Die Krieger von Gordolon (German Edition)
ihn an, als wären Jahre vergangen. Er wusste nun, dass sich sein Körper in Geistesform bewegte, dennoch brachen seine Worte am Ende des Satzes, ein Resultat seiner Überraschung, doch der Beginn des Satzes war von beinahe Grenzenloser Erfurcht getrieben worden. Sein eigener Schatten hob den Blick, reckte das Kinn kühn empor, bevor er seine völlig intakte Bewegungen registrierte. „Ich...“
Du bist eingetreten in das Reich, das dem Almmächtigen gehört. Allagan sprach mit der Stimme Kajetans, auch wenn eine seltsame Ironie in ihr lag, die wohltuend und befriedigend wirkte, beruhigend und großherzig. Bekenne dich: Glaubst du?
„Mein Herr ist Argon, er ist es, für den ich mein Schwert in die Schlacht führe!“
Der Dunkle nickte erkenntlich. Glaubst du, dass es wirklich Argon ist, den du hier nach deinem Tode antriffst?
Er hatte es gewusst! Er hatte gewusst, dass er tot war, dennoch traft ihn die Begebenheit, dass es ein anderer laut aussprach, hart, wie ein Schlag in die Magengrube und für einen Moment glaubte er, dass er von einem Schwindelanfall gepackt wurde, und er wankte bekümmert umher, bevor ihm eine Stimme zuflüsterte, dass dies höchst ungewöhnlich für einen Geist war. Es fühlte sich anders an, tot zu sein, als er geglaubt hatte, oder war etwa noch nicht alles vollbracht? War der Berg noch nicht überwunden, stand er erst an der Pforte des Jenseits? Glitt er gerade auf dem schmalen Grad zwischen Himmel und Hölle? War er von ihrem Wächter selbst aufgegriffen worden? Wilde Fantasien peinigten sein Gemüt, und er schüttelte einige Male den blassen Kopf, bevor er wieder weiter auf die Fragen des Anderen eingehen konnte. Er schüttelte erneut den Kopf, diesmal als Antwort. „Nein, ich weiß es nicht.“, gab er resigniert zu.
So bist du also nicht sicher, was dich hier erwartet, und, was noch viel schlimmer ist, kein Gläubiger?!
„Nein...“, antwortete Kajetan verwirrt.
Deine Antwort entscheidet darüber, ob du in den Himmel oder die Hölle gehen wirst.
Er hob erneut den Blick, starrte seinen Gegenüber mit den gewohnten, hungrigen Blicken an. „Wo werde ich hingehen?“
Erkennst du den Ort wieder, den ich dir zeigte?
„Nein, verdammt!“ Wut quoll plötzlich in ihm auf, die scharfe Stimme des Schattens verwirrte ihn und er hasste ihn dafür, dass er ihn in solch einer Unwissenheit hielt. Eine steile Falte entstand zwischen seinen Augen, und im nächsten Moment war es, als würde der Blick des Anderen ihn einschüchtern. Es war, als begegnete er sich selbst im Spiegel, als würde er sein eigenes Ich herausfordern, als würde er das Schwert selbst gegen sich erheben. Und es erschreckte ihn.
Es ist einzig eine Frage der Zeit, bist du verstehen wirst.
„Was werde ich verstehen?“
Das Geheimnis dieser Welt... Seine Worte glitten wie Samt durch den Raum, ein sanft wehender Schleier, getragen von einer milden, sommerlichen Briese. Du kennst die Antwort bereist. Sie liegt in dir, einzig und allein du bist fähig sie empor zu holen aus der Dunkelheit deines Ichs. Denn ich bin nicht mehr fähig mich auf dunklen Pfaden zu begeben, meine Zeit war nur begrenzt, und ist nun verbraucht. Einen Moment verharrte er in Stille, dann erhob er erneut das Wort: Einen Tipp will ich dir jedoch geben: Forsche nach dem Licht! Und du wirst finden, was du erhoffst zu suchen, was du jedoch verbargst, verbargst in der Schuld, die auf dir lastet. Schon seit langem trägst du ihr Gewischt.
„Ich habe viele Leben genommen.“, sagte er monoton und seine Augen glitten einen Moment suchend herum, doch die Schwärze war zu dicht, als dass er etwas hätte erspähen können. Eigentlich glaubte er auch gar nicht daran irgend etwas erspähen zu können. Er wollte nur einfach nicht in das Gesicht seiner Selbst blicken, sich wider seinen Willens von sich ertappt fühlen. Alles in allem war es eine groteske Situation, in der er sich befand, und die ihn hinderte etwas anderes als Gleichgültigkeit zu empfinden. Es war, als wäre er neu geboren, als würde er alles wissen wollen, und wenn man es ihm dann erklärte, würde er nur auf bereits erhaltene Informationen stoßen, die sich langsam aus einem früheren Leben heranrollten, verwoben mit einem Netz aus Ahnungen und Gefühlen, die er hatte, wenn es darum ging blind eine Entscheidung zu treffen. Es war das Bauchgefühl, dass man hatte, wenn man die Wahl zwischen zwei Dingen hat, die sich gleichgestellt sind und man dennoch lieber das Eine nimmt denn das andere.
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