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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schon abgemagert das Kind doch war. Sicherlich, Graine war schon immer nur von sehr zarter Statur gewesen und hatte noch nie irgendein Anzeichen dafür erkennen lassen, dass sie einmal den Körper einer Kriegerin entwickeln würde. Aber immerhin war sie trotz ihres zarten Knochenbaus stets gesund gewesen. Entspannt ließ Graine ihren kleinen Kopf gegen das Brustbein ihrer Mutter zurücksinken.
    Mittlerweile hatten sie die Koppeln hinter sich gelassen, als Graine plötzlich sagte: »Wir müssen schneller reiten und uns ein bisschen mehr in Richtung Norden wenden, sonst verirren wir uns noch in der Dunkelheit.«
    »So, müssen wir das? Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich noch schneller reiten kann.«
    Im Geiste vernahm Breaca wieder jenen kurzen Ausschnitt aus einem Gespräch, das sie vor einiger Zeit zufällig mit angehört hatte. Zu reiten ist nach einer Auspeitschung nicht ganz so schmerzhaft, als wenn man zu Fuß geht. Und beides ist besser, als im Bett zu liegen.
    Breaca hatte mitbekommen, wie Valerius diese Worte zu Cunomar gesagt hatte, oder vielleicht waren sie auch an Ardacos gerichtet gewesen. In jedem Fall wusste Valerius, wovon er sprach, denn er selbst war bereits mehr als einmal ausgepeitscht worden. Und er hatte Auspeitschungen zur Bestrafung seiner eigenen Männer befohlen. Vor allem aber hatte er ihnen anschließend geholfen, wieder gesund zu werden.
    Mit diesem ermutigenden Wissen im Hinterkopf drückte Breaca dem stämmigen Tier die Fersen in die Flanken, bis dieses in einen leichten Kanter fiel. Nur drei Schritte später zügelte sie das Pferd wieder. Ihr Bruder hatte nicht ganz unrecht gehabt, denn es war in der Tat leichter zu reiten, als sich zu Fuß fortzubewegen. Nur sollte man beim Reiten auf keinen Fall ein allzu großes Tempo vorlegen.
    »Vielleicht reicht es ja auch, wenn wir langsam reiten«, sagte Graine taktvoll.
    »Ich denke, das reicht durchaus. Vielleicht können wir später noch einmal eine etwas schnellere Gangart wagen.« Breaca ließ den Graubraunen ein wenig rascher ausschreiten und dirigierte ihn ein Stückchen weiter in nördliche Richtung. Kurz darauf erklärte sie: »Woher weißt du denn, in welche Richtung wir reiten müssen?«
    »Ich hatte noch in deiner Hütte gelegen, als Valerius kam und dir erzählte, wie der Gott sich ihm zum ersten Mal gezeigt hatte. Der Gott wäre ihm in der Gestalt eines Stieres erschienen, und zwischen seinen Hörnern hätte er den Mond gehalten, um Valerius dann mit dem Licht des Mondes dorthin zu führen, wo dein Schwert versteckt lag. Aber Valerius hat auch erzählt, wie er selbst das Schwert danach noch einmal an einem anderen Ort versteckte. Das war, bevor er hierherkam. Und noch ehe er zu Ende erzählt hatte, warst du schon aufgestanden und fragtest Valerius, ob er dir sein Pferd leihen würde. Aber du bist von dem Pferd runtergefallen, und da haben sie dich zurück in die Hütte getragen. Und dann fing das Fieber an, und alle dachten, dass du stirbst.«
    »Tatsächlich? Das wusste ich gar nicht mehr. Ich dachte, das Ganze hätte ich bloß im Fieberwahn geträumt.«
    »Aber jetzt erinnerst du dich wieder?«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Danke.«
    Die Sonne war mittlerweile zu kaum mehr als einem roten Streifen geschrumpft, ganz ähnlich einem abgeschnittenen Fingernagel, der flach am Horizont zu liegen schien. Schmale Ströme von blutrotem Licht sickerten in das farblose Wesen der sich herabsenkenden Nacht hinein. Wie flüssiges Schwarz umrahmte Graines Haar ihr Gesicht, und mit jedem weiteren Schritt des Pferdes war der Weg, dem sie folgten, schwerer zu erkennen. Und doch verloren sie ihn nicht ganz.
     
    Schließlich erreichten sie eine Lichtung, um die sich ein Dickicht aus Haselnusssträuchern und Rotdorn schloss. Die äußeren Ränder des Dickichts waren stark zurückgeschnitten worden, zur Mitte hin aber durften die Pflanzen ungehindert ihre wuchernden Zweige erstrecken, um damit die Götter der Ahnen zu ehren und alle, die diesen noch nachfolgen würden. Rotwild hatte sich hier und da enge Schneisen durch das Gebüsch und mitten ins Herz der Lichtung hineingebahnt, doch die Pfade waren so schmal, dass die Dornenhecken Breacas Tunika von dem zerschundenen Fleisch auf ihrem Rücken zerrten. Zu reiten war immer noch besser, als zu gehen. Aber allzu groß schien der Unterschied mittlerweile nicht mehr.
    Neben einer umgestürzten Eiche blieb der kräftige Graubraune stehen. Breaca glitt von seinem Rücken und stellte sich auf den

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