Die Krieger von Gordolon (German Edition)
und stemmte sich hoch. Das Adrenalin hatte ihn kurzfristig verlassen und er taumelte mehr, als dass er kämpfte. Seine Glieder schmerzten, er spürte es jetzt deutlicher als zuvor. Duzende von Wunden gleichzeitig bluteten und vor seinen Augen begann alles zu verschwimmen. Aber er durfte nicht unvorsichtig werden! Die ganze Zeit über hatte er gekämpft, gegen Gegner, die weniger schlimm waren und viel Blut verloren, und jetzt sollte er auch noch gegen diesen Riesen gewinnen? Das letzte Mal, als er ihn gesehen hatte, war er kläglich geflüchtet. Das kam diesmal nicht in Frage! Vorsichtig drehte er sich zu dem aus vollem Halse lachenden Gegner um. Auch er versuchte ein Lächeln, um nicht ganz so kläglich auszusehen, aber es gelang ihm nicht. Verbissen hob er ein weiteres Mal das Breitschwert, ein Gewicht, das ihm diesmal mehr einen Nachteil als einen Vorteil versprach. Dennoch war er noch nicht bereit aufzugeben. Er setzte all seine Kraft in die nächste Attacke. Er riss die Waffe in einem verzerrten Kampfschrei hoch über die Schulter, stolperte auf Ramhad zu und wollte sie gerade nieder pfeifen lassen, als der Dunkle ihm spielerisch auswich und seine Klinge über seine Seite zog. Ein höllisch brennender Schmerz entstand, dann verschwamm wieder alles, die Sinne verwirrten sich ihm. Magie war in einem winzigen Funken in seinen Körper eingedrungen und schadete ihm, wo sie nur konnte. Sie setzte mehrere Körperfunktionen außer Kraft und ließ ihn stolpern. Kraftlos sank Kajetan auf die Knie. Der Zustand, dass er in den vielen Kämpfen zuvor schon genug Blut verloren hatte, rang ihn nun schon bei den ersten paar Minuten nieder und ließ ihn wie einen Schwächling aussehen. Er verbiss die Zähne und erhob sich mit einer Drehung. Schmerz brüllte in seinem Knöchel und er sog die eisige Luft scharf ein. Wie ein Messer schnitt sie ihm in die Kehle und er wankte seinem Gegner entgegen.
Diesmal aber überließ Ramhad sich nicht der Genugtuung, den Truppführer ein drittes Mal scheitern zu lassen, sondern griff gleich an. Und diesmal sah es schlecht für den Feldherrn aus. Zwar schaffte er es sich rechtzeitig in Position zu bringen, die ersten paar Schläge zu parieren, aber mehr hielten auch seine Muskeln nicht aus. Ramhad rammte dem erschlaffendem Körper das Knie ins Gesicht, sodass der Korpus hinten überkippte und röchelnd auf die Erde sank. „Sprich dein letztes Gebet, Menschenwurm!“ Er hob das Schwert hoch über den zusammengekrümmten Leib des Mannes, gelbrote Flammen züngelten an dem Stahl empor und leckten sich den Griff entlang. Ramhad s Miene war bösartig, garstig, gemein. Blutdurst lag in den Augen des Wandlers, jedoch keine Befriedigung. Hätte er gewollte, hätte er dem anderen sofort den Kopf abschlagen können. Ein halbtoter Krieger brachte nicht mehr das, was die Menschen als Blutrausch bezeichneten. Das gewisse etwas fehlte einfach. Und so war es für ihn nicht mehr als jemanden umzubringen, der sowieso innerhalb der gleichen Zeit verreckt wäre.
Josias Kajetan stöhnte, Blut füllte seine Lunge und unsagbare Schmerzen pochten ins einem Körper. Das Verlangen zu atmen wurde immer größer! Sein Körper bäumte sich auf, während er keuchend und saugend um Luft rang. Scharf sog er sie ein, doch sie erreichte seine Lunge nie. Er erstickte, während sein ganzer Körper vor Schmerzen brannte, zertreten, zerstochen, aufgewühlt und verschrammt. „Krepier endlich!“, lachte Ramhad, der Wandler, und stach mit dem Schwert zu...
In dem Moment stand alles Still um Rocan. Kajetan. Er starb. Die Zeit, die er mit ihm und den anderen der Freitruppe verbracht hatte, schwirrte rasendschnell an ihm vorbei. Nein! Es durfte nicht passieren! Er sah die dunklen, hungrigen Augen des Truppführers vor sich, und dann wiederholte sich die Geste, wie der edle, magische Stahl sich in seinen Nacken senkte, wie kleine Flämmchen an seinem Zopf leckten, ein Zopf von langem, silberweißem Haar.
Der Stein, Rocan...
Zum ersten Mal dachte Rocan wieder an den Runenstein. Er sollte die Macht haben zu heilen, zu vernichten was böse und garstig war. Es war ein Zwang. Aber die Barriere...
Es ist nicht deine Schuld, dass Timotheus von uns ging...
Traure nicht um ihn...
Lügen! Alles Lügen! Rocan wusste das. Er war schuld! Er hätte seinen Großonkel nicht gehen lassen sollen! Jetzt war er wegen ihm gestorben! Dennoch wusste etwas instinktiv in ihm, dass es nicht so war.
Nein, du bist nicht schuld!
Die Wand zerbröckelte, so
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