Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Zähne nach Innen gerichtet, eine triefende Schnauze und feuerrote, glasige Augen, Schlitze in weiten, unbehaarten Augenhöhlen. Das Gesicht und die Schnauze waren ohne Fell, einzig ein Zickenbart formte sich an der untersten Kinnspitze bedrohlich wie ein Stachel, schweißtriefend und von Blutverfärbt, gleich seinem Gebiss, sonst war alles von einer dicken, verschrumpelten, schwarzen Lederhaut überzogen, die fast überall Falten und Narben aufwies. Dann war der Koden wieder im Nichts verschwunden, so schnell, wie er eben aufgetaucht war. Er hatte Rocan nicht erwischt. Das feine Hemd aus Gras war zwar zerschlitzt und aufgerissen, dennoch ging es ihm gut und seien Haut hatte keinen Schaden genommen. Einzig die Anwesenheit dieser Bestie reichte aus, um ihn erstarren zu lassen. Er keuchte, und die Aussichtslosigkeit der Sache brachte ihm den Schweiß in die Augen. Aber es gab noch etwas anderes, um das er sich Sorgen machen musste.
Der Goran-Dämon.
Er musste sich in unmittelbarer Umgebung befinden, war nicht grad Orgama von diesem Biest beiseite geschleudert worden? War er nicht verletzt worden? Lag er jetzt nicht blutend zwischen den Felsen und rappelte sich auf? Er vernahm ein vorsichtiges, trappelndes Geräusch, kleine Steinchen bewegten sich, kullerten knirschend zwischen Staub weitere Felsbrocken hinab. Und dann kam der Fahrende zum Vorschein. Sein Gesicht war verschrammt, sein Atem ging schwer und sein Körper war von einem klebrigen Schweißfilm überzogen, der den Staub beherbergte, sich mit ihm mischte, sodass er vollkommen dreckverschmiert war. Wie das Monster aus dem Sumpf wirkte seine Gestalt, als er sich unter den Trümmern hervorwälzte, langsam seine Kraft wieder sammelte, während er nach seiner Waffe griff, bereit für die Kampftechnik des Westens und der Fahrenden.
Rocan wandte seinen Blick von dem sich erhebenden Mann ab. Es gab dort nichts weiteres mehr zu sehen. Ihm selbst ging es kaum besser, nur mit dem Unterschied, dass aus seiner Wange kein Blutrinnsal floss. Auch sein Körper war mit Staub und der benannten Körperflüssigkeit überdeckt, und wenn er etwas anderes schmecken oder riechen konnte als verklumpten Sand und den Gestank der Toten und die Bestie, dann war es Salz. Wie gebannt standen die Krieger da, unfähig den nächsten Schritt zu tun. Alle warteten sie auf etwas, keiner wusste, wo die beiden rasendschnellen Geschöpfe sich in dem Moment aufhielten. Schon lange war es nicht mehr kalt. Der Wind hatte stark abgeflaut und die Hitze des Kampfes stählte ihre Körper.
Der Kampf war der Weg; der Tod das Ziel.
So hieß es unter unerbittlichen Kämpfern, aber der junge Elf glaubte nicht daran, während er sein langes, wasserstoffblondes Haar kalt auf seinen schweißnassen Schultern spürte. Er glaubte an diesen Spruch:
Der Kampf war das Ziel; der Tod der Weg jedermanns.
Aber beide stimmten von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet. Jedoch war es nicht das, mit dem er sich jetzt beschäftigen sollte. Er hatte besseres zu tun.
Setze deine Magie ein! , befahl eine innere Stimme ihm, die zischend und leise war, eine raue, tiefe Männerstimme, die sich sogleich verlor, ohne wirkliche Realität zu haben, nur in seinem Kopf entstehend, obgleich nicht er es war, der gedacht hatte. Die Worte entstanden erschreckend schnell und befehlend in seinem Kopf, und schließlich musste er nachgeben. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Und sogleich schalt er sich deswegen. Mit Magie war so viel zu erreichen! Thronn hätte er damit helfen können, er hätte Goran vor einigen Stunden dort oben im Bergkastell besiegen können! Doch was hatte er getan? Still und verletzlich hatte er sich in eine Ecke verkrochen, und darauf gehofft, dass der Tag sein Ende nahm. Er fühlte sich schäbig, wie ein geprügelter, davongejagter Hund. Und das schmerzte ihn in gewisser Weise.
Setze deine Magie ein! , raunte die Stimme erneut, diesmal heftiger. Dann schüttelte er den Kopf. Es war damit einfach nicht getan. Er konnte sich nicht jedes Mal auf seine mentalen Fähigkeiten verlassen, denn meistens war es sowieso nicht mehr als nur fauler Zauber. Und solange er mit beiden Beinen am Boden stand, fühlte er die Macht in sich. Es war die Erdung die er hatte. Hexerei wurde aus den Dingen der Erde erschaffen, wie alles Übrige auf diesem Planeten. Warum nicht dann auch Magie? Der Zauber war eine Gabe der Natur, geschaffen aus den Elementen. Und dann kam ihm eine Idee. Er erinnerte sich an den Stein, den Timotheus ihm
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