Die Kristallhexe
einen Nebel nahm Laura wahr, dass die Eingangstür zersplitterte und Männer johlend in die Bibliothek stürmten. Irgendwo tief im Inneren des Turms begann es zu grollen, aber sie spürte es kaum. Immer wieder sah sie den Moment vor sich, als sie den Dolch losließ und Angela in die Wurfbahn lief. Nur eine Sekunde früher oder später, dann hätte der Dolch sein Ziel getroffen.
Und nun war Alberich entkommen, Angela vielleicht tot und Felix ... Wer weiß, was mit ihm geschehen war.
Meine Schuld, dachte Laura. Das ist alles meine Schuld.
Jemand rüttelte sie an der Schulter. »Komm!«, schrie Naburo. »Wir müssen hier raus!«
Sie verstand seine Worte, konnte sich jedoch nicht bewegen. Ihre Gedanken hingen in einem Teufelskreis fest, der sie gefangen hielt ...
Meine Schuld.
Epilog
Y evgenji zog den Kopf ein, als eines der schwebenden Regale vor ihm auf den Boden knallte. Bücher und Schriftrollen flogen durch die Luft, Holzsplitter bohrten sich in Ledereinbände. Er sah, wie Naburo Laura hochhob und mit ihr durch den Gang, der ihm nun versperrt war, lief. Spyridon drehte sich um und zögerte. Die ersten Wachen näherten sich bereits.
»Unterstütze den General!«, rief Yevgenji. »Ich komme schon zurecht.«
Spyridon nickte. »Und wenn nicht, werde ich es merken«, antwortete er. Sein Gesicht wirkte grimmig. Dann fuhr er herum und schloss zu Naburo auf. Seine Klinge schlug eine Schneise in die Angreifer.
Yevgenji lief über die Stelle, an der eben noch das Portal gestanden hatte, in einen anderen Gang hinein. Der Boden erbebte unter ihm. Regale kippten um, Leuchtkugeln stürzten zu Boden und zerplatzten. Einige Bücher flatterten wie Vögel empor und verschwanden irgendwo unter dem Dach.
Er versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen war. Sie hatten versagt, aber nun zählte nur das eigene Überleben. Eine Gruppe Soldaten tauchte vor ihm auf. Sie entdeckten ihn und riefen andere zu Hilfe. Gleich zehn Mann stürmten auf ihn zu. Es schien sie nicht zu interessieren, dass der Turm um sie herum einstürzte. Schon bildeten sich lange Risse im Boden.
Die ersten beiden Angreifer fielen unter Yevgenjis Schwerthieben, doch der dritte - ein Ritter in voller Rüstung, der einen Schild hielt und einen Morgenstern schwang - bereitete ihm Probleme. Der Mann war groß, sogar noch größer als Yevgenji, und die dornenbehaftete Metallkugel schwang an ihrer Kette wild hin und her. Ein Schlag fegte gleich ein Dutzend Bücher aus einem Regal, dem nächsten entging Yevgenji nur, indem er sich zurückwarf.
Die anderen Wachen blieben zurück, fürchteten wohl, selbst Opfer der gefährlichen Waffe zu werden. Der Helm des Ritters war geschlossen, die Schlitze darin so klein, dass Yevgenji nicht einmal die Augen seines Gegners erkennen konnte. Metall klapperte bei jedem Schritt. Der Ritter war unbeweglich und langsam, doch in dem schmalen Gang konnte Yevgenji seinen Vorteil nicht nutzen. Stattdessen machte sich die größere Reichweite des Morgensterns bemerkbar. Jeder Schwung trieb den Elfen weiter zurück.
Er hielt sein Schwert in beiden Händen, parierte die Schläge, denen er nicht ausweichen konnte, und hoffte, dass der Morgenstern sich irgendwann um seine Klinge wickeln würde und er dem Ritter die Waffe aus der Hand reißen konnte. Oder dass eines der abstürzenden Regale den Mann zermalmte.
Putz rieselte von der Decke, Steine, so groß wie Menschen, fielen herab. Yevgenji spürte auf einmal eine Wand im Rücken und wusste, dass sich der Kampf nun entscheiden würde. Er konnte nicht weiter zurückweichen. Breitbeinig stellte er sich hin.
»Komm schon«, sagte er. »Bringen wir es zu Ende.«
Der Ritter nickte. Er schwang den Morgenstern einmal, zweimal, dreimal. Die Metallkette klirrte.
Eine Hand packte Yevgenji an der Schulter. Kräftige, schmale Finger bohrten sich in sein Fleisch. Er schrie, als die Hand ihn zurückzog, in die Wand hinein - und hindurch.
Ende
So
geht es weiter
Schattenlord 11:
Die silberne Maske
Während das Finale bereits vorbereitet wird – Band 14 ist beendet, Band 15 in Arbeit – ist Schattenlord 11 von mir und Stephanie Seidel erschienen.
In diesem Band kämpfen Zoe und Prinz Laycham (Nachtsonne) um Dar Anuin, und Laura macht zusammen mit ihren Freunden auf dem fliegenden Schiff Cyria Rani hinter einer riesigen Kupfermauer eine schreckliche Entdeckung ...
Ungekürzte Lizenzausgabe
der RM Buch und Medien Vertrieb GmbH
und der
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