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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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damit in Berührung kämen. Er warf einen Blick über den Platz hinaus zum Dorf und zu den Felshöhlen. Dort kroch der Schleim ebenfalls empor. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er den gesamten Krater ausfüllte.
    Deshalb können wir den Schattenlord nicht orten, sagte Cedric. Er ist überall.
    Das hatte Simon bereits geahnt, aber es war eine Sache, über eine Vermutung nachzudenken, und eine ganz andere, den Beweis mit eigenen Augen zu sehen. Wieso ist er so stark?, fragte er sich.
    Er warf einen Blick nach unten, um sich vor dem Abstieg zu orientieren, und vergaß seine Gedanken. Cedric ...
    Der Schleim kroch den Baumstamm herauf, hatte bereits den ersten Meter überwunden. Er bewegte sich schneller als auf dem Weg, und als Simon ihn zurückverfolgte, sah er eine armdicke Schneise, die zielstrebig den Wald durchkreuzte und in einer Pfütze rund um den Stamm endete.
    Cedric fluchte noch nicht einmal, fuhr sich nur einmal kurz mit der Hand durch die Haare. Wir müssen springen, sagte er dann.
    Springen? Die Pfütze ist schon zu groß, und der Schleim ...
    Nicht nach unten. Cedric zeigte auf den Baum neben ihnen. Er war etwas kleiner als der, auf dem sie saßen, und dichter belaubt. Zur Seite.
    Simon schätzte den Abstand zwischen den beiden Stämmen auf gut sechs Meter, vielleicht mehr. Das schaffen wir nicht.
    Wir müssen. Cedric stand auf. Er umarmte den Stamm und kletterte rasch und viel geschickter, als Simon es ihm zugetraut hätte, auf die andere Seite. An einem schmaleren Ast über ihm hielt er sich fest, während er sich Stück für Stück auf dem breiteren, tieferen vom Stamm entfernte. Er sah aus wie ein Seiltänzer.
    Simon folgte ihm langsamer. Die Rinde des Baums fühlte sich kalt unter seinen Fingern an. Der Schleim saugte bereits das Leben heraus. Das wird er auch mit uns machen, wenn wir das nicht schaffen, dachte er. Die Angst, die er dabei empfand, reichte, um ihn voranzubringen.
    Der Ast, auf dem Cedric stand, knackte unter seinem Gewicht. Er war ein kräftiger, muskelbepackter Mann, wahrscheinlich deutlich schwerer als Simon.
    Bleib zurück, bis ich gesprungen bin. Uns beide trägt er nicht.
    Cedric fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der Ast unter ihm wurde zu dünn. Er konnte nicht mehr weitergehen, nur springen.
    Können wir hier überhaupt sterben?, fragte er.
    Ich weiß es nicht, log Simon. Ihr Geist konnte es, ihr Körper würde ohne Seele vor sich hin vegetieren und irgendwann ebenfalls vergehen.
    Cedric lachte, glaubte ihm offensichtlich nicht. Dann sprang er.
    Mit ausgestreckten Armen flog er auf den anderen Baum zu. Holz krachte, Laub wirbelte empor, als er durch das Blätterdach schlug und nach unten stürzte. Dann war er nicht mehr zu sehen. Simon stellte sich auf die Zehenspitzen, doch außer abgerissenen Zweigen, die langsam zu Boden trudelten, konnte er nichts erkennen.
    Alles okay , sagte Cedric in seinem Geist. Spring, bevor der Schattenlord merkt, was wir Vorhaben.
    Simon sah nach unten und erschrak, als er bemerkte, wie nahe ihm der Schleim schon gekommen war. Nur eine Handbreit trennte ihn noch davon. Ohne nachzudenken, stieg er auf den Ast und lief los. Er hielt sich nicht fest, er überlegte sich nicht, was geschehen würde, wenn er stürzte, er nahm einfach Anlauf - und sprang.
    Zu kurz, dachte er im Sprung, viel zu kurz.
    Er ruderte mit Armen und Beinen wie ein Ertrinkender, der versuchte, an der Oberfläche zu bleiben. Das Blätterdach kam näher, aber doch nicht nahe genug. Er stürzte daran entlang nach unten, sah den Boden rasend schnell auf sich zukommen.
    Etwas riss ihn nach oben. Eine Hand packte ihn unter der Schulter und zog. Simon spürte Holz unter seinen Händen und krallte sich fest. Seine Füße fanden einen Ast, an dem er sich abstützte. Schwer atmend und mit klopfendem Herzen trat er einen Schritt zur Seite, bis er den Stamm umarmen konnte. Noch nie hatte sich Rinde so gut angefühlt.
    Cedric ließ seine Schulter los und grinste. »Das war eine ziemlich geile Vorstellung, aber das Ding ist noch nicht erledigt. Wir müssen uns beeilen.«
    Er kletterte an Simon vorbei nach unten. Der wartete einen Moment, bis seine Knie aufhörten zu zittern, dann folgte er ihm. Den letzten Meter überwand er mit einem Sprung. Der weiche Waldboden dämpfte den Aufprall. Simon warf einen Blick auf den Baum neben sich, den der schwarze Schleim mittlerweile ganz bedeckte. Die Pfütze blubberte und stieß diesen widerwärtigen Geruch aus, dann schob sich ein schwarzer,

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