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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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Feuchtigkeit mit.
    Das glitzern des Tages versank, verbarg sich in den tiefen Falten des abendlichen Horizontes und Ausbrüche und Strahlen von flüssigem Gold, gefasst in einen kreisrunden pulsierenden Ball, wichen einer stetigen Kaskade aus drohenden Schatten und bedrückender Dunkelheit. Hügel, gefärbt von gleißendem Licht, bildeten dunkle Umrisse vor der viel zu hellen Lichtquelle und das kühle Graurosa der Nacht sank über sie hinweg. Schatten standen an Hängen und auf Tälern, sich verzweigende Äste von Bäumen wiederspiegelnd, die bereits zwischen dem Feuer des Himmels verschwunden waren. Die Düfte der Sommernacht hielten Einhalt in den Ländern und breiteten sich auf luftigen Wogen in allen Ecken und Vierteln aus. Die Wärme des Tages verblasste und gab eisiger Kälte und heulendem Wind die Oberhand, die nun wie von einer unsichtbaren Hand gesteuert über die Wälder und Felder brausten. Roggen, Hafer und Weizen wurde sanft in ihren Armen gewiegt und Bäume begannen zu rauschen, die Schatten sich langsam zu verdichten und die vorherige Blässe des Mondes begann aufzuklären, und nun erhellte mattes Silberlicht die vertraute Umgebung. Das helle Blau hatte sich in ein tiefes Schwarz gewandet, als der Mann die Hand von dem rauen Felsen nahm, und den Blick abwendete vor dem, was sich außerhalb seines Gefängnisses abspielte.
    Die Tür, die zu seinem Zimmer führte, war nur schmal, das Holz bis auf wenige Stellen verrottet und deswegen an vielen Stellen mit Eisen verstärkt. Der Türrahmen selbst war nicht das Problem, die Scharniere waren rostig, Bindungsmaterial bröckelte zwischen den Steinquadern heraus und so gab es auch viele kleine Spalte, durch die das Licht auch hinaus in den Gang fallen konnte.
    Der Mann, er, hatte den noch nie betreten, so weit er sich erinnern konnte, und wenn er hinaussehen wollte, erkannte er nichts weiter als feuchtes, schwarzes Gestein, kleine, silbrig glänzende Wasserpfützen in Felsmulden und einen Stollen, der sich noch weit bis hinten erstrecken musste, aber durch die markelose Schwärze, die dort herrschte, war nichts zu sehen. Nur wenn ein Wächter kam, glomm in der Ferne ein Öllämpchen auf und lederne Stiefel schabten auf dem Stein.
    Jetzt befühlte er mit den Fingern den Stoff seines Bettes, auf dem er platzgenommen hatte. Jener war seidig und weich und man konnte sich hineinkuscheln und würde dann wahrscheinlich nie mehr aufwachen... Und so hatte er es unterlassen, hatte sich nachts vor dem harten Bettkasten auf dem kalten Boden im Schatten zusammengekauert und war mutlos eingeschlafen. Er hatte keine Lust, sich in den sonnenerwärmten Teil des Raumes zu legen, er empfand es als zu allein; er konnte sich dort nicht geborgen fühlen. Das Bett und die Mauer gleich daneben, leisteten ihm derweil bei seiner nächtlichen Ruhe Gesellschaft, und das war es, was er brauchte.
    Er setzte sich auf den Boden hinunter; erhob seine leichte, dürre Gestalt und ließ sie auf den Stein sinken. Ganz nah spürte er die Kälte an seinen alten Knochen und er lehnte sich gemächlich zurück, legte den Kopf in die Ecke zwischen Bettkasten und Mauerwerk, und drehte ihn dann einige Male prüfend hin und her. Es waren dünne, silberweiße Fäden, zerzaust und viel zu lang, die er spürte, seine Haare, die durch den druck seines fast kahlen Schädels gegen das Felsgestein gescheuert wurden, karg und vereinzelt. Seine Haut war zerfurcht, von Narben übersäht und faltig, glich bis auf wenigem gegerbtem Leder, das nach langen Tagen der Sonne und des Windes verwittert war. Der Mann war von der Sonne braungebrannt, doch dieser Eindruck ließ langsam nach, die Farbe verblasste und die dunklen Ringe unter und duzende von kleinen Fältchen um seine Augen wurden langsam aber sicher wieder sichtbar. Seine Augen strahlten in einem hellen, geheimnisvollem Blau, doch sie schienen bereits bar allen Lebens, waren trüb und milchig und überdacht von buschigen, schneeweißen Brauen, an einigen Stellen blutverkrustet. Sein Kinn war nun beinahe bartlos - irgendwann hatte er ihn ausgerissen, nur um etwas zu spüren - und voller Beulen und Narben, und sein Mund war schmal, die Lippen rissig und dünn, vertrocknetes Blut klebte an seinem Mundwinkel.
    Trocken war seine Kehle und durstig machte ihn erst recht der in tiefem Silberweiß glänzende Fluss vor den hohen Zinnen des Bollwerks. Hunger hatte er schon lange nicht mehr und seine Gestalt glich einer zerrupften Vogelscheuche aus Reisig, trug nur die

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