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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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ihm wohnte ständige Bereitschaft, und dennoch war er gelassen, machte Späße, und fast immer haftete ein Lächeln auf seinen Zügen. Während er zu einem erneuten Schlag ausholte, fragte er sich, was wohl aus der merkwürdigen Erscheinung dieses Jungen geworden war, der sich letzten Morgen bei ihm eingefunden hatte, und diese Nacht schon wieder verschwunden war. Er selbst hatte ihn unweit von Burg Wolfenstein inmitten einer Horde toter Leiber und versteinerter Bäume gefunden, wo er scheinbar kraftlos zusammengefallen war, auf seinem Blick lag nur noch ein schlaffer Ausdruck, und beinahe alle seine Körperteile waren zerkratzt oder zerstochen gewesen. Er hatte ihn aufgenommen, und zu sich in den Bergfried getragen, wo er ihn dann vor dem Feuer abgelegt hatte, schließlich auch noch seine Wunden verband. Es tat ihm einfach gut, Leute zu heilen, es war für ihn so etwas wie ein Ausgleich, dass er andere Lebewesen tötete. So war seine Stirn nie von Gram oder Furcht durchfurcht, nur kleine Lachfältchen lagen um seine Augen, zierten seinen Blick und machten ihn sympathisch. Er war noch relativ Jung, aber seine Arbeit hatte seinen Körper schneller altern und hier und da eingefallen werden lassen. Deutlich konnte man die Rippen an seiner Seite zählen, und überall schien er blaue Flecken oder Blutergüsse zu haben. Er glaubte, es kam von der ständigen Anspannung, die er besaß, wenn er auf die Jagd nach seiner speziellen Beute ging. Man mochte meinen, er würde die Toten essen, die er abgeschlachtet hatte, doch dem war nicht so. Wenn er Zeit hatte - und das war nur selten - kletterte er die Hänge hinauf und jagte weiter oben in den Bergen Karnickel, die oft aus ihren Löchern und über die kargen Hänge schossen.
    Für ihn war es ein erfülltes Leben, dass er führte, und nichts würde ihm jemals das Lachen nehmen können, und der rumorende Hunger in seinem Magen schon gar nicht. Schweiß und Sägespäne bedeckten die Haut auf seinen rauen Händen und seinem Gesicht, und er ließ auch noch den letzten der Scheite mit einem durchdringenden Krachen zersplittern, fuhr sich dann mit den Fingern der rechten Hand durch die Haare. Schnaufend stieß er die Luft zwischen den Zähnen aus und trat ungeduldig von einem Bein auf das andere, während er sich auf die Axt stützte. Es war eine Streitaxt, gemacht aus einem schönen Stück Kirschholz und dem Erz aus den nördlichen Eisenbergen. In gewohnter Resignation suchte er den Waldrand nach Bewegung ab, erforschte jedes noch so kleine Detail. Gestern, als der Junge abgehauen war, war er vom Krach geweckt worden, der irgendwie aus dem Süden zu kommen schien, und dünne Rauchfahnen hatten sich gen Himmel gewunden. Ein glühender Feuerschein war am Horizont zwischen den meistens blattlosen Wipfeln erkennen zu wesen, ein Leuchten, dass sich stark von der Schwärze der Nacht abgehoben hatte. Jetzt rauchte es dort immer noch, aber das Geräusch wie von Hämmern auf Schmiedeeisen war nicht mehr zu hören. Der Himmel in der Richtung war nur blass blau und über ihm hingen dichte Wolken, Stille herrschte nun, bis auf ein sachtes, monotones Stampfen wie von einem Erdbeben, was aber hier so leise und ohne besonderen Grund war, dass es für Jorgan beinahe unwichtig war.
    Als er alles abgesucht, aber nichts gefunden hatte, zuckte er die Achseln, und wollte gerade wieder den Kopf senken und das Werkzeug neben dem Klotz ruhen lassen, als sich plötzlich eine Stimme erhob, süß und lieblich, dennoch hart und befehlend. Er glaubte die eines Elfen zu hören und starrte unverband in die Richtung, in der er das Geräusch wahrzunehmen geglaubt hatte. Nichts regte sich, nicht einmal die kleinste Nuance von Schatten war bemerkbar, alles war grau und leicht vom Nebel verhangen, aber der Ruf war nicht in irgendeiner Weise verschleiert gewesen werden. Langsam machte sich Unbehagen in ihm breit und er glaubte schon an eine Täuschung.
    „Heda!“, wiederholte sich der Ruf, diesmal eindringender und wirklicher, und der Dämonenjäger zuckte regelrecht unter dem Aufflammen von Geräuschen zusammen.
    „Wer... Tretet hervor, Kerl!“ Er versuchte gefasst zu klingen, und um seinen Ernst zu unterstreichen hielt er den Stiel der Streitaxt fester umklammert, ließ aber dennoch gesenkt, um keinen angriffslustigen Eindruck zu erwecken. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Und dann glaubte er irgendwo in der Ungewissheit ein stummes Nicken festzustellen, und es überlief ihn kalt, als sich eine vermummte Gestalt

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