Die Kriegerin der Kelten
verhinderte, dass sie hinabstürzte.
Ihre ganze Familie war bei ihr, eine Ehrengarde aus Blutsverwandten und Brüdern und Schwestern im Geiste, darauf eingeschworen, zur Not sogar ihr eigenes Leben zu lassen, um das der Bodicea zu schützen. Links von ihr ritt Cunomar, und quer vor diesem auf dem Sattel lag Stone; auf dem Höhepunkt der Schlacht, als bloß noch die gellenden Befehle der Nachhut zu hören gewesen waren, hatte Cunomar innegehalten, sich gebückt und jenen Hund vom Boden emporgehoben, den seine Mutter so sehr liebte. Dicht hinter Cunomar folgte Ulla. Auf der Schwertseite der Bodicea wiederum ritten Hawk und Cygfa. Airmid, Bellos und Theophilus eilten in einem dicht gedrängten Grüppchen hinterdrein.
Sie waren schnell und dennoch nicht so schnell wie das Blut, das Breacas Körper verließ, und vielleicht noch nicht einmal schnell genug, um dem halben Kavallerieflügel zu entkommen, der zwar ebenfalls ermüdete, aber sie dennoch hartnäckig verfolgte. Angeführt wurden die Kavalleristen von Sabinius, der selbst zu jenen Zeiten, als Valerius noch Angehöriger der kaiserlichen Kavallerie gewesen war, bereits als Standartenträger gedient hatte und dem die Götter, genauso wie Civilis, eigentlich schon längst den Ehrentod in der Schlacht hätten gönnen sollen. Wie ein Besessener trieb er seine erschöpften Männer immer weiter voran, wobei er ununterbrochen Corvus’ Namen brüllte.
Ardacos hatte bereits seinen Posten bezogen, hatte einen Kreis in den Schmutz gezeichnet und sich genau in dessen Mitte platziert, hatte sich den heranpreschenden Legionaren mitten in den Weg gestellt. Und sein Eid band ihn daran, diesen Kreis nun auch nicht mehr zu verlassen - bis der Tod ihn schließlich daraus erlöste. Vor allem aber wollte Ardacos im Sterben so viele der Feinde mit sich nehmen wie nur irgend möglich. Zumal ihm diese, ebenso natürlich wie auch die Gefallenen aus seinen eigenen Reihen, würdige Weggefährten sein würden auf dem langen Marsch durch die Wälder in dem Land hinter dem Leben. Ein Marsch, an dessen Ende sie alle von der Bärengöttin willkommen geheißen würden, jener Göttin, in deren sicherer Obhut sie dann ruhen dürften und wieder jagen würden und kämpfen und wieder ruhten und immer so fort, gesegnet bis in alle Ewigkeit.
Doch Ardacos war nicht allein. Rund fünfzig seiner Krieger, allesamt alte, von Narben übersäte Männer und Frauen, die gut zwei Jahrzehnte lang im Zeichen der Bärengöttin für das Wohlergehen ihres Volkes gekämpft hatten, zogen nun ebenfalls jeder seinen eigenen Kreis in die Erde und gruppierten sich zu beiden Seiten von Ardacos in der Linie des Bären. Hinter ihnen, in einer zweiten Reihe, standen Scerros und die jüngeren Krieger, allesamt Cunomars Gefolgsleute.
Und noch einer war da, einer, der sich erst vor kurzem ihren Reihen angeschlossen hatte: Knife, der zwar nur vage verstanden hatte, welches erhabene Ritual die Bärinnenkrieger da gerade vollzogen, als sie ein jeder in ihren ganz persönlichen Kreis eintraten, und der dennoch ohne zu zögern von seinem Pferd gesprungen war und sich zu ihnen gesellt hatte. Hier, mitten auf dem Schlachtfeld, legte er jenen besonderen Eid ab, mit dem er seine Seele in die Gunst der Bärengöttin übergab, ein Ritual, das normalerweise unter ganz anderen Umständen vollzogen wurde. Erst zweimal in der Geschichte der Eceni war es vorgekommen, dass ein Bärinnenkrieger diesen Schwur auf dem Kampfplatz ablegte; nun geschah es ein drittes Mal.
Sie alle hatten sich der Bärin verschworen, und die Bärin lebte in ihnen. Valerius hegte nicht den leisesten Zweifel, dass ein jeder von ihnen für seinen Tod einen hohen Preis fordern würde. Und dennoch war vorauszusehen, dass die Kavallerie letzten Endes über diese Männer und Frauen siegen würde. Um für die Flüchtenden noch etwas mehr zu gewinnen, als die Bärinnenkrieger auf sich allein gestellt erringen könnten, hatte Longinus an den Flanken dieser Reihe aus lebendigen Schilden zusätzlich die Reiter von Mona postiert. Damit hatte er seinen Schwur, den er einst Valerius gegeben hatte, gebrochen, denn nun in dem Chaos des Rückzugs zu verharren, bedeutete, seinen Freund zu verlassen und zu sterben. Keiner hatte daran noch einen Zweifel gehegt, selbst in den kurzen, verzweifelten Augenblicken, als die fliehenden und die auf dem Schlachtfeld verbleibenden Anhänger der Bodicea sich voneinander trennten.
»Ich werde in der Obhut der Götter auf dich warten«, hatte
Weitere Kostenlose Bücher