Die Kristallwelt der Robina Crux
intensiven Tierzucht! Damit ein paar von unseren acht Milliarden Menschen mal einen Elefanten in freier Wildbahn sehen, ich bitte dich! Warst du schon mal da? Ein Optimum brauchen wir in unserem Verhältnis zu dem Restchen Natur, das uns geblieben ist, nicht Extreme nebeneinander.“ „Und was würdest du machen?“ fragte Robina.
„Die Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, und das sind sehr viele, in Tiergärten züchten, zum Anschauen. Wenn es nicht mehr geht, das heißt, wenn sie sich partout nicht mehr fortpflanzen wollen oder können, dann Filme machen, stereoskopisch, versteht sich, nach allen Regeln der Kunst, und sie so der Nachwelt erhalten.
Nun, und wer eben ein solches Vieh unbedingt richtig sehen und anfassen möchte: Man könnte mehr Forschungskapazität einsetzen, die verstärkt die Genkodesynthese bearbeitet und zur Perfektion bringt. Stellt euch vor, ihr behandelt in der Schule die Urfauna Afrikas, und der wohlvorbereitete Lehrer führt euch vor, wie aus einer beliebigen, aber künstlich kodierten Zelle ein Löwenbaby entsteht, immer dann, wenn es gebraucht wird, oder ein Krokodil oder was immer du willst. Wir sind da viel zu einfallslos, pressen uns in Korsetts, wo wir frei atmen könnten…
Mein Freund, wenn du dich an das hältst, was ich dir auf den Weg geben werde, können wir in fünf Jahren versuchen, deinen Wirbel zu regenerieren. Er ist dann ganz echt. Mit dem, den du jetzt drin hast, kannst du keine großen Sprünge machen. Aber drei Monate mußt du für die Regenerierung einplanen! – Nun, nun, Kinder, verabschiedet euch. Dem Affenhascher kann ein wenig Schlaf nicht schaden.“ Damit ging der Alte. Ed und Robina sahen ihm lächelnd nach. „Ein verrückter Kerl“, sagte Robina.
„Wer weiß!“ Dann wandte sich Ed der Schwester voll zu und fragte sie nach allerlei Speziellem aus seinem Betrieb.
Erst als Robina im Gleiter saß, der sie nach Hause zurückbrachte, stürzte der Jammer auf sie ein. Und am liebsten hätte sie losgeheult. Sie hatte, solange sie mit dem Bruder zusammen gewesen war, beinahe selbst an den Trost, den sie ihm geben wollte, geglaubt. Ihr gewollter Optimismus, verbunden mit dem von Ed zur Schau gestellten – und natürlich die hoffnungsvolle Diagnose des Arztes –, hatten die Unfallfolgen leichter erscheinen lassen.
Aber was blieb, und jetzt wurde es Robina bewußt, war doch ein beträchtliches Maß an Ungewißheit und Sorgen und – Einsamkeit, Einsamkeit vor allem für sie; denn Ed würde sie, schon durch das Einarbeiten in seine neue Tätigkeit, nicht so empfinden. Und da kannte sich Robina zu gut, über dieses Alleinsein würde bei aller Mühe weder das Kollektiv im Institut noch das im Territorium hinweghelfen können. Dazu war sie mit Ed – aus der gemeinsamen Kindheit, vor allem aber aus dem gemeinsamen Schulbesuch heraus – zu sehr verwachsen. „Freilich, vielleicht war diese Ansicht falsch, vielleicht habe ich mich zu sehr gehenlassen…“
Aber – und Robina fand in die Wirklichkeit der Kuppel zurück – meinen Entschluß, an der Fahrt der REAKTOM teilzunehmen, bereue ich keine Sekunde. Und Robina fühlte, daß sie sich im Augenblick nichts vormachte – obwohl zu jenem Entschluß die Flucht aus dem Alleinsein mit beigetragen haben mochte. Und jetzt lachte Robina bitter auf. „Eine Flucht aus dem Alleinsein auf der Erde mit acht Milliarden Menschen, diese Einsamkeit habe ich mit der auf dem Boliden getauscht.“
Sei nicht ungerecht, Robi, dazwischen lag die lange Fahrt, da waren
die Freunde auf dem Schiff, Frank…
Und schließlich die Entdeckung der Anderen!
Robina richtete sich auf. „Wo bleibst du denn, Birne?“ fragte sie laut, und sie spürte, daß sich unter der Kuppel der Schall bereits vernehmlich in der entstandenen Sauerstoffatmosphäre fortsetzte.
Aber die fremde Maschine ließ auf sich warten. Als Robina schon Zweifel kamen, ob ihr Täuschungsmanöver vielleicht durchschaut worden sei, und sie bereits zu überlegen begann, ob sie alles noch einmal von vorn einfädeln sollte, glitt die Tür zur Seite, mit – und darüber erschrak Robina –, mit einem erbärmlichen Quietschen. Sichernd schwebte die Birne herein.
Wie von Robina erwartet, begann sie den Hacker abzubauen. Diesmal konnte Robina den Vorgang gut beobachten.
Aus einer Art Köcher auf der Unterseite holte die Maschine ein Er
satzkabel hervor, riß ohne Federlesen den Hacker zur Seite, entfernte die Kabelenden rechts und links vom Schnitt, indem einer der
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