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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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abgewetzte Lederkleidung in den Farben des tiefsten Dickichts des Waldes, die er schon bei seiner Gefangennahme getragen hatte und war so zerbrechlich, wie es eine Scheibe aus hauchdünnem Glas war. Einzig und allein der Tot mochte wissen, wann er ging. Seid langem schon hatte er das Gefühl, dass sich etwas Schwarzes, Leeres in ihm ausbreitete und er hatte schon viele Male in Gedanken mit ihm darüber gesprochen, hatte jedoch immer das gleiche gesehen.
    Er zog die Beine an und schlang die Arme um sie, der Schatten und die Dunkelheit verdichtete sich und er konnte regelrecht spüren, wenn nicht sogar sehen, dass die Hitze des Tages in leichtem dampfenden Nebel aus den ebenholzschwarzen Brettern des Bodens glitt. Auch sie waren morsch und alt und man konnte sie bedrohlich Knacken hören, wenn man auf ihnen ging und feiner Staub musste dann in den Raum unter ihm rieseln. Er fragte sich immer wieder, für welchem Zweck die Kammer unter ihm benutzt wurde, oder sollte sie etwa in Vergessenheit geraten? War es einfach nur ein bodenloser Abgrund, der darauf wartete, dass die obere Schicht barst und er hinabfiel, direkt in den Schlund der Hölle? Nein, er schüttelte vorsichtig den Kopf auf dem dünnen Hals und spürte seine letzten paar Haare, wusste, dass es keine Hölle gab. Und auch keinen Himmel. Schatten regierten das Leben nach dem Tod, ruhelose Geister, die einem in Träumen erschienen und nach einem riefen, ihre Schreie endlos hoffend und leidvoll verzerrt...
    Schabende Stiefel von draußen weckten ihn aus seinem Traum und er öffnete weit die Augen, suchend nach dem bekannten Licht der Öllampe.
    Doch das Schaben ging vorüber, wie das Licht der Öllampe und die trostlose Dunkelheit blieb, schaffte aus dem beinahe behaglichen Raum ein Gefängnis, kalt und leblos. Dem Mann war kalt, er begann zu frösteln, sein Atem bildete neblige Wolken über ihm, und aus dem Eis und dem Schatten gegenüber schien sich eine Gestalt zu formen, ein Umriss noch, doch schnell größer werdend, als wäre ein unsichtbarer Teil der Wand hervorgehoben und gezeichnet von Körperumrissen.
    Der Schatten!, heulte es in ihm auf und sein dürrer Körper begann sich zu bewegen, seine Haust schabte aneinander wie vertrocknete Blätter und die kleinen, silbergrauen Härchen auf seinem Arm begannen sich zu kräuseln. Er stand vorsichtig auf und ein lauer Luftzug wehte ihm entgegen, er würde das Paradies betreten, erneut, und der Schatten würde ihm alles zeigen. Hinter seinen steinernen Zügen befand sich ein jungenhaftes Lächeln, das zu einem wilden Lachen überging, von dem auf der äußeren Schicht nichts zu sehen war. Der in schwarzes Tuch gewandete Schemen blieb, der Schatten in der Ecke zwischen Wand und schmaler Tür blieb, das gestaltlose Wesen bewegte sich nicht, wartete, doch die zerschlissenen Umrisse seines Mantels begannen schon aus der Welt der Dunkelheit hervorzuleuchten...
    Vorsichtig legte er sich auf seine Matratze, zog die seidige, meergrüne Decke über seinen Körper und spürte das Gewicht auf seinen Knochen, wie Blei, und der Schmerz pochte in den Wunden und schartigen Knochen. Das Feuer der Erwartung und Erbittung loderte, seine Qualen bürgten für das, was gleich kommen mochte, und so ließ er es geschehen. Es war wie eine sanfte Droge, der Genuss die Zukunft zu erblicken, zu sehen, was in der Welt vorgehen würde. Und was für eine Ironie war es noch dazu, dass er jene nie mehr betreten würde!
    Ich werde sie töten! Alle! Die Visionen begannen und noch bevor er seine verkrampften Augenlider schloss, sah er, wie sich der treibende Vorhang aus Schatten und Dunkelheit um ihn herum zuzog, wie sich die Decke der Düsternis über ihn legte und die Umrisse einer pechschwarzen Gestalt in weißen, hell gleißenden Lichtfäden zum Vorschein kamen.
    Das Wesen war in einen langen, schwarzen Kapuzenmantel gehüllt, zerfetzt und an einigen Stellen zerschlissen, rußgeschwärzte, dort, wo sich nacktes, fiebrigheißes Fleisch befand. Dünn und knochig und von einem schwarzen Netz überwebt waren die zu Klauen gekrümmten, langen Finger mit scharfen Klauen an den Spitzen, und dort unter der weiten Kapuze eröffnete sich weite Leere, als blicke man in einen tiefen Tunnel, an dessen Ende kein Licht ist. Die Kreatur ging gebückt und ihre säuselnde Stimme war von Schmerzensschreien und dem lautstarken Heulen von Wind begleitet. „Erkenne...“ Es war ein tiefes Raunen, ein Befehl, der aus den Tiefen seines Gesichtes kam und in dem Kopf

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