Die Krieger von Gordolon (German Edition)
tiefe Falte gegraben. Die anderen taumelten mehr hinterdrein, als dass sie ihm folgten. Ihnen hatte dieser scharfe, hitzige Ritt wirklich viel abverlangt. Sie glaubten, dass es noch einige Stunden dauern würde, bis weitere Führer der Orks auftauchten und diesen riesigen Irrtum klarstellten. Aber die Zeit musste ihnen reichen um wenigstens den größten Teil auszumerzen, wenn das überhaupt möglich war. Wie über Watte schienen sie nun hinwegzugleiten und das einzige, an was sie sich festhielten, waren die durchtränkten Zügel ihrer schnaufenden Schlachtrösser. Der eine, Grob s Pferd, hatte einen langen, schmalen Kratzer am Hinterschenkel abbekommen und die Haut schien sich entzünden zu wollen, ein Programm, was sie hoffentlich nicht zu schnell absolvieren würde. Die Talbewohner seufzten, voll von Blessuren und Prellungen, schweißverklebten Haaren und einem Gesicht so rot wie die Flammen des Lagerfeuers, welches die Elfen vor einigen Stunden auf der Ebene errichtet hatten. Sie hatten nicht nur dies getan. Die Bewohner von Krakenstein hatten ihre Phantasie spielen lassen und ohne großen Rückhalt Fallgruben auf den Ebenen ausgehoben und zusätzlich den Boden mit Öl getränkt. Hätte der Mond voller geschienen, hätte man die im Licht wie ein Regenbogen Schimmernden in wahrer Pracht auf den breiten Halmen glänzen sehen. So aber blieb es versteckt und ungeachtet, man konnte denken, es handele sich um Reif, der noch vom Morgen liegengeblieben war.
Nach etwa einer Viertelstunde trafen die drei weißen Reiter mit ihren Hengsten im Hintergrund am Lager der Elfen und Westler ein, die sich hier einen rechten Wall aus Zweigen und Wurzeln gepflanzt hatten, den man gut als Deckung und als Sichtschutz benutzen konnte. Die Ier würden kaum den Unterschied zwischen absichtlich platziertem und zufällig platziertem Holz im Dunkeln erkennen, im Übrigen würden sie es sowieso - so aufgerieben und hirnlos die Kampfmaschinen ohne Geist waren - nicht darauf achten, sondern nur weiter auf sich selbst dreschen, immer noch in dem verblödelten Glauben, sie würden gegen einen wahren Feind kämpfen. Hier auf dieser kleinen, ausgetretenen Lichtung waren große, grasfarbene Zelte aufgeschlagen worden und hier und dort schärften Ritter funkensprühend ihre Klingen, glänzende Ornamentale im diesigen Laternenlicht der Elfen, dessen Gehäuse jeweils über den Zelten an Stangen befestigt worden war. Der Boden war mit halb verrottetem Laub bedeckt und aus nicht allzu weiter Entfernung tobte ein Krieg, den vermutlich keiner der beiden gleichgesinnten Heere gewinnen konnte... Dort auf einer Bare lagen Ingraban und Wye, eng nebeneinander, aber im Gegensatz zu dem einfach nur schwer verletzten und stark blutenden Wye, war die Maske des Clanmanns von Verwirrung und Irrealität bedrückt. Ständig stieß er ein zischelndes Lachen zwischen den Zähnen hervor, prustete dann, als ihm die Spucke im Halse stecken blieb und Schweiß verwischte die blauen Farben seiner Kriegsbemalung. Eszentir musste angesichts dieser Tragödie erst einmal schlucken, bevor er fahrigen Schrittes in das Kommandantenzelt hereinplatze, mit einer wirschen Bewegung die Zeltplane einfach beiseite fegte.
„Irmin...“ Der verdutzt dreinblickende Darrliong starrte ihn an. „Ich hatte Euch nicht erwartet...“ Etwas schien sich in die hinterste Ecke zurückzuziehen, dunkel und zischend, gehüllt in einen pechschwarzen Mantel. Aber Eszentir war von Egalität und Resignation geschlagen, zog deshalb sofort - ohne dabei hastig oder erschrocken zu wirken - ein langes Messer aus einem Gurt an seiner Seite. Die Schneide funkelte nur kurz, dann verschwand sie unter dem Kinn des erregten Truchsess. „Was...“
Eszentir drückte fester zu. Hätte der Statthalter in diesem Moment dem Drang nach Schlucken nachgegeben, wäre ihm sicher die Kehle aufgeschlitzt worden. „Ihr treibt ein böses Spiel, mit bösen Leuten, Darrliong! Seid vorsichtig, sonst verbrennt ihr euch noch die Finger an diesem Gespiel!“
„Bar,“, versuchte er sich frei zuringen, „Ihr versteht nicht! Es bot uns einen Handel an! Einen Handel, der unser Volk mit Vorteil bemannen würde!“ Seine Stimme wurde zu einem eindringlich bittenden Zischen. „Versteht mich doch! Ich hatte Angst, dass...“
„Dass wir verlieren würden?“, fiel ihm der König ins Wort. „Ist es das, Elf? Welche Spielchen treibt ihr sonst noch hinter meinem Rücken?“ Er rückte einen Schritt näher, und nun waren auch Grob und
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