Die Kristallwelt der Robina Crux
Leere Behälter und beschmutzte Kleidungsstücke verstaute sie ebenfalls im Netz.
Dann säuberte sie den Fußboden, konnte sich nicht entschließen, das dazu verwendete Wasser wieder in den Resorber zu gießen, und quittierte so wehmütig den Verlust von mindestens acht Wochen Leben. Danach stellte sie den Behälter mit dem Schmutzwasser nach draußen in das Netz, wo der Inhalt sofort zu einem steinharten Block gefror. Robina sah die Eisnadeln knistern.
Sie räumte weiter auf, ergänzte die Vorräte, und dann saß sie auf dem Lager, und sofort stürzten die quälenden Fragen auf sie ein.
Sie ertappte sich dabei, wie ihre Hand mechanisch nach der Box tastete, dem einzigen leeren Behälter, den sie nicht weggeworfen hatte. Gleichzeitig fühlte sie aber, wie wohl ihr selbst die unangenehme Tätigkeit getan hatte, und sie nahm sich vor, sich nie wieder so lange Zeit dem Medikament auszusetzen, war sich jedoch im klaren, daß sie – für alle Fälle – den Kugelvorrat suchen würde. Und warum nicht gleich? Draußen stolperte Robina über das Containernetz.
Das Zeug müßte weg, unwiederbringlich fort, daß ich es nie mehr sehe! Platz genug böte der Bolid. Aber ab und an stieße ich darauf – oder andere. Robina packte erneut Ekel. Sie sagte inbrünstig „Schwein!“ und sann nach einer Möglichkeit, sich des Unrats gänzlich zu entledigen. Dann kamen ihr die Signalraketen in den Sinn. Und beinahe mit Elan stürzte sie sich auf die Aufgabe, den Müll in den Raum zu befördern. Ein wenig belustigt stellte sie fest, daß gar nicht mehr der Wille, sich von dem Unrat zu befreien, sie trieb, sondern die Aussicht, damit etwas zu tun.
Sie bündelte die Raketen, trug sie ins Freie, ein beträchtliches Stück in die Ebene hinein. Dann schleifte sie den Müllcontainer dorthin, band ihn an das aufgerichtete Raketenbündel und zündete.
Da die Projektile nicht gleichmäßig brannten, begann der Container zu torkeln, fing sich und fauchte schließlich um Haaresbreite über die Randkristalle hinweg in den Raum. Als nach kurzer Zeit der Feuerschweif verschwand, war auch im Reflexlicht des Boliden von dem Netzbündel nichts mehr zu sehen.
Robina freute sich über ihren Erfolg. Sie lächelte. Wenn das einmal jemand findet! Und ihr fiel ein, daß es sicher ein erneuter Verstoß gegen das Reglement war, freilich wurde ein derartiger Fall nicht ausdrücklich vermerkt.
Dann begann Robina die Kugeln zu suchen, nur so, sagte sie sich, damit ich etwas zu tun habe.
Später, immer noch erfolglos bei der Suche, überlegte sie, daß sie auch im Wrack sein könnten, und dorthin, beschloß sie, werde ich morgen gehen.
Sie ging zu Fuß. Während des Marsches begann sie zu singen, ein uraltes Wanderlied, von der Mutter gelernt. Ihr war, als liefe Ed vor ihr, so wie früher, wenn sie zur Freiwoche manchmal in den Schutzgebieten strolchten.
Vater war selten dabei. Wochen-, ja monatelang blieb er in seinem Einsatzort in Afrika, ja, schlug nicht selten den regulären Heimurlaub aus. Besessen war er, nicht schnell genug ging es ihm. Er erzählte vom Aufbauwillen in den Staaten der Afrikanischen Union, ärgerte sich, wenn die sogenannten Fortgeschrittenen den Solidaritätsverpflichtungen nur unterschiedlich nachkamen.
Er sang am lautesten, wenn er einmal dabei war, fröhlich gab er sich, ausgeglichen – war eben auf Besuch. Alle Käfer kannte er und fast alle Pflanzen. Und wie wir an ihm hingen, Ed und ich…
Und nach dem Verfahren – ein anderer Vater war das, der danach wiederkam. Ach, laßt ihn nur, hatte Mutter sie dann meist beruhigt, wenn er wieder einmal ablehnte mitzukommen. Vater hat zu tun! Und ihr fiel dann immer etwas ein, das ablenkte. Sie hat uns bestimmt gern gehabt – gehabt? Sicher haben wir nicht richtig gehandelt, Ed und ich, daß wir sie einfach gehen ließen. Ich werde…
Nichts wirst du, Robi, zu spät! Sie schwieg betroffen. Dann zwang sie sich, weiterzusingen.
Später wurde sie nachdenklich, sie verlangsamte sogar den Schritt. Ich muß etwas tun, das mich ausfüllen könnte, etwas Sinnvolles. Sonst könnte ich wirklich gleich… Ihre Hand strich über den Helmverschluß. Aber was sollte hier schon sinnvoll sein?
Fotografieren! Ja, diese wunderliche Welt festhalten. Das hatte ich mir
doch vorgenommen. Ich werde fotografieren, die Bilder zu Serien zu
sammenstellen…
Für wen?
Na, für die Anderen, wenn sie wiederkommen!
Aber die kennen doch den Boliden. Sie haben hier ihre Station. Die Menschen müßten das
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