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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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von der blassen Haut des Alten. Als er gesprochen hatte, war seine Stimme voller Sorge und Stille. Es war, als hätte er seinen Vater auf dem Sterbebett vor sich, ruhig, wissend, was auf ihn zukam. Krank in Knochen, Körper und Geist...
    Das Skelett schien wütend zu werden. Speichel floss aus seinem Mundwinkel, als er hustete. „Diese verdammten Dämonen!“, sagte er schwach und eine blassgelbe Flüssigkeit mischte sich mit dem Speichel. Rune langte hinauf und wischte seinem armen, alten, hilfebedürftigen Vater den Mund ab. „Sie kamen... Und ich kämpfte...“
    „Du hast allein gegen sie gekämpft, Vater?“
    Trotz sprühte aus den lehren Augenhöhlen und die Leiche starrte den jungen Meridian einige Zeit an. „Nein!“, berichtigte das Wesen dann. „Es war der Bär...“
    „Wer...“
    Der Gehängte schüttelte den Kopf, als hätte er bereits zu viel gesagt und senkte sein Haupt auf die Brust. Doch dann erhob er es wieder, streckte die knochige Hand aus, um seinen Sohn über die Wange und das Kinn zu streicheln. „Du hast das Schwert!“, sagte es bestimmt, es rauschte finster in seinem Kehlkopf. Der Strick um seinen Hals schien zu beben... „Du hast Azraìl! Du bist König!“
    „König?“, wiederholte Rune ungläubig.
    „Ja, König!“ Fassungslos starrte Rune den Untoten an. Die Sonne ging als rotglühender Feuerball in der Ferne unter, und tauchte die Umrisse des Alten in leuchtendes Gold. Dann schepperte etwas. „Die Krone.“, sprach er. „Sie ist dein...“ Das Krächzen verstummte mit einem Mal. Der Kopf sackte herunter, der Tod trat nun endgültig ein. Etwas schimmerte keine zehn Schritte von Meridian entfernt. Er sah langsam und feierlich hinüber. Dort prangte eine glänzende Krone aus dünnem Gold und mit Kupfer und Silber bestückt auf einem kahlen, zerklüfteten Felsen, mitten aus den Leichen heraus. Der Stein war schwarz, genau wie die verbrannten Gewänder und fauligen Häute der Toten. Er trat hinüber, langsamen, wartenden Schrittes, und streckte die Hand nach der Krone aus. Seine schlanken Finger umfasstem das Gold mit einem mal. Er drückte fest zu und hob sie vom Felsen. Irgendwo in seiner Nähe grollte es und es klang nach Schwertern, die gezogen wurden . Aber darum kümmerte er sich nicht. Für ihn war jetzt die Krönung wichtig.
    Er hob das feine Gebilde an und setzte es sich auf den Kopf. Ein kalter, aber dennoch wohliger Schauer durchfuhr ihn, ein Schauer, der ihn an die Nächte mit dem jungen Mädchen auf Burg Krakenstein erinnerte. Er zog das Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken und betrachtete es kurz im Licht der Sonne. Er fand es schön. Wunderschön. Dann schloss er einen Moment die Augen, und erinnerte sich an die Gestalt seines Vaters. Er war jetzt König.
    Er.
    Ein einfacher Krieger.
    Nein! Er war jetzt nicht mehr einfach! Er war jetzt legendär.
    Er war ein legendärer Krieger von Gordolon.
     
     

44
    DIE KRIEGER VON XANTENHOF
     
    Die Eisfrau wandte sich ab, das Bild des sterbenden Königs verblasste, sanfte Wellen breiteten sich über die nun schwarze Oberfläche des Spiegel aus. Silberne Korallen und Verzierungen hüllten das obsidianschwarze Kristallglas an den Rändern ein, sodass nur manchmal kleine Schimmer darüber huschen konnten. Ein Totenschädel aus kostbarem Metall schmückte die Oberseite des Geräts, aus den gegossenen Augenhöhlen erlosch ein dunstiges Licht, ließ wieder mehr Dunkelheit in den Raum kommen. Kerzen flackerten in einer Windböe, die plötzlich aufkam und die Skelette und toten Körper eisig durchfuhr, Spinnenweben tanzten schwerelos im Luftzug. An den Seiten hielten knochige Finger - ebenfalls aus Silber - den Spiegel, Finger, die in langen Sichelkrallen endeten, und auch die Zähne im Gebiss den Schädels waren schärfer und länger, als es normal hätte sein müssen.
    Der Raum besaß kein eigenes Licht, wie es die meisten magischen Hallen taten, sondern lange, weiße Kerzen mit warmen Flammen standen in gehauenen Felsnischen und leuchteten den Bewohnern des Felsens. Dichte Schwärze und rauchiger Dunst ging das erste Mal seit langem wieder vom Hadesfelsen aus, eine finstere Gestalt schlich wieder durch die düsteren Gänge, so, wie es lange keine mehr getan hatte. Die Türen, Fallgitter und Torbögen waren bewacht, Schattenwesen und Orks reihten sich an den Wänden, schwer bewaffnet und beeindruckend, vernarbt und verbeult ihre Gesichter, ledern ihre dünne Haut, muskulös und sehnig ihre Körper. Ab und zu huschten die

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