Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Teilsystem, das in diesem Falle Mensch heißt. Alles zu seiner Zeit, auch die Emotionen – vor allem diese! Und dabei war Donas keinesfalls ein fühlloser Klotz. Blumen mochte er, und mit seinen Kindern ging er um, daß Robina mehr als einmal neidvoll zusah.
    Und was Robina nie für möglich gehalten hätte, als die kleine Mannschaft der REAKTOM verabschiedet wurde, zeigte er sich – und er schämte sich dessen nicht – gerührt, und das, obwohl sie mit mehr als siebenfacher Sicherheit reisten.
    Im Augenblick war Robina, als begriffe sie nun erst Donas, ihren mitunter poltrigen Lehrer, in seinem Wollen…
    Robina war sich jedoch keineswegs sicher, ob sie jederzeit in den verbleibenden Jahren so zu denken vermochte oder ob es erneut Perioden geben würde, in denen sie der Gedanke an das Letzte niederwürfe. Vielleicht versetzte nur die Idee ihrer Mission sie jetzt in die Lage, sich so zu verhalten.
    In einem glaubte sie sich sicher: Versänke sie erneut in den Bann der Kügelchen, würde es ihr sehr viel schwerer fallen, abermals aufzuerstehen…
    Also: Der Fremde brauchte neben der schönen Leiche notwendigerweise Informationen über die Herkunft der Toten – aber woher zum Beispiel wüßte er, daß es eine Sie ist und kein Er oder Es?
    Je weiter sie dachte, um so klarer wurde Robina, daß noch viel zu tun blieb, um möglichst viele Fragen des Fremden zu beantworten.. Und zum erstenmal dachte sie an die verbleibenden vierunddreißig Jahre nicht in der Furcht, wie diese lange Zeit zu überstehen sei, sondern in der Angst, sie könnten nicht ausreichen.
    Sie war sich schlüssig, daß sie die Informationen nicht irgendwie ungeordnet konservieren durfte, sondern ein System brauchte, in das sie vieles einfügen konnte.
    Lange saß Robina vor dem Eingang der Grotte und grübelte. Ihr gegenüber stieg am anderen Ufer über einem Trümmerberg – wie alle dreiundvierzig Minuten – der hellste Stern auf, der von dem Boliden aus zu sehen war. Robina hatte sich nicht gemerkt, zu welchem Raumsektor er gehörte; das war Stefs Sache gewesen.
    Im Augenblick kam ihr der Stern besonders hell vor. Sie verfolgte ihn mit dem Blick, bis er über dem Grotteneingang hinter dem Kristallmassiv verschwand.
    Auf einmal fiel ihr das biblische Märchen ein: Drei Könige folgten einem Stern. Sie lächelte. Wo sollten hier drei Könige herkommen? Die drei damals hatten immerhin ein Morgenland, hier ist nichts… Und außerdem bin ich wohl ein etwas mißratenes Gotteskind. Niemand wiegt mich, und ein Esel ist auch nicht da.
    „Entschuldige!“ sagte sie laut und klopfte auf den Rahmen ihres fahrbaren Eselchens.
    Plötzlich spukte ihr neben dem Märchen noch etwas anderes durch den Kopf: eine zweite Geschichte, die mit der ersten verknüpft schien, nein, die die erste interpretierte.
    Robina dachte angestrengt nach, sie fühlte, es war irgendwie wichtig, daß es ihr einfiel.
    Dann erwog sie, daß es sich um eine phantastische Geschichte eines Klassikers dieses Genres handeln könnte. Auf den Namen des Schriftstellers kam sie nicht, aber nach und nach erinnerte sie sich an den Inhalt.
    Da hatte nach dem Willen des Autors eine Forschergruppe am Rande der errechneten Ökosphäre einer untergegangenen Sonne einen Planeten entdeckt. Auf ihn hatten sich ehemalige Bewohner eines sonnennäheren Himmelskörpers geflüchtet, weil sie Schutz suchten vor der zunehmenden Strahlung – oder so ähnlich. Sie erkannten dann, daß es keine Rettung gab; ihre Sonne glühte einer Nova entgegen. Und so beschlossen sie, bleibendes Zeugnis ihrer Existenz zu hinterlassen, bevor sie starben…
    Clarke hieß der Autor, fiel Robina jetzt ein, Arthur C. Clarke.
    Und das alles erfuhren die Expeditionsteilnehmer eben aus den hinterlassenen Aufzeichnungen.
    Aber wie hatten diese Wesen Kunde von sich hinterlassen?
    Robina konnte sich nicht erinnern. Was konnte schon eine Superno
va, wenn auch eine weit entfernte, überstanden haben? Hier gibt es
keine Supernova!
Wieder ging drüben der Stern auf.
    Was hat diese Geschichte eigentlich mit den drei Königen zu tun? – Ja, einer der Expeditionsteilnehmer, ein gläubiger Christ, hatte berechnet, das war die Pointe, daß der plötzlich aufgetauchte helle Stern, dem die Könige folgten, zeitlich identisch gewesen sei mit der Supernova, die dort in dem fernen Sonnensystem eine Zivilisation auslöschte. Ja, so ähnlich hatte Clarke sich das ausgedacht, beeindruckend phantastisch! Jener Expeditionsteilnehmer, der Gläubige, begann

Weitere Kostenlose Bücher