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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und wenn ich mich dieser Verantwortung nicht stelle, werden wir sterben.«
    Sie rechnete fest damit, dass er seine Hand wegziehen würde, aber das tat er nicht. Stattdessen atmete er so tief durch, dass es wie ein Seufzen klang. »Laura, die Retterin von Innistìr?«
    »Du musst mich nicht immer so ansprechen, aber ja, ich denke schon.«
    Das brachte ihn zum Lachen. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu sich heran. Er roch nach der Asche alter Lagerfeuer und dem Holz des Schiffs. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich glaube, aber eines weiß ich genau: Ich will dich nicht verlieren, Laura.«
    Sie hob den Kopf und küsste ihn auf den Mund. »Und ich dich nicht.«
    Er erwiderte ihren Kuss. Sie spürte seine Angst. »Ich komme zurück«, sagte sie leise, während sie ihn zu sich herunterzog und ihm die Jacke von den Schultern streifte. »Ich werde Alberich den Dolch in sein schwarzes Herz stoßen, dann besiegen wir den Schattenlord, finden die wahren Herrscher dieses Reichs und sorgen dafür, dass sie uns auf die Bahamas bringen. Und dann leben wir glücklich bis an unser Ende.«
    Er schob seine Hände unter ihr Hemd. »Ich bestehe darauf, dass jedes Wort davon wahr wird, Retterin von Innistìr.«
    Sie lachte. Milt strich über ihren Bauch, ihre Brüste, und sie vergaß die Welt.

23
    Wölfe im
    Schafspelz
     
    D ieser Plan ist würdelos und dumm«, sagte Naburo. Er blieb auf der Hügelkuppe stehen und sah zum Palast Morgenröte hinunter, der rund eine Viertelstunde Fußmarsch entfernt lag. Das große Tor war geschlossen, echsenköpfige Soldaten exerzierten im Hof.
    Laura hob die Schultern. »Dann schlag einen besseren vor.«
    Im Morgengrauen hatten sie das Lager der Iolair verlassen und sich auf den Weg zum Palast gemacht. Arun hatte jedem von ihnen eine Flasche mitgegeben, die sie austrinken sollten, sobald sie in Sichtweite des Palastes kamen. Nur Felix war davon ausgenommen. Seine Aufgabe war die schwierigste; Laura konnte sehen, dass er Angst hatte zu versagen.
    Leider sah Naburo das ebenfalls. »Diese Situation erfordert einen erfahrenen Anführer, keinen ...«
    Er warf einen Blick auf Felix, der mit gesenktem Kopf und in die einfache Kleidung eines Knechts gehüllt neben ihm stand. »... keinen ...«
    Ihm schien das richtige Wort nicht einzufallen. »... wie ihn«, beendete er den Satz lahm.
    »Ich reiße mich bestimmt nicht darum«, sagte Felix. Nervös drehte er den langen Stab, den ihm Arun mitgegeben hatte. »Wenn du das machen willst, dann bitte.«
    Naburo nickte, als wäre die Diskussion damit erledigt, aber Spyridon hob die Hand. »Wir haben Felix aus gutem Grund ausgesucht«, sagte er. »Kein Täuschungszauber der Welt könnte dich in einen Knecht verwandeln, Naburo. Du gehst wie ein General, du stehst wie ein General, und du redest wie ein General. Wir machen weiter wie geplant.«
    »Seit wann bestimmst du, wie wir vorgehen?« Der Elf mit der schneeweißen Haut verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er schien noch mehr sagen zu wollen, aber Laura kam ihm zuvor.
    »Spyridon hat recht. Felix ist der Einzige, dem man diese Rolle abkaufen wird, weil er so viel Angst hat, wie ein Knecht, den man zum Palast schickt, haben würde. Die Soldaten werden das spüren.«
    »Und was, wenn er zu viel Angst hat?«
    Nun mischte sich auch Yevgenji ein, der bislang geschwiegen hatte. »Er macht das schon. Ich vertraue ihm.«
    Laura war sich nicht sicher, ob das stimmte, aber sie sah, dass die Äußerung Felix ein klein wenig mehr Sicherheit gab. Er hob den Kopf und schluckte. »Also los«, sagte er. »Je länger wir hier herumstehen, desto schwieriger wird es.«
    Naburo wirkte nach wie vor unzufrieden, aber Laura fragte sich, ob das wirklich an den Zweifeln lag, die er Felix gegenüber hegte, oder an der Rolle, die man ihm, Laura und den Todfeinden zugedacht hatte. Er dachte einen Moment nach, dann nickte er. »Also gut.«
    Alle außer Felix entkorkten die kleinen Flaschen, die sie bei sich trugen, und atmeten tief durch. Laura roch an der schmutzig gelben Flüssigkeit darin. Wie Hustensaft, dachte sie, bevor sie die Flasche ansetzte und trank. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
    Der Trank schmeckte tatsächlich wie Hustensaft; er hatte eine sirupartige Konsistenz. Am liebsten hätte sie mit einem Schluck Wasser nachgespült, aber sie hatten keine Vorräte mitgenommen. Je mehr sie bei sich trugen, hatte Arun gesagt, desto schwieriger der Zauber.
    Laura setzte die Flasche ab. Eine Sekunde

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