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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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den feuchten Abendstunden dunkel und nass war. Dennoch hing der Duft von der Ruhe des Waldes und dem Dampf der Lichter in der Luft und wirkte einschläfernd und verträumt auf die ankommende Elfenarmee. Die Wächter hatten kaum Notiz von ihnen genommen; offenbar waren sie es gewöhnt, dass in den Tagen des Krieges viele aus den anderen Ländern schutzsuchend zu ihnen kamen und so waren ihre Mienen bewegungslos und ihre Augen auf die Schatten des Waldes gerichtet. Hinter den Steinen gingen Bogenschützen geduckt auf und ab, gepanzert und mit langen Dolchen bewaffnet. Es schien, als hätten die Mauradiner auf einen Angriff gewartet, der dann doch nicht erfolgt war. Inzwischen war es immerhin Mitternacht und der heutige - oder in wenigen Minuten gestrige - Tag hatte viel Anstrengung mit sich gebracht, die Luft im Tal war schwer und in den Bergen dünn und kühl gewesen, kühle Stürme hatten über die Hänge gejagt, als sie die Barriere Riarocks durchquert hatten und eine völlig andere Jahreszeit sie umfangen hatte, das Laub an den Bäumen war verschwunden, stattdessen wurden die dünnen Äste und Zweige von hellen Knospen umrahmt, deren Inhalt sich bereits zu entfalten begann. Ja, ja, dachte die Königin der Elfen versonnen, der Frühling kehrte in die Länder ein, doch war seine Pracht befleckt vom Blute der Menschen und Dämonen und wer wusste schon, was aus den Tiefen des Hadesfelsens auferstanden war, um den Westlichen Teil Gordolons einzunehmen. Sie machte sich ernsthaft Sorgen darum. Vor allem die Bevorstehenden Schlacht um Burg Krakenstein beunruhigte sie. Das Ablenkungsmanöver hatte zwar stattgefunden und hatte einen - wenigstens zum größten Teil - guten Ausgang genommen, die Fußsoldaten der Elfen hatten die Ebenen unentdeckt überquert. Später waren sie auf die Straße von Krakenstein nach Mauradin gestoßen, hatten den reißenden Strom überquert, der von den Höhen des Araschgebirges herströmte und waren an die Küstenstadt gelangt. Jetzt standen sie da, gehüllt in ihre Roben aus Seegras und Ragón, und der Stoff schimmerte geheimnisvoll im Licht der beiden Monde, die das Himmelszelt seit der Herrschaft Melwioras beherrschten. Morgen würde es anders sein. Sie würden früh aufstehen müssen, um mit Graf Morrogian, der derzeitige Herr über die kleine Stadt, alle Einzelheiten des Schlachtablaufes zu besprechen. Am Tage zuvor hatten sie einen Boten losgeschickt, einen Flugreiter, der den Dorfbewohnern die Nachricht von der Ankunft und ihrem Plan überbracht hatten. Wenn alles gut gehen würde, hätten sie Morgenabend die Festung zurückerobert. Doch wenn nicht, würden die Grauen Nachschub aus dem Osten bekommen und alles wäre verloren. Der größte Teil der Flugreiter hatte bereits nach Nordnordwesten abgedreht, um in die tieferen Tiefen des Waldlandes zu gelangen, nach Rovanion, die Stadt der Rebellen, wo sie einst herstammte. Doch all ihr Wissen entstammte Büchern und Erzählungen, nur weniges hatte sie selbst gewusst. Noch immer waren die Puzzlestücke ihrer Vergangenheit nicht zusammengesetzt, und sie fühlte, dass Kajetan, der Bote aus dem Norden, ihr etwas Aufschlussreiches geben könnte. Jedoch hatte sie sich bis jetzt nicht getraut ihn darauf anzusprechen, die große, grobe Gestalt mit dem silberweißen Haarschopf und der kantigen Nase, den hungrigen Augen, konnte auf eine gewisse Weise angsteinjagend sein, sodass sie sich lieber zurückgezogen hätte, wenn sie ihm begegnete. Aber gerade diese Angst und Ungewissheit prickelte in ihrem Magen, sie fühlte sich zu ihm hingezogen, doch ihre Vergangenheit hielt sie auf, ließ sie kehrt machen. Es war zu schlimm, was sie erlebt hatte, als dass sie hätte offen mit ihm sprechen können. Und außer dem war er ein Mensch und sie eine Elfe. Es passte einfach nicht.
    Es hieß, dass es in Rovanion, an den Ufern des Steff, ein Orakel gab, das von einem weisen Zauberer geleitet wurde, ein Mann, dessen Anwesenheit so selbstverständlich war wie zu atmen. Viele Menschen waren zu ihm gegangen, jedoch nie zurückgekehrt und man hatte sich gefragt, was mit ihnen geschehen war. Keiner hatte sie je wieder gesehen und so verlor sich der Andrang der Menschen und das strahlende Gebäude zerfiel zu einer Ruine, welche nun durch Witterung, Wind, Sonne und Regen langsam aber sicher zermürbt wurde, die Felsen wurden schroff und der Putz an den buntbemalten Wänden bröckelte ab, bloßer Stein blieb. Als sie diese Geschichte das erste Mal von einem Angehörigen des

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