Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
Vom Netzwerk:
über seine Haut gelegt, seine Kleider hatten sich mit dem Nieselregen vollgesogen, und waren nun schwerer denn je. Jedenfalls empfand der Junge es so, als er tief durchatmete, und dann seinen Mantel und den Köchern mit Pfeilen über seine Schulter legte.
    Im Vorbeigehen sah er nur kurz zu seinen schlafenden Gefährten. Er bewegte sich mit solcher Kälte, dass er glaubte, er würde zu ihnen gehören. Zu ihnen, den dunklen Gestalten, die sich durch den Schatten bewegten. Wie beiläufig zog er einen langen, dunklen Pfeil aus Ebenholz aus seinem Köcher. Glatte Spitzen von Taubenfedern waren am stumpfen Feilende mit einem goldenen Bändchen fest versponnen, und die Spitze angehaucht von einem dumpfen Blauton. Aber vielleicht war es bloß ein Irrtum. Alles hier in seiner Gegend bestand beinahe nur aus drei Farben: Blau, Grau und Schwarz. Verschiedene Schattierungen und Nuancen mischten sie, um die Feinheiten herauszubekommen, stimmten alles fein ab, sodass es schien, als gehöre diese Welt bereits schon zur Schattenwelt. Ob es wirklich so war, konnte er nur erahnen. Aber im Prinzip glaubte er nicht daran.
    Mit stummen Schritten lief er durch das Gewirr aus faserigen Ranken und Wurzeln, bis er den von toten Blättern überdeckten Pflastersteinweg zum Turmeingang entdeckte. Die bläulichen Steine glitzerten von Tau besetzt, und die Tür in das Gemäuer, war durch nichts gesichert. Sie hing wortwörtlich in den Seilen, nur, dass es hier Scharniere waren. Vermutlich war das hier mal ein Stützpunkt gewesen, aber jetzt bestand es nur noch aus Holz und Stein, war verlassen, und niemand würde sich je wieder die Mühe machen, hie reine Wache aufzustellen. Mit einem leisen, beinahe peinlichen Knarren schob er die Tür auf, und trat hindurch. Der erste Raum war erfüllt von Dunkelheit, Windstöße hallten weit von oben die steinernen Stiege einer Wendeltreppe hinab.
    Rocan scheute sich nicht weiter in diese stickige, raue, von Spinnen dominierte Umgebung zu treten, sondern ging geradewegs auf den Absatz der Treppe zu, die sich aus grob gehauenen Felsbrocken in die Höhe rankte - immer im Kreis, immer im Kreis. In den Ecken und Winkeln standen verstaubte und zum Teil schon zertrümmerte Truhen und Kisten. Über allem lag eine dicke Schicht Staub, aber unter den leichten Schritten des Elfen wurden sie nicht empor gewirbelt, nicht geben ihren zauberhaften Tanz aufzuführen.
    Er ging weiter, betrat die Treppe und ging hinauf, den Bogen schussbereit in den Händen, den Blick immer nur auf sein Ziel gerichtet. Auf dem Weg zum Ausguck entdeckte er Schränke mit alten, aber dennoch gut im Stand gehaltenen Waffen, Haufen von Kanonenkugeln und Säcke mit Schwarzpulver zeigten sich hier und da. Es erschien dem Jungen - der nun kein richtiger Junge mehr war -, als würde dieser gesamte Turm als Vorrats- und Waffenkammer dienen, und noch immer benutzt werden. Keiner - egal von welcher Rasse - würde seine Sachen so einfach liegen lassen. Man würde sie mindestens beiseite Schaffen, oder gut absperren. Aber das hier schien ihm wie ein geheimes Versteck.
    Schließlich trat er wieder hinaus in die Kälte, Wind umfasste ihn, und hob seine Haare wie einen Schleier. Diesiges Licht segnete ihn, und leichter Regen prasselte auf seine Schultern. Ragón machte ihn zu einem formbaren Schemen, der sogar aus nächster Nähe nur als verwischter Schatten zu erkennen war. Er hatte vergessen, warum er hier heraufgekommen war, hatte nicht verstanden, warum er seine Gefährten nicht geweckt hatte. Er schätzte ihre Gesellschaft, wollte aber nicht, dass sie für ihn etwas riskierten. Wie gebannt starrte er auf das riesige Heer, das sich wie zähflüssiger Honig näherte und sich über die Hügel ergoss, ein Heben und Senken von grausamen Waffen, die geschaffen waren, um zu töten. Und wider sah er dieses unheimliche Glimmen in ihren erst leer erscheinenden Höhlen, umrahmt von schwarzem, verrottetem Gewebe, das sich in unzähligen Furchen und Falten dünn über die kantigen Gesichter zog, grausame Auswüchse bildete...
     
     

48
    TOD
     
    In dieser Nacht waren ihm Träume gesandt worden, nicht vom Schatten, sondern solche, die sich tief aus den eigenen Wünschen und Empfindungen zusammenstellen. Zuerst hatte er nur zugesehen. Aber dann war er überrollt worden von den Fluten ihrer Stärke und ihrer Dringlichkeit, wurde überschüttet mit prickelnder Kälte, die sich in die Geräusche von donnerndem Stahl auf Fels verwoben. Es war eine Erschütterung von

Weitere Kostenlose Bücher