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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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einen Tick Größe. Ein passendes Tischchen stand daneben, darauf eine Öllampe aus Messing. Ganz weit im Zimmer - es war Fensterlos - befand sich neben einem saphirblauen Wandbehang eine Spiegel aus Kristallglas. Er hatten einen stark verzierten Rand aus Silber, welcher sich in langen, korallenähnlichen Fortsätzen ein paar Zoll weit ausbreitete. Mit Hilfe der Kerze zündete Ascan schließlich die Öllampe an und nun ergoss sich das Licht durch den ganzen Raum, ließ aber trotzdem flackernd einige Ecken unberührt von der Helligkeit.
    „Gute Nacht, Milliana... Das hoffe ich jedenfalls...“ Die letzten Worte seines Nachtgrußes hatte er nur leise zu sich selbst gesprochen und so erntete er nur ein schwungvolles: „Gute Nacht!“ bis es dann schließlich erebbte und er die Tür schloss.
    Er schämte sich leicht und war traurig, dass seine Schwester immer noch nicht das komische in seiner Stimme erkannt hatte. Konnte oder wollte sie es nicht verstehen? Diese Frage blieb offen und er hatte auch dann noch nicht die Antwort herausgefunden, als er sich noch einmal vor dem Spiegel betrachtete, wollte sehen, zu was er es in diesen mehr als achtzig Jahren gebracht hatte. Die Furcht hatte sich etwas gelindert, als er spürte, dass seine Tür fest verschlossen war und keiner dieser dunklen Männer unbemerkt und ohne, dass er die Türklinke vernehmen würde, in sein Schlafgemach eindringen konnte. Da musste er an seine Schwester, Milliana, denken. Was währe, wenn die Schattenwesen sie ihn ihre Klauen bekommen würden, sollten sie wirklich existieren? Der eisige Hauch des nahen Todes begann sich wieder über ihn zu legen, versuchte ihn einzuschließen und festzuhalten, zwang ihn plötzlich wie gebannt auf die Oberfläche seines Spiegels zu blicken. Nicht etwa auf sein Spiegelbild, sondern direkt auf das Kristallglas des Spiegels. Ein Schauder zog sich von seinen Fersen an bis in seinen Nacken hinauf und der Angstschweiß rann ihm über Gesicht und Brust. Warum hatte er überhaupt Angst? In seinem Zimmer gab es keine Regung, nicht die geringste und trotzdem erschauderte er. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass ihm der Spiegel diese Angst einjagte. Verzweifelt versuchte er den Sog, den das Kristall auf ihn ausübte, niederzukämpfen, doch egal wie stark er sich mit dem Spiegel stritt, dieser blieb der Sieger. Jetzt schien er wie in einen Traum zu fallen, sah Schnee, eine einsame Insel, mitten im Eismeer, winzig und mit nur einem Hügel, überzogen mit Schnee und Spitzhängen aus Gletschereis. Mitten in diesem Schneetreiben stand eine Frau, sie war jung und schön, wurde nur von einem schwarzen gewand aus zerfetzten und durchlöcherten Leinen bekleidet. Blitzartig schien er auf die Insel und auf die Frau, die in schrägen Kontrast zu den weißen Hügeln stand, zuzurasen, nein, sie kam ihm entgegen und jetzt erkannte er auch, dass es sich im Spiegel anspielte und gar kein Traum war. Der Bann, in den ihn der Spiegel geschlagen hatte, war hart und zwingend und so sehr er es auch wollte, konnte er sich dem Kristall nicht abwenden. In seinen Knochen plagte ihn der Schmerz, sie waren nicht mehr länger fähig ihn zu halten, doch irgendwie schaffte er es über diese inneren Wunden hinwegzusehen und ganz mit der Seele des Spiegels zu verschmelzen.
    Die Frau lockte ihn und plötzlich begann sie mit sanfter, aber dennoch eisiger Stimme zu flüstern: „Du weißt, dein Tot ist nah. Siehst du ihn? Hast du ihn vernommen? Spürst du den Klang der Glocken, die an deinem Todestag läuten, schwarz und durchdringend, wie das Klirren von Eiswürfeln gegen ein Glas? Ja, ich bin dein Ende. Oder auch nicht, es liegt ganz bei dir. Man nennt mich Melwiora Riagoth, was Eisfrau bedeutet. Kennst du mich?“ Das Mädchen, dass er mitten in der Schneelandschaft völlig nackt, nur mit einem Stofffetzen bekleidet gesehen hatte, hatte nicht den Mund beweget, denn die Worte entstanden wie durch ein Wunder in seinem Kopf. Verführerisch hob sie den Arm, lächelte und winkte ihn mit den Fingern zu sich. Ihre Augen waren meergrün und strahlten eine selbstsichere Überlegenheit aus, ihre Haare lang und pechschwarz. „Es ist lange her, dass mich dein Vater gesehen hat.“ Fast unmerklich hatte sie wieder zu sprechen begonnen, umklammerte ihn von neuem mit ihren bittersüßen Worten. „Ah... Du willst mich? Du wirst mich bekommen, wie dein Vater mich bekommen hat... auf dem Totenbette noch habe ich ihn verführt...  Er war mir gehörig. Doch dafür hatte ich auch

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