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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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musste nicht nach Alberich suchen, denn er stand nur wenige Schritte entfernt von ihr vor einem vergitterten Schrank.
    »Ich musste nur die gefährlichen Bücher einschließen«, sagte er. »Man sollte sie nie aus den Augen lassen.«
    Er drehte sich zu ihr um. Sein Hemd hing über einer Stuhllehne, er trug nur seine schwarze Hose und keine Schuhe. Es hätte Angela nicht gewundert, wenn sie der Grund für seinen nackten Oberkörper gewesen wäre, aber er schien ihre Gedanken zu erraten und schüttelte den Kopf.
    »Es wird sehr warm hier drin, wenn ich die magischen Bücher studiere.« Sein Lächeln wirkte ansteckend. »Sosehr ich uns auch einige Minuten gönnen würde, ist diese Hoffnung nicht der Grund für mein Aussehen.«
    Er musterte sie. Angela war sich sicher, dass er den Kompromiss, den sie bei ihrer Kleidungswahl eingegangen war, bemerkte. »Hast du etwas über den Dolch herausgefunden?«, fragte sie betont neutral.
    »Nicht viel. Johannes erwähnt ihn in einer seiner Schriften, aber nur beiläufig in einer Liste von Artefakten. Jetzt versuche ich, die Quellen zu finden, die er bei dieser Liste benutzte. Das ist allerdings recht mühselig.«
    Alberich machte eine Pause. Er schien darauf zu warten, dass Angela das Wort ergriff, aber sie schwieg.
    »Du bist nicht hier, um mit mir über den Dolch zu sprechen, oder?«, fragte er.
    »Nein. Ich bin hier, weil ich darüber nachdenke, dich zu verlassen.« Der Satz war heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte.
    Alberichs Augen weiteten sich. Er machte einen Schritt auf Angela zu, blieb dann aber wieder stehen. Er wirkte verunsichert, fast schon schockiert.
    Bis er lächelte. »Genau das hätte Angelina gesagt.«
    Nun war Angela verunsichert. »Wirklich?«
    Der Drachenelf ging nun auch den letzten Schritt und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Die Tätowierung an seinem Hals bewegte sich im Licht der Lampen wie ein lebendes Wesen. »Du bist durch und durch sie. Angelina hasste Überraschungen, aber noch mehr hasste sie es, wenn ich mehr wusste als sie und diesen Vorteil ausspielte. In diesem Fall war es natürlich nötig. Du musstest deine Macht, aber ebenso deine Grenzen entdecken. Wie du damit umgehst, beweist, wie weit du bereits gekommen bist.«
    Tat es das? War sie so wütend auf Alberich, weil er sie übervorteilt hatte? Angela spürte ihre Zerrissenheit stärker als je zuvor.
    »Ich will nie wieder so behandelt werden«, sagte sie leise, vielleicht, weil sie glaubte, dass Angelina das ebenfalls gesagt hätte.
    Alberich umarmte sie und streichelte ihr Haar. »Das verspreche ich dir. Du bist meine Königin und ich dein König. Solange du treu zu mir stehst, kann uns niemand aufhalten.«
    »Solange ich loyal bin?«, flüsterte sie.
    Er küsste sie auf den Mund. »Ich weiß, dass du das immer sein wirst.«
    Sie erwiderte seine Umarmung. Als seine Hand unter ihr Hemd fuhr, kribbelte die Magie in ihr, und sie vergaß alle Zweifel. Auf einmal sah sie ihr Leben klar vor sich, als Königin an der Seite Alberichs, mächtig und gefürchtet. Loyal bis ans Ende ihres Lebens und vielleicht darüber hinaus.
    Angela hob den Kopf. »Du hast gestern etwas zu mir gesagt.« Sie wiederholte die Worte, an die sie gedacht hatte. »Was hast du damit gemeint?
    Sie spürte Alberichs Lächeln auf ihren Lippen. »Dass es eine Schande wäre, wenn Kleinigkeiten wie Alter und Tod unsere perfekte Harmonie zerstören würden.«
    »Ich kann unsterblich werden?«
    Er öffnete ihr Hemd. Seine Hände glitten über ihre Brüste. »Du kannst werden, was immer du willst.«
    Mächtig. Gefürchtet. Unsterblich. Angela versank in Alberichs Küssen und in ihrem eigenen Triumph. Solange ich loyal bin.

13
    Schwärzer
    als die Nacht
     
    S imon hatte kaum geschlafen, aber er war nicht müde. Elfen hatten einen anderen Metabolismus als Menschen, das war ihm schon oft aufgefallen. Während die meisten der Überlebenden sich in ihre Hütten zurückgezogen hatten, um ein wenig Schlaf nachzuholen, saßen er und Cedric auf einer Holzbank am längst erkalteten Lagerfeuer. Ruhig betrachteten sie die Trümmer der abgebrannten Hütte.
    »Man hat dich also auch schon umlegen wollen«, sagte Cedric.
    Simon lehnte sich an. Ein paar Überlebende hatten die Bank aus einem alten Baumstamm zusammengezimmert, und sie war nicht sonderlich bequem. »Davon gehe ich aus. Die vergiftete Ramrol kann kein Zufall sein.«
    »Ist es dann so klug, hier zusammenzusitzen? Du weißt doch, zwei Fliegen auf einen Streich

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