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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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des Mannes zu vibrieren schien. Der Alte blieb regungslos, doch sein Herz begann zu klopfen und seine Lippen bewegten sich, als er die Worte des Dunklen mit leiser, bebender Stimme nachflüsterte...
    „Erkenne...“
    „Höre...“, raunte der Schatten und aus seiner wohltönenden, jedoch beängstigend verhallenden Stimme wurde ein schriller Schrei, in dem mehr als nur Leid mitschwang: Begierde, Hass, Erregung, Lust, Erfüllung... Tod. Der Ruf war gellend und zog sich lang, und der Alte biss die Zähne fest zusammen, sog die Luft scharf und kühl durch sie hinein. Sein rasendes Herz schien gleich von innen seinen Brustkorb zu zerschmettern, als er nachzusprechen versuchte:
    „Höre...“ Sein Leib zuckte, geplagt von Krämpfen und eine unbeschreibliche Last in seinem Kopf zerrte sein Denken hinab, scharfe Klauen hatten sich in sein Hirn gebohrt und zogen seinen Kopf mit den kargen, dünnen Haaren tiefer hinab, kämpften um den Besitz...
    „Rieche...“ Das Geräusch von Luft, die scharf durch die Nase gesogen wurde gellte durch die Schwärze der Nacht und Böen eisigen Windes streiften sein schweißnasses Gesicht, sodass er stark zitterte und der Frost sich in seine Fingerspitzen zu fressen begann, biss sich sein ganzer Unterarm taub vor Kälte anfühlte. Er hörte das Ein- und Ausatmen des Schatten deutlich und fühlte, wie die Luft weiter durch dessen Körper strömte und in einem Gemisch aus frischer und fauliger Luft endete.
    „Rieche...“, schaffte er gerade noch herauszupressen, bevor er vor Schmerz und Kälte aufgeschrieen hätte, und klammerte seine Finger fest an den Saum der Decke, grub sie tief hinein und versuchte sie nie wieder loszulassen, ließ sie starr werden.
    „Und sieh...“ Aus den dunklen Gewändern leuchtete plötzlich etwas auf, zwei rote Funken, wie glühende Kohlen in der Nacht, und sie strahlten das Feuer und die Vernichtung aus... Und der dürre, alte Mann erkannte zu spät, dass es nicht der Schatten, sondern der Tot gewesen war, der ihn zu so später Stunde noch ereilt hatte.
    Er riss die Augen schlagartig auf, die Pupillen waren seltsam gebleicht, schienen rissig und auf seinem Gesicht lag das Wissen über grausame Verdammnis. So genau hatte sich der Schatten noch nie offenbart... Er würde sie töten, alle, seine ganze Familie, er, der Mann im schwarzen Gewand, und seine Zeit war gekommen. Nur stellte sich noch die Frage, wann er entschlafen sollte. Würde er diese Nacht noch überleben? Würde er einen weiteren Sonnenaufgang bewundern können? Würde die Düsternis des Nichts ihm erlauben weitere Stunden hier zu verbringen? Und wenn ja, wie viele? Waren es Tage? Oder etwa nur Minuten, Sekunden...?
    Er schluckte und auf seiner Zunge lag ein schalschmeckender, leicht fauliger Belag, der seine Kehle und Lippen austrocknen ließ. Wieder hatte er Durst, die Leere in ihm schien zu wachsen. Seine hochgewachsene, aber kümmerlich dürre Gestalt mit den wirren Büscheln weißen Haares überall war gebrochen und wie mit einem mal schwerer zu bewegen.
    Plötzlich war die Decke und die Matratze nicht mehr aus weichem Stoff, sondern aus drückendem Stein. Er fühlte sich, als hätte er Jahrhunderte durchwandert, alles in einer Sekunde und unglaubliche Schwäche wütete in ihm, marterte in seinen Muskeln und ließ sie schrumpfen. Etwas fehlte ihm, das spürte er, als wäre ihm etwas entzogen.
    Und schlagartig wusste er, was es war.
    Es war so einfach, wie eine Feder vom Boden aufzuklauben, sie zu heben und zu betrachten. Nicht die Natur und das freie Leben draußen in den Wäldern waren es, die ihm fehlten, auch nicht Nahrung oder ähnliches...
    Es war seine Magie.
    Magie, die durch Jahrtausende hinweg fortbestanden war und ihm ein Leben von unnatürlich langer Dauer bereitet hatte, Magie, die ihm viele Dinge erleichtert hatte. Er vermisste das weißblaue Glimmen an seinen Fingerspitzen, unvergesslich war die Macht über Geist und Körper des anderen, die Macht der Zerstörung. Aber auch die der Wiedergeburt, denn jeder Tod bedeutete automatisch neues Leben, und Leben zu schenken war es, was ihm so viel Freude bereitet hatte, die Gewissheit auch etwas Gutes getan zu haben im Leben... Dieses Feuer war nun in ihm erloschen, genommen von ihm, dem schwarzgewandeten Mann mit dem Schwert...
    Er betrachtete mit schlaffen Blicken seine Hände, faltig, knochig und vernarbt waren sie, die Nägel an den Rändern verschmutzt und oftmals gespalten. Es waren Hände, die fest anpacken konnten, Hände, die

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