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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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alles plötzlich funktionierte, war Breacas Tochter geradezu unheimlich, sodass sie voller Verwunderung auf die Klinge starrte und auf die alten Kerben, die die Ahnen dieser zugefügt hatten. Dann ließ sie den Blick weiterwandern zu jenen neueren Macken, welche Hawk in seinem verzweifelten Bemühen …
    »Graine!« Irgendwo jenseits der Schwertspitze schrie jemand gellend ihren Namen. Graine hob den Kopf und erinnerte sich plötzlich wieder daran, dass sie sich schließlich gerade mitten in einer Schlacht befand. Grinsend kam der Mann mit dem Wolfspelz auf sie zugaloppiert, neben sich einen Kameraden.
    Graine hörte, wie der pelzgeschmückte Mann tönte: »Flavius! Die hier gehört mir! Ihr Leben für das von Corvus!« Die Erde erbebte geradezu unter dem donnernden Hämmern der Pferdehufe, klagend riefen die Schwerter der Römer nach Graines Leben, und aus einer Richtung, die Graine nicht genau ausmachen konnte, sprach die Ältere Großmutter: Nun ist die Zeit, dich zu entscheiden. Was ist wichtiger - die Reihe deiner Nachfahren oder dein Land? Nur leider ergab diese Botschaft aus dem Reich hinter dem Leben im Augenblick so gar keinen Sinn. Nicht jetzt, da sie gerade mit ansehen musste, wie Cunomar mit einem riesigen Sprung auf den Mann namens Flavius ansetzte, sein Bärinnenmesser bereits gezogen, und wie gleich neben Cunomar auch Hawk sich auf diesen Kerl stürzte und es fast schon so aussah, als könnten sie ihn mit vereinten Kräften tatsächlich niederstrecken. Nur dass damit immer noch der mit dem Wolfspelz übrig bliebe, ein Legionar, der sich bereits als ein wahrhaft talentierter Kämpfer bewiesen hatte und der nun grinsend und mit weit ausholendem Schwertarm auf Graine zugestürmt kam.
    Sie schmeckte bereits ihren eigenen Tod, bemühte sich angestrengt, alle Furcht zu verbannen, und schaffte es doch nicht.
    Plötzlich aber war ihre Mutter neben ihr, trieb voller Zorn den schwarzen Hengst mit den weißen Fesseln vorwärts, neben sich Stone - endlich hatte dieser wieder jenen Platz eingenommen, der ihm am liebsten war.
    Lächelnd blickte die Ältere Großmutter auf Graine hinab und flüsterte: Gut! Und die Welt war wieder in Ordnung.
     
    Dicht neben sich spürte Breaca ihren Vater.
    Er war bei ihr gewesen seit jenem Augenblick, da sie von Valerius’ Pferd geglitten war. Und er war nicht allein. Auch die Großmutter war da und die Träumerin der Ahnen und der Sonnenhund sowie die gesamte Linie von dessen Vorfahren. Sie alle hatten sich um Breaca versammelt, jene Seelen, die auch ihre, Breacas, Ahnen waren. Für eine kurze Zeit waren sie zurückgekehrt in jene Welt, in der die Kinder ihrer Kinder lebten und starben. Breaca horchte nach dem tiefen, kehligen Laut von Brigas Krähe, stellte dann aber beruhigt fest, dass diese Breacas Namen keineswegs lauter rief als auch die Namen sämtlicher anderer Toten.
    Hawk kämpfte mit wahrhaft bewundernswertem Geschick. Selbst als ihm das Schwert schließlich entglitt, wusste Breaca doch, dass sie soeben etwas ganz und gar Außergewöhnliches hatte beobachten dürfen und dass auch andere seinen letzten Kampf mit angesehen hatten, genügend, um die Erinnerung an diese heldenhafte Leistung auch nach seinem Tod aufrechtzuerhalten. Als die Waffe aus seinen Händen sprang, begann Breaca, das Klagelied der Göttin Briga zu flüstern, hielt dann abrupt aber doch wieder inne, als sie sah, wie Cunomar auf Hawks Schwert zutrat. Schließlich hörte sie abermals die Stimme ihres Vaters, so klar und deutlich wie schon beim ersten Mal, als er zu ihr gesprochen hatte: Sollte mein Enkel jemals diese Waffe führen, dann sei gewiss, dass das den Tod aller Eceni zur Folge haben wird. Ich vertraue darauf, dass du Sorge dafür tragen wirst, dass das nicht geschieht.
    Und auch Cunomar hörte die Stimme ihres Vaters. Breaca sah, wie er innehielt, die Hände vors Gesicht schlug, sich abwandte von dem Schwert und stattdessen sein Messer zog. Die Erleichterung raubte ihr schier sämtliche Kraft, ließ sie alle Voraussicht verlieren, sodass es bereits zu spät war, als sie das Geschehen schließlich in all seinen Nuancen erkannte und schrie: »Graine! Nein! «
    Ich vertraue darauf, dass du Sorge dafür tragen wirst, dass das nicht geschieht.
    Zu spät, viel zu spät. Das Gefüge der gesamten Welt hing an der Spitze einer einzigen Klinge und stürzte soeben in die endgültige Vernichtung. Graine, zierlich, schmal und zerbrechlich und so leicht als die zu erkennen, die sie nun einmal war, so wie man

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