Die Krieger von Gordolon (German Edition)
zwischen den kahlen, silbergrauen Stämmen hervorschob, und den ersten Schritt ins kalte Morgenlicht machte. Sie hatte beide Hände in die Hüften gestützt und stand breitbeinig da, einen langen bogen und einen Köcher mit mehreren Pfeilen darin.
„Wer seid ihr?“, fragte der Seltsame, und seine Züge waren im Schatten seiner Kapuze verborgen. Er wirkte wie ein Geist, eine unwirkliche Gestalt, die sich auf etwas zu verlassen schien, was sich in ihr befand. Seine Waffen ließ er beinahe unbeachtet, als würde er sich nicht gebrauchen. „Sagt es schnell, denn es ist ein kühler Morgen!“
„Jorgan Trimith, Sir!”, antwortete Jorgan in einem erfurcht erbietendem Ton. Die Beiden musterten sich einen Augenblick.
„Was tut ihr hier in so einer einsamen Gegend, Trimith, wo es nur so von Dämonen wimmelt?“ Es war keine richtige Frage, die der Dunkle ausstieß, eher ein Hinweiß auf die Gefahren dieser Umgebung, die Jorgan nur zu gut kannte. Seine Hand schloss sich - aus welchem vermeintlichen Grund auch immer - zu einer Faust und er starrte den anderen aus unsicheren Augen an. Es war etwas Geheimnisvolles, dass dem Fremden anhaftete, etwas Bedrohliches in seinem Auftreten, dass Jorgan unter normalen Umständen sofort zum Schwerte greifen lassen hätte, aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Anspannung durch ein Lächeln zu mildern:
„Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf? Ich meine, jetzt bin ich damit dran Fragen zu stellen?“ Er grinste gespielt überlegen.
Der Fremde mit der Kapuze und dem seltsamen Mantel, der irgendwie undeutlich zu sein schien, tat es ihm gleich. „Da mögt ihr wohl Recht haben!“, gestand er schließlich und betrachtete einen Moment seine Stiefelspitzen. „Dennoch will ich euch zuerst über meine Herkunft berichten.“ Trimith runzelte die Stirn. „Ich komme aus dem Südosten, und ich und meine Freunde haben eine schwere Reise hinter sich. Zwei von ihnen sind verletzt. Und darum bitte ich, dass wir uns - nur für diesen Tag - in Eurer ‚bescheidenen’“ Er musste lächeln bei dem Wort, denn die Burg war auf jeden Fall etwas Bescheidenes. „Behausung aufwärmen dürfen.“
Jorgan nickte gleichgültig und tat eine abwinkende Geste mit der Hand, die auf alle auflockernd wirkte. „Es sei euch gewehrt.“, sagte er schlicht. „Doch nun verratet mir endlich euren Namen!“
„Ich bin Rocan Warrket,“ Der Elf hob den Kopf und streifte sich den Stoff vom Haupt, dann zeigte er auf die drei anderen Gestalten, die soeben aus dem Nebel getreten waren. „und dass sind Dunc Kingroh, Kellen Orgama, und Arth Patrinell, General des Hoch- und Tieflandes.“ Patrinell und Dunc sahen im Vergleich zu den beiden anderen reichlich angeschlagen aus. Während der Arm des Zwerges in einer Schlinge vor seinem Bauch lag, war das Bein des Talbewohners gebrochen und er stützte sich nur noch auf einem knorrigen Ast, um nicht völlig umzufallen.
„Aha!“, machte der Dämonenjäger und strich sich mit der einen Hand über den leichten Ansatz eines rotbraunen Vollbartes. „Was für eine bunt gewürfelte Truppe. Nun dann... tretet ein!“ Er deutete einen kurzen Knicks an und mit einer einladenden Geste weiß er auf die offenstehenden Burgtore hinter sich...
Die Einrichtung in Jorgan s Zimmer war, wie Rocan fand, völlig übertrieben nützlich und vollgestopft mit Gerümpel und Waffen. Schwerter hingen überkreuzt neben den Schädeln von Ungeheuern an den rauen, steinernen Wänden, die vom Boden bis zur Hälfte der Höhe mit dunklen Holzplatten vertäfelt waren, während der Boden aus beinahe pechschwarzen Holzdielen bestand. Hier und da standen verstaubte Tische und Bänke mit Krügen oder Arbeitswerkzeug herum. Der muffige Geruch von Alter und früherem Leben hing neben einer steinernen, gemütlichen Arbeitsatmosphäre in der Luft, die zum Denken anregte. In Kaminen prasselte das Feuer und durch ein kompliziertes Heizsystem wurden alle möglichen Gänge und Räume von den wohltuenden, gelblichroten Flammen gewärmt. Holzscheite knackten in ihrem Inneren, Ruß hatte die Innenseite der Öfen pechschwarz gefärbt. Die Decken und vielen Wandteppiche bestanden meistens aus den Haaren von Dämonenwölfen oder anderen Pelztieren, wachstropfende Kerzen standen neben Fackeln in rostigen Halterungen als Lichtquelle und ständig schien ein seltsamer Wind durch die Gänge und Flure zu rauschen.
Das große Feldbett, auf dem sich Dunc und Arth niedergelassen hatten, stand in einer Ecke des
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