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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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aufgenommen, hatte beinahe schon dem Drängen der Klinge nachgegeben, um es Hawk zurückzugeben, damit dieser wenigstens mit der Klinge der Ahnen in seinen Händen und mit seinem Bruder an seiner Seite sterben könnte.
    Doch der Schatten Eburovics ließ Cunomar innehalten. Schwer wie die lebendige Erde und unüberwindbar wie der Himmel und der schwitzende, keuchende Hengst und der schwarzbärtige Mann, der diesen ritt, stand Eburovic unmittelbar vor Cunomar. So dicht, dass Cunomar sogar jede der kleinen Falten und Linien in dessen Zügen erkannte, dass er in die braunen Augen seines Ahns blickte, dessen Liebe für seinen Enkel erspürte ebenso wie die ewige Kälte, die dessen Geist umschloss, und abermals jene Worte hörte, die sich noch vor Cunomars Rückkehr in sein Heimatland bereits fest in dessen Seele eingeprägt hatten: Sollte mein Enkel jemals diese Waffe führen, dann seid gewiss, dass das
    den Tod aller Eceni zur Folge haben wird. Schließlich folgte auf diese Worte noch eine neue Botschaft: Ist das Leben eines einzelnen Mannes, selbst wenn dieser dein Bruder ist, wirklich einen derartigen Verlust wert? Die Bärin ist sowohl deine Göttin als auch mein Traumsymbol. In ihrem Namen bitte ich dich nun, es nicht zu tun.
    Damit gab es nun tatsächlich nichts mehr, was Cunomar für Hawk noch hätte tun können. Mit seinem Eid hatte Cunomar sich der Bärin verschworen, hatte in der Höhle der Kaledonier seine Seele in ihre Obhut übergeben und war somit eine lebenslange Einheit mit ihr eingegangen. Und es gab nichts und niemanden, der diesen Bund wieder hätte lösen können.
    Cunomar war gefangen in der Bewahrheitung seines ganz persönlichen Albtraums. Nur, dass nicht er es war, der attackiert wurde, sondern Hawk, und dass der Angreifer nicht etwa eine Bärin war, sondern ein Wolfsmann. Andererseits aber konnte Cunomar sich noch immer in den Kampf mit einbringen, schließlich hatte er ja noch sein Messer und seinen Mut, und sein Bruder brauchte ihn nun zweifellos mehr denn jemals zuvor, sodass Cunomar sich schließlich hastig umwandte, bereit, seinem Bruder zu helfen - und feststellte, dass er zu spät reagierte und der Albtraum bereits seine Vollendung erfahren hatte.
     
    »Hawk!«
    Nicht eine einzige Menschenseele hörte Graines Schrei. Der Gefechtslärm war einfach zu überwältigend. Sie sah, wie das Schwert ihres Bruders ihm in hohem Bogen aus den Händen segelte und eine Furche in den Boden hieb, weniger als eine Speerlänge von dem Hinterteil ihres Pferdes entfernt. Schon einmal hatte ein Mann, Dubornos, sich ihr mit seinem Leben verschworen, und dennoch hatte Graine ihn wieder aus seinem Schwur entlassen, weil sie ganz einfach gewusst hatte, dass er sterben wollte. Hawk dagegen hatte sich ihr bereits verschworen, noch ehe auch nur irgendein anderer diesem Vorbild gefolgt wäre, und auch sie hatte sich ihm verschworen, und darüber hinaus hatte Hawk eindeutig nicht die leiseste Absicht, bereits aus dem Leben entschwinden zu wollen - das hatte er den Stammesältesten der Hirschkrieger in der Nacht des gehörnten Mondes klar und deutlich zu verstehen gegeben.
    Noch immer stand das graue Stutenfohlen so reglos da, als wäre es aus Stein. Graine glitt zu Boden und stürmte auf das Schwert zu, so wie auch Cunomar darauf zusprang. Und wahrscheinlich hätte er das Schwert vor ihr erreicht, doch dann blieb er plötzlich stehen, während Graine weiterrannte. Der feine Faden, der sie zu der Waffe hinzog, war der gleiche Faden, der sie auch mit der Häsin verbunden hatte, nur dass das zarte Gebilde nun noch heller strahlte, schließlich befanden sie sich mitten in einer Schlacht, einem Zustand, in dem alles, was war, plötzlich noch sehr viel klarer wurde. Energisch hob Graine das Schwert auf, und endlich hörte auch sie das Lied der Klinge.
    Das Heft sprengte beinahe ihre kleinen Fäuste, und die Klinge hatte ihre ganz eigene Balance, ein ihr innewohnendes Gleichgewicht, das den Übungsschwertern von Mona gänzlich gefehlt hatte. Doch auch die säugende Bärin auf dem Knauf besaß ihren ganz eigenen, ebenfalls perfekt austarierten Schwerpunkt, bildete praktisch das Gegengewicht zu der Klinge. Merkbar sank die Bärin in Graines Händen nach unten, sodass die lange, bläulich schimmernde Eisenschneide, welche die Klinge war, sich wie mühelos in die Luft erhob. Alles, was Graine nun noch zu tun hatte, war, mit den Händen den Balancepunkt zwischen der Bärin und der Klinge zu bilden.
    Die Leichtigkeit, mit der dies

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