abgewickelt.«
»Ich kann es lernen. Onkel Galway konnte es ja auch.«
»Galway war um einiges älter als du, Süße.«
»Aber den größten Teil dieser Jahre hat er im Wald damit verbracht, Fallen aufzustellen. Außerdem bin ich gut in Mathe.«
»Er wusste, wie man um den besten Preis feilscht.«
»Ja, aber …« Sie sah Ril an. »Hilf mir doch mal!«
Es war kein echter Befehl, aber trotzdem sah Ril seinen ersten Meister an. Er musste ihnen beiden gehorchen, genauso wie er der Königin gehorchen musste, aber nach Solie kam zuerst Leon. Seine Befehle würden den Krieger mehr beeinflussen als Lizzys, und das wussten sie beide. Leon gab allerdings nur Befehle, wenn es wirklich sein musste.
Ril seufzte. »Wenn sie hier arbeitet, muss ich nicht ständig hin und her rennen, um sicherzustellen, dass niemand versucht, einen von euch beiden umzubringen.«
Lizzy kicherte, während Leons Augenbrauen nach oben schnellten. »Ich glaube nicht, dass einer von uns gerade in Lebensgefahr schwebt.«
»Zwei Meister von Kriegssylphen sind gestorben«, hob Ril hervor.
»Das war Zufall. Keiner von beiden wurde umgebracht.«
»Das ist uns egal.«
Beide Menschen schwiegen einen Moment. Ril war es vollkommen gleichgültig, was sie dachten. Zwei Meister waren tot, und die Krieger waren besorgt. Er war besorgt. Jede Sylphe im Tal blieb ihrem Meister möglichst nahe, und wenn das nicht möglich war, sorgte sie dafür, dass jemand anders auf ihn aufpasste. Hector hatte Lizzy tagsüber bewacht, während Ril mit Leon arbeitete, nachdem die Meisterin dieses Kriegers nur ein Stück die Straße hinunter wohnte. Ril hätte sie allerdings lieber hier gehabt, so dass er selbst auf sie aufpassen konnte.
Aber das war nichts, was die Kriegssylphen in den letzten Tagen den Menschen gesagt hatten. Menschen waren bei so etwas manchmal sehr dumm.
»Außerdem sind da draußen fünf Meuchelmörder, die wir anscheinend nicht mehr finden können«, fügte er hinzu. Leon seufzte und sah seine Tochter an. Rils Temperament kochte über.
»Tu es einfach, Leon«, blaffte er. »Bring es ihr bei. Du weißt, dass du überarbeitet bist. Vielleicht
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