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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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felsige Adern pumpte. Vorsichtig und mit zitternden Fingern ließ Thronn seine Hand zurück unter seinen Mantel gleiten. Sie war kalt wie ein Eiszapfen, brannte und jeder seiner Knochen schien zu Eis zu zersplittern, unglaubliche Kälte ging von seiner Hand aus...
    Es war jedes Mal so, wenn er Magie benutzte, er hatte die Kälte aus dem Herzen des Greifs gesogen und dafür seine Wärme gegeben. Es war schmerzhaft gewesen, doch es hatte sich gelohnt. Der zuerst noch Steingraue war zu einer rötlichen Gestalt mit goldgleißenden Augen geworden, deren dürre Glieder und kräftige Pranken sich über den kalten Sims schoben. Das Wesen hatte lederne Flügel und aus seinem zahnlosen Kiefer drang ein erwachendes Ächzen und Stöhnen.
    Der Hexer atmete eine Rauchfahne aus, als er endlich wieder das warme Gefühl in beiden Händen hatte, dann schickte er den Roten an:
    „Geh, mein dunkler Seraphim! Bring mir bald Kunde von dem Mann mit der Angst vor dem Eis Riagoth s!“ Der steinerne Seraphim erhob sich lautlos und wie ein großer Schatten von seinem Stammplatz in die Lüfte, schwebte höher und war bald außer Sichtweite, doch der Magier wusste, dass der Rote mehr sehen konnte, als jeder andere Mensch. „Bring mir Kunde...“ wiederholte er noch einmal, bevor er sich dann in eine verwüstete, abgeschirmte Nebengasse fallen ließ.
    Das Geräusch, mit welchem er auf dem Boden aufkam, war nur leise und hätte niemand hören können. Erleichtert zog Warrket sich wieder die schwarze Kapuze vors Gesicht, schlang den langen, ebenfalls obsidianschwarzen Mantel enger um sich. Verschnaufend lehnte er sich gegen die Hauswand und warf einen Blick aus den trübenden Schatten heraus auf die Straße, wo gerade noch der ängstliche Mann gelaufen war. Nun hoffte er, dass der Seraphim ihm wirklich gute Neuigkeiten bringen würde, denn das war es, was er jetzt brauchte. Noch so einen Vorfall wie gestern im Lokal konnte er nicht gebrauchen, schon gar nicht deswegen, weil gewiss einige Leute, die das Haus verlassen hatten, bevor der Mörder sie fassen konnte, ihn gesehen hatten. Irgendwie musste er herausfinden, wer diese Leute waren. Der einzige Name der ihm einfiel, war Katren Arsca, es hätte zwar nur eine Finte des Wirts sein können, doch das Risiko, dass es keine war, war einfach zu groß.

4
    DER FALL
     
    Der Tag neigte sich dem Abend zu, die Sonne ließ ihre Strahlen über die Bergkämme, die rau und schroff waren, die Grenze von Ländern bildeten, tasten, versuchte für einen gleißenden Augenblick die Schatten aus den Ecken zu verbannen, doch es gelang ihr nicht, das helle Licht sichte schwächer werdend durch die hellen Baumwipfel, erlosch in einem Teppich aus purpurnen Farben, die sich über grasige Hügel und den Horizont legten. Viele Schatten versuchten länger zu werden, rafften sich auf, die Gelegenheit zu nutzen und traten dann nur unter dem silbernen Licht von Mond und Sterne zum Vorschein. Mit einem leisen Säuseln strichen die Winde durch die herzförmigen Blätter der großen Bäume, Büsche und Farne und nur wenige Lichtungen gab es, welche die Sicht zum Himmel freigaben. Hier über diesem endlos erscheinenden Meer aus Bäumen hingen Schleier von Nebel und blasse Dunstfahnen, die sich ewig dort aufzuhalten schienen und nur die Stellen von kleinen Waldwiesen waren wolkenlos, verborgen, tief zwischen Kraut und Heide, zogen sie sich in kleinen Gruppen durch den Dschungel, bis zu den ansteigenden Hügeln, die sich später zu den großen, felsigen Ausläufen des Seebaldkamms entwickelten. Dieser Kamm war die Grenze, das Gebirge der Trennung des Landes, das Waldland erebbte hier zu einer Wüste aus Steppegras und zerklüfteten Felsen; das Hochland formte sich hier aus den größten Teilen des tiefen Waldlandes.
    Kurz vor den großen Felsen, am Saume des Rokronpasses glitzerten und funkelten die Silberseen in einer Pracht, wie sie es noch nie getan hatten, denn es war die erste Nacht, in der die zwei Monde von Gordolon zur gleichen Zeit voll waren, ihre Krater deutlich auf dem grauweißen Mondsand abzeichneten.
    In dieser Nacht stiegen Rauchfahnen vom ganzen Hochland auf, woben ihren Weg auf seidenen Bahnen in das Morgengrauen des anbrechenden Tages, der Tag am Ende einer mörderischen Woche.
    Der Schlachtzug der Dämonen aus dem Westen war blutig und unausweichlich gewesen, die lechzenden Kämpfer hatten das Große Tor der Hochländer zerbrochen, niedergefegt wie eine Streichholzschachtel, hatten sich durch unzählige

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