Die Krieger der Königin
lassen.«
Vor sich sah Solie die erste Stufe der Treppe, im Sturm fast unsichtbar. Sie entschied, dass sie allen verbieten würde, an die Oberfläche zu kommen, bis der Sturm sich gelegt hatte. Dann stellte sie erstaunt fest, dass sie schon wieder über Befehle nachdachte.
Ein Jammern erklang, und furchtbare Gefühle begleiteten es, mehr in Solies Kopf als in der Luft. Aber auch Leon drehte sich bei dem Geräusch um, genauso wie Solie. Sie sah einen Schatten aus dem Schnee auftauchen, einen Dolch in der Hand. Schreiend fiel sie um und landete auf dem Hintern.
Leon brüllte eine Warnung. Dann warf er seinen Mantel zurück, zog sein Schwert und sprang nach vorn, während die Klinge bereits nach unten sauste. Solies Möchtegernmörder wich mit einem Kreischen zurück und fiel in den Schnee. Nur wenige Meter hinter ihm stieß seine Wassersylphe ein weiteres Jammern aus, ähnlich dem, das Solie gewarnt hatte, nur dass dieses voller Trauer war. Ihr kindliches Gesicht verzerrt, verschwand sie schreiend im Sturm.
Ohne zu zögern, packte Leon Solie, zog sie auf die Füße und eilte mit ihr zur Treppe. »Mace!«, schrie er. »Mace!« Der riesige Krieger erschien im Sturm, als hätte der Wind keinerlei Auswirkungen auf ihn, und traf sie an der Treppe. Zusammen trugen die zwei Männer das Mädchen in ihre Räume. Solie hörte nicht auf zu zittern, bis Hedu zurückkam und sie in seine Arme nahm.
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24
D er Name der Wassersylphe war Shore. Sie saß zusammengekauert vor Solies behelfsmäßiger Couch, ein Meter zwanzig aus wirbelndem Wasser, das in die Form eines kleinen Kindes gezwungen war. Sie war in einem jämmerlichen Zustand, zerrissen zwischen dem Entsetzen, den Tod ihres Meisters zu beobachten, und dem Wissen, dass sie ihre Königin gerettet hatte.
»Wie kommt es, dass du nicht verschwunden bist?«, fragte Morgal. Obwohl er Solie und ihre Krieger nicht mochte, war er doch erschüttert gewesen, zu hören, dass Bock versucht hatte, sie umzubringen. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, dass ausgerechnet Leon sie gerettet hatte. Nach allem, was vorgefallen war, wagte er es einfach nicht, dem Mann zu vertrauen.
»Sie ist an die Königin gebunden«, erklärte Mace ihm widerwillig, nachdem Solie ihm nach einem kurzen Moment der Stille einen fragenden Blick zugeworfen hatte. »Alle Sylphen hier sind das. Wenn ihre Meister sterben, hält ihre Verbindung zu ihrer Königin sie in dieser Welt.«
Leon, der mit verschränkten Armen hinter Solies Stuhl stand, wandte sich Ril zu. »Heißt das, dass es dir gutgehen wird, sollte ich sterben?«
Ril dachte darüber nach und nickte dann. Leon lächelte erfreut.
»Aber sie wird einen neuen Meister brauchen«, fügte Mace hinzu. »Niemand sollte sich von der Energie der Königin nähren.«
»Schließt das auch mich ein?«, fragte Hedu. Solie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Er strahlte.
Morgal seufzte und sah sich in dem Raum um, den er in Ermangelung eines besseren Wortes das Audienzzimmer nannte. Der Angriff lag jetzt fünf Stunden zurück, und die Krieger waren vor Zorn außer sich gewesen. Es hatte den größtmöglichen Einsatz des rothaarigen Mädchens erfordert, um sie davon abzuhalten, jeden umzubringen, den sie für eine eventuelle Bedrohung hielten. Ihm lief ein kalter Schauder über den Rücken. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn Bock Erfolg gehabt hätte. Dann wären die Krieger verschwunden und mit ihnen ihre verrückten Ideen.
Auf der anderen Seite des Raumes schaute Ril Morgal an und knurrte. Verängstigt wich Morgal zurück, und Leon warf einen Blick in seine Richtung. Der Mann musterte ihn einen Moment, bevor er eine Augenbraue hochzog. Dann deutete Leon mit dem Daumen zuerst auf Solie, dann auf sich selbst und schließlich diskret in Rils Richtung.
Zuerst verstand Morgal nicht, aber dann begriff er: Leon war Rils Meister. Wenn Solie gestorben wäre, wäre Ril nicht gebannt worden. Wenn Solie getötet worden wäre … Morgal sackte an der Wand zusammen, und Leon nickte.
»Was ist los?«, fragte Solie nervös. Morgal erinnerte sich, dass sie und die Sylphen seine Gefühle spüren konnten, und wieder lief ihm ein Schauder über den Rücken.
»Ich glaube, unser Freund hat gerade verstanden, was mit diesem Ort passiert wäre, wenn du gestorben wärst«, warf Leon ein. Solie wirkte verwirrt. »Ril ist immer noch an mich gebunden«, erklärte er. »Ich glaube, er wäre … wütend gewesen.«
»Ich hätte diesen Berg in Asche verwandelt«,
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