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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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dass es keine Grenzen gab, und das war unfassbar. Wie war jemand fähig etwas zu schaffen, dass von unnahbarer Größe war. So etwas wie das Universum war das Anfang und Ende in einem, Geburt und Tod, und wieder neues Leben. Staub bist du, und zu Staub wirst du wieder werden. Asche.
    Um sie herum erhoben sich die Kronen des Berges, Keile von ungerührter Macht, die das Haupt des Felsens zierten, bis in den Himmel ragten, und das schwarze Nichts vor Millionen von Sternen schien. Es war der höchste Punkt der heulenden Kämme, nur von einer Seite durch einen Geheimgang erreichbar.
    Trotzdem konnte sie nicht umhin ihrem Meister zu dienen, und so hatte sie ihn auch wiederbeleben, und seine Armeen bereiten müssen, ohne, dass sie es wollte. Es war das, wozu sie geschaffen worden war. Ihr Bild spiegelte ihren Geist wider, aber es war nicht ihr wirkliches Äußeres, was sie zeigte, sondern nur ein Trugbild. Ein Abbild vieler der Frauen, die der Dunkle vergewaltigt und getötet hatte, oder sich immer noch an ihnen labte. Und mit jedem seiner Opfer würde sie sich verändern, würde wachsen, vollkommener werden. Aber ihr echtes ich würde im Verborgenen bleiben. In Wirklichkeit war sie gestaltlos, ein Baumstumpfartiges Ding, hier und da verwoben mit fauliger, toter menschlicher Haut, umrankt von dicken, knorrigem Wurzelwerk, einzig ihre Augen waren die Selben, normalerweise eingelassen nur in ein flaches Stück knotiges ‚Holz’. Wenigstens schien ihr Gewebe so. Tatsächlich waren es nur Leichenteile, Misshandlungen, und Geschwüre, Verkrüppelungen und Verrenkungen der Glieder, eine Missgeburt, im wahrsten Sinne des Wortes. Gezeugt war sie nur zum Teil mit Magie, gemacht vom zweiten Muragecht, ihrem Vater und seiner teuflischen Magie, und ihrer Mutter, ein kodengleiches Geschöpf. Und so war sie ein Teil Mensch, ein Teil Tier, und ein Teil der Magie, der haltlos in ihren Adern pochte. Und trotz dieser geeinigten Hässlichkeit war sie fähig etwas Schönes, Begehrenswertes zu sein. Auch wenn es sie kränkte, wenn man nur aufgrund der Gestalt, die sie ihnen vorgaukelte, geliebt wurde. Daraus entstand ihr Hass, ihre Wut auf die Welt, und ihre Liebe zu ihrem Vater. Er hatte sie genommen, wie sie war, hatte auch sie verführt und vergewaltigt, war in ihre veränderte, ausgefranste und verunstaltete Weiblichkeit eingedrungen, und war von madenähnlichen Tentakeln aus ihrem Unterleib umfangen worden. Es war pure Groteske gewesen, abstoßend und ekelhaft, und dennoch fühlte sie sich von seinen toten, blutlüsternen Augen angezogen.
    Für jemand anderen hätte es einfach nur wie von einem kranken Hirn entsprungen gewirkt, doch für sie war es so etwas wie Liebe gewesen, dass sie dabei verspürte.
     
    Der Tag war unglaublich kalt und von Dunst verschleiert herangebrochen. Hatte sich aber dann, als sie einen weiteren Hain betreten hatten, schlagartig geändert. Die Sonne brach über das Land herein, ein Glutofen der Hitze, der sich als gleißende, grelle Scheibe über den Felsen bewegte, als würde das Ende der Welt hereinbrechen und Tausende von feurigen Blitzen begannen aus dem flüssigen Gold zu schnellen, Strahlen versengten mit Tau bedeckte Wälder und Wiesen, tauchte schneebedeckte Bergkronen in ihr Licht. In der Luft war es feucht, Wind kam nur stellenweise und als leichte Briese auf, trug den Geruch des späten Frühlings, der nassen Baumrinden und trockenen Eichenblättern, Wolken und Nebelschwaden, milchiger Dunst hing dicht unter dem Himmel und kroch zwischen die Windungen des Waldes, entfernte sich von den saftigen, kniehohen Wiesen des Hochgrases und verschwand schließlich ganz.
    Und als es zu dämmern begann, verstummte alles, die feinen Stimmen zwischen den Blattkronen erstarben mitten im Lied, und eine Sekunde lang brachte niemand auch nur einen Ton heraus. Das Geflecht aus Zweigen und den taubelegten Netzen von Spinnen ließ zu, dass es wie flüssiges Silber schien, dass sich über diesem Ganzen gelegt hatte und so drangen nur lange, gleißende Finger aus Gold durch den dichten Baldachin, die Schönheit und Gelassenheit der Natur pulsierte. Dann zerrten Axtschläge die Ruhe davon, das Geräusch von sich spaltendem Holz war plötzlich laut und erschreckend. Schlagartig stoben die Kraniche und Fischreiher von ihren Nistplätzen zwischen den feuchten Wiesen auf, ließen nichts anderes als glänzende Pfützen in dem graubraunen Schlick zurück, der die durchnässten Stellen umgab.
    Es war früher Sommer und bald

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