Die Kristallhexe
müssen wir vorbereitet sein.«
»Dann komme ich mit«, sagte Milt.
»Und ich.« Finn stand bereits auf, als wolle er am liebsten sofort aufbrechen. Laura merkte, wie sich die Stimmung in der Hütte schlagartig änderte. Sie wussten nun, dass es eine Möglichkeit gab, Alberich doch aufzuspüren, auch wenn sie mit Schwierigkeiten behaftet war.
Arun lächelte. Seine weißen, ebenmäßigen Zähne blitzten. »Ist ja schön, dass ihr euch für Krieger haltet, aber ich hatte eher an welche gedacht, die wissen, welche Seite des Schwerts man auf den Gegner richten sollte.«
Er nickte Naburo zu, dann Spyridon und Yevgenji, den sogenannten Ewigen Todfeinden, die dazu verdammt waren, sich auf dem Schlachtfeld stets als Gegner gegenüberstehen zu müssen.
Alle drei nickten, Naburo ernst, Spyridon begeistert, Yevgenji zögernd. Laura konnte sich vorstellen, weshalb. Die Ewigen Todfeinde konnten zwar ihre Begleiter verteidigen und Seite an Seite kämpfen, doch sobald einer entschieden für eine Sache eintrat, musste der andere der Gegenseite beitreten. Es war ein schrecklicher Fluch, der unerwartet zuschlagen konnte.
»Ich werde mitkommen«, sagte Felix ruhig.
Als Arun den Mund öffnete, um zu widersprechen, hob er die Hand. »Ich weiß, dass ich kein Krieger bin und dass ich euch keine Hilfe sein werde, sollte es zum Kampf kommen, aber Alberich hat meine Frau. Ich kann nicht länger hier sitzen und darauf hoffen, dass irgendwer sie rettet. Ich muss es selbst versuchen. Diese Chance dürft ihr mir nicht verwehren.«
Naburo schüttelte ablehnend den Kopf. Auch Laura wollte sich weigern, aber dann sah sie, wie Luca den Kopf hob und seinen Vater mit einem solchen Stolz ansah, dass ihr beinahe die Tränen kamen.
»Du kommst mit«, sagte sie, bevor jemand widersprechen konnte. »Das heißt, Naburo, Spyridon, Yevgenji, Felix und ich werden gehen.«
»Nein, so läuft das nicht!« Milt ergriff Lauras Arm, als sie aufstehen wollte. »Ich bleibe nicht hier, während du was weiß ich wohin gehst.«
Sie zwang sich zur Ruhe. »Ich gehe dahin, wo Alberich ist, und ich komme zurück, wenn der Dolch in seiner Brust steckt. Ich wünschte, du könntest mitkommen, aber das geht nicht. Also musst du hierbleiben.«
»Und das entscheidest du einfach so?« Milt ließ seinen Blick über Lauras Gesicht gleiten, als suche er dort nach etwas. »Was ist aus dir und mir geworden? Aus uns? In letzter Zeit geht es nur noch um dich und um das, was du willst. Und wenn ich versuche, mit dir darüber zu reden, stößt du mich weg. Was ist los mit dir?«
Sie riss sich aus seinem Griff los und stand auf. »Frag dich lieber mal, was mit dir los ist! Warum muss ich immer die schwierigen Entscheidungen treffen, und warum unterstützt du mich kein bisschen bei dem, was getan werden muss? Bist du feige, oder kapierst du immer noch nicht, dass wir in ein paar Wochen sterben werden, wenn wir nicht endlich den Hintern hochkriegen!«
War es denn nicht so? Seit ein paar Tagen hatte Milt sich irgendwie verändert. Er wirkte ... müde. Und es schien ihn zu bedrücken, dass er es nicht bis zur Festung hinauf geschafft hatte. Seitdem ließ er sich ein bisschen treiben. Versuche, darüber zu reden, wiegelte er ab. Was ihn betraf, mochte er nicht reden - über alles andere hingegen viel zu ausführlich.
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass die anderen in der Hütte wegsahen und versuchten, so zu tun, als hörten sie nicht zu. Die Szene, die sie und Milt boten, war ihnen peinlich, was Laura gut verstehen konnte. Niemand war gern bei einem Beziehungsstreit dabei.
Sie sah Arun an. »Bereite alles vor. Wir brechen morgen früh auf.«
Dann stürmte sie aus der Hütte. Einige Iolair sahen ihr nach, als sie mit langen Schritten an ihnen vorbeieilte. Sie schienen den Streit gehört zu haben. Laura ignorierte sie und ging weiter. Am liebsten wäre sie bis in die Hügel hinter dem Lager gelaufen, nur um allein zu sein, aber sie bezweifelte, dass die Wachen sie gehen lassen würden. Dort draußen war es zu gefährlich.
Also stieg sie die Strickleiter zur Cyria Rani hinauf. Auf dem Schiff hatte sie wenigstens eine Kabine, in der sie sich vor den anderen verstecken konnte - vor Milt verstecken konnte, wenn sie ehrlich war. Sie hatte überreagiert, das wurde ihr klar, je mehr ihre Wut nachließ. Natürlich machte er sich Sorgen und wollte sie nicht allein gehen lassen. An seiner Stelle hätte sie vielleicht nicht anders reagiert, aber sein Tonfall und sein Drang, etwas
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