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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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solcher Macht gewesen, dass er aufgeschreckt war, jedoch das ferne Hallen verschwand nicht. Noch während er die Vision, die keine war, vergessen hatte, war es ihm wie fortlaufend vorgekommen. Er war erwacht, und das Poltern hatte einfach weiter gemacht, und als er jetzt hier oben im kühlen Wind stand, den intensiv stinkenden Xanter-Sumpf und die Zypressen unter sich, fiel es ihm langsam wieder ein, warum er hierher gekommen war. Er hatte sehen wollen, wie groß das Ausmaß der Feinde war, wie viele mit ihren scheppernden, rostigen Rüstungen in die Furten schritten, bis zum Knöchel im schlickigen Wasser versanken, und dann - ohne je tiefer zu sinken - weiterzumarschieren. Es war ein Marsch von Toten, und die Macht, mit der er auf den Westen treffen würde, würde verheerend sein. Alles würde niedergebrannt und zerstört werden, ganze Landstriche würden noch Monate danach ausbrennen.
    Er senkte das Haupt, und schloss die Hände zu Fäusten, den Bogen längst wieder beiseite gelegt. Kämpfen gegen diese Übermacht wäre sinnlos. Er musste fliehen. Noch diese Nacht. Allein würde er zum Hadesfelsen gehen, nicht zulassen, dass die anderen ihm haltlos in den Tod folgten. Immerhin lag es an ihm zu entscheiden. Und er würde das Böse vernichten. Egal wie, auch wenn er selbst dabei sterben müsste. Es wäre ihm schlicht und ergreifend egal, was die anderen denken würden. Das einzige, was zählte, war, dass der dunkle Herrscher besiegt, und die Schattenorks wieder zu Staub zerfallen würden.
    Plötzlich legte sich ihm eine sanfte, aber dennoch raue Hand stützend auf die Schulter. Rocan zuckte bei dieser Berührung wie unter einem Hieb zusammen, dann hob er den Kopf, und erwartete das, was folgen würde. Auch, wenn es der Tot war.
    „Du wolltest allein gehen, nicht wahr?“ Die Stimme war ein leises fisteln hinter ihm, und er spürte die Wärme, die dieser andere Körper verstrahlte. Dennoch sah er stumm zu Boden. „Wir fahrenden hören es, wenn sich das Laub bewegt, auch wenn wir schlafen.“ Kellen bewegte sich einen Schritt auf den Elfen zu. „Ich weiß, warum du das tun wolltest.“, flüsterte er ihm zu, wobei gräuliches Haar von Luftzügen gehoben, und in langen Wellen durch die Gegend gewirbelt wurden, wie die bunten Blätter im Herbst. Unverband musste der junge Warrket ans rote Herbstland denken. „Ich hätte es an deiner Stelle genauso getan.“ Er bewegte sich lauernd und leise wie eine Katze um ihn herum. Sein Blick leuchtete düster, war plötzlich wieder der eines Mörders, der die Familie seines Bruders kaltblütig zur Strecke gebracht hatte. Das silberne Kettchen an seinem Handgelenk rasselte. „Nur...“ Er schien zu überlegen. „...hätte ich es schlauer angestellt.“, brachte er den Satz schließlich zuende. Er stand jetzt genau vor dem Schweigenden, beide Diebeshände auf dessen Schultern gelegt. Ihre Blicke verflochten sich ineinander, und einen Moment lang wusste jeder, was der andere dachte. Wahrscheinlich peinlich berührt wandte der Fahrende den Blick ab, zeichnete mit der Hand eine ausschwenkende Geste in die Luft, und sprach weiter, ohne ein weiteres Mal auf dieses Thema zurückzukommen: „Wie lange kannst du die Luft anhalten?“ Sein Ton war eindringend.
    Rocan beunruhigte die plötzliche Gewichtigkeit in seiner Stimme. „Was...?“, versuchte er anzusetzen, aber da war der andere schon daran ihm die Frage zu beantworten.
    „Wir brauchen einen Plan!“, sagte er schlicht. Sein Blick war nun wieder freundlich, die Kälte und die Schwärze waren aus seinem Blick gewichen. „Und ich habe bereits einen.“
    „Wie lautet er?“ Der Elf versuchte sich zu Bewegen, aber seine Glieder waren wie eingefroren.
    „Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir vor dem Schatten am Blutsee standen?“ Er sah den Kleineren einen Augenblick fragend an, redete dann aber einfach weiter: „Rune, der Feigling, ist geflüchtet, als der Geist von seiner Abtrünnigkeit und der Sucht nach der Eisfrau erzählt hat!“ Angespannt nickte Rocan. „Nun,“, fuhr der andere seine Erzählung fort, „ich sah ihn vor einigen Stunden. Er ging nach Nordosten, versuchte einen weitern Bogen um das Heer zu schlagen. Aber nach meinen Vermutungen nach, wird er doch irgendwann zurück zum schwarzen Turm gehen, denn er sucht sie, braucht sie.“ Seine geballte Faust erbebte unter dem plötzlichen Kraftaufwand, den er einsetzte. Er sprach jetzt so einschneidend, dass Rocan nicht umhin konnte, um ihm Glauben zu schenken.

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