Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Luft war frisch und in den Windkanal, in den sie jetzt einbogen, bedrängt von kalten Zügen, die das Vorankommen - auch wenn es jetzt bergab ging - deutlich hinderte.
Als sie etwa eine halbe Stunde so gerannt waren, blieben sie keuchend stehen und kauerten sich hinter einen aus dem Boden ragenden Findling, während der Wind weiter von allen Seiten an ihnen zerrte. Hier oben war die Vegetation völlig aufgegeben, nur Farne wuchsen hier und da in unerreichbaren Höhen über ihren Köpfen und die Gewissheit über Kajetans Verbleib und den Goran-Dämon ließ sie schwitzen. Reue begann sich in ihnen breit zu machen, doch Thronn versicherte ihnen immer wieder in dem belehrenden Tonfall eines Druiden, dass es seine eigenen Entscheidung gewesen war, hier zu bleiben, anstatt mit den anderen zum Blutsee zu gehen, und dort das Schwert neu zu Schmieden. Mitsamt der Magie, die einst in ihm gewohnt hatte, in Azraìl. Keiner erhob seine Stimme gegen ihn. Allesamt wussten sie, dass es ohnehin zu spät war, jetzt noch an ihren Taten zu zweifeln. Warrket jedoch vermisste die Worte des Schatten, er vermisste es, von ihm aufgesucht zu werden. Es erschien ihm irgendwie seltsam, dass jener sich jetzt teilweise in ihm selbst befand.
Stumm blickte der Hexer gen Himmel. Würger kreisten über ihnen, witterten das Blut, dass ihren Körpern genommen worden war. Der Tag selbst trug nun ein bleiernes Gewand aus Grau, das sich zu verdichten suchte. Das schöne Wetter wich, sie näherten sich den zerfallenen Städten und dem Sumpf, von dem alle Schatten hergekommen waren, wie es in den Erzählungen der Alten geheißen hatte: ‚Von den Mooren in Xanten dringt der Schwefel, im Moor vom Xanten kommt die Schwärze, Dunkelheit beherrscht den Ort, und alles, was darum liegt, die ganze Ebene von Ryth entlang.’ Als ein neuer Windzug von Osten kam, glaubte er bereits den Sumpf zu schmecken, doch es waren nur die faulenden Gebeine der Toten, die zu ihrer Zeit auf den weiten Ebenen um ihr Land gekämpft hatten. Alle waren sie gefallen, waren von der Knute der dunklen Herrscherin zurückgewichen. Doch etwas war nun anders. Etwas fehlte. Aber statt diesem, war etwas neues eingetreten. Er überlegte einige Minuten, während er schweigend an einem Fetzen Fleisch herumkaute. Dann kam ihm die Erleuchtung. Er spürte das kalte Brennen in dem Stumpf seines Armes nicht mehr. Es war nicht wie weggeblasen, sondern hatte abgenommen, langsam und bestätig, die Flammen waren heruntergebrannt. Dennoch war etwas anderes dafür größer geworden. Ein Feuer, heiß und brodeln entstand in ihm, wie die Lava in seiner Gedankenwelt, in die er gefallen wäre, wenn Rocan nicht da gewesen wäre, um ihn zu heilen. Vorsichtig warf er einen Blick zu Keroset hinüber. Der Troll lehnte an einer Felswand und schien trotz allem noch ziemlich sehr angeschlagen, an seinem Hals prangte eine dicke Nat. Schwamag s Heilkunst schien also ganze Arbeit geleistet zu haben.
Nachdem sie sich für ein paar weitere Minuten halt gemacht hatten, ging es im zügigen Tempo weiter, währenddessen hatte Thronn das Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Von irgendwo schien ein blasser Schemen zu kommen, ein heller Fleck auf der Linse, der immer mitwanderte, wenn man den Kopf drehte. Aber diesmal schien die Erscheinung real zu sein. Etwas, das sich nur um einige Nuancen von den schroffen, sandigen Felsen abhob, jedoch keine Spuren hinterließ. Die perfekte Tarnung..., überlegte der Zauberer, die perfekte Tarnung...
Jedoch dann ging es Schlag auf Schlag, sie überquerten eine seichte Kuppe, stolperten einen schmalen Abhang hinauf und erstarrten dann wie in Stein gemeißelte Figuren. Ihre Gesichter waren bergab gewand.
„W... Wa... Was…?” Der General stotterte verstört und seine Kinnlade klappte für einige Sekunden herunter. Galle stieg langsam, brodelnd und kochend in ihm auf, Gefühle in ihm mischten sich, während ihn eine tückischen Angst überkam. „Schatten!“, stöhnte Arth und ließ sich auf die knie sinken, um die Augen zu schließen, und mehr als nur einmal den Kopf zu schütteln. Ekel und Übelkeit überkamen ihm im gleichen, unnatürlich hohen Maße. Er kämpfte darum nicht ohnmächtig zu werden... Tapfer biss er die Zähne zusammen. Er war nicht der Mann, der es aushielt, wenn man ihm Bilder von Tod und Verwesung zeigte.
Rocan schluckte. Wer konnte das angerichtet haben? Wie konnte man so grausam sein? Sofort schloss er die Hände fester um den Runenstein und beschwor seine
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