Die Kristallwelt der Robina Crux
normal ist, über eins dieser Kabel, und wenn nicht? Das wäre auch nicht so schlimm! Messen muß ich, was für ein Strom fließt und mit welcher Intensität die Signale ankommen…
Und mit der neuen, drängenden Aufgabe machte sich Robina auf den Weg nach oben, um Vorbereitungen zu treffen.
Die Ergebnisse der Messung fand Robina zufriedenstellend.
Zunächst nahm sie das Signal auf eine endlose Magnetbandschleife auf und trimmte die Ausgangsimpulse so lange, bis sie annähernd den Intensitätswerten entsprachen, mit denen der Schläfer das Signal empfing.
Dann fuhr sie mit dem Bandgerät nach unten, zapfte behutsam die Antennenleitung des Roboters an und klemmte im gegebenen Augenblick ihr Band synchron an. Der Automat zuckte nicht einmal. Somit ging Robinas Rechnung auf, daß er auf Frequenz und Folge abgestimmt war.
„Ich komme schon noch hinter dein Innenleben!“ sagte sie spöttisch, und sie strich wie liebkosend über den glatten Panzer.
„So – und nun machen wir die Probe!“ Robina vergewisserte sich, daß das Bandgerät funktionstüchtig war und sich die Dauerbatterie in einem wohlgefüllten Zustand befand, und verließ den Raum.
Oben in der Kuppel stieg sie zunächst – für alle Fälle – in die Spirale, zerschnitt seelenruhig das Kabel und setzte den Signalhacker in Gang. Die S-Melodie, die gleich darauf in ihrem Hörer schwang, erschien ihr plötzlich besonders melodisch.
Die halbe Birne schlief einen – wie es schien – außerordentlich gesunden Schlaf.
„Na also“, sagte Robina. Und sie kam sich vor wie die dreizehnte Fee aus Dornröschen, an deren Spindel sich gerade das Mädchen gestochen hatte und auf das Lager niedergesunken war.
„Tröste dich, hundert Jahre wird es nicht dauern, so lange hält die Batterie nicht, oder das Band geht entzwei!“
Beschwingt verließ Robina den unterbolidischen Bau und machte sich auf den Weg zur Grotte.
12.
In den folgenden Wochen quälte sich Robina mit der Niederschrift von Eds Unfall. Daraus wollte sie auf der Wand eine Geschichte machen. Es fiel ihr sehr schwer. Sie nahm sich vor, täglich eine Seite zu schaffen, aber oft gelang ihr das nicht.
Manchmal unternahm sie kleine, ziellose Ausflüge – zur Erholung, redete sie sich ein. Ihre Gedanken glitten ständig ab. Sie litt an einer Konzentrationsschwäche, ohne deren Ursache zu kennen.
Immer öfter schob sich in ihr Denken die Diele mit den Türen, sie sah die Birne dort in Ruhestellung, das monotone Kreisen des Bandgeräts.
Während sie anfänglich der S-Melodie mit einem gewissen Triumph gelauscht hatte, mit Stolz über die gelungene List, fiel ihr das zerrende Gepiepse bald auf die Nerven. Und sie schaltete dann und wann nur noch ganz kurz an, um zu kontrollieren, ob der Hacker noch lief. Einmal fuhr sie zur Kuppel, um den Sauerstoffbehälter auszutauschen. Es fiel ihr schwer, die Diele nicht aufzusuchen. „Was soll das, es funktioniert alles ganz großartig. Ich habe ihn bezwungen, und das ist endgültig!“
Nach dem Besuch der Kuppel wurde es mit ihr noch schlimmer. Sie konnte nur noch wenige Stunden am Tage wirklich am Raster arbeiten, immer wieder schweiften ihre Gedanken hin zu dem Roboter. Robina begann sich Vorwürfe zu machen wegen der Zweckentfremdung einer Anlage, die sie im Grunde genommen nichts anging, die sie im Gegenteil zu achten hatte. Sie beruhigte sich zwar selbst, daß sie als Schiffbrüchige ein Recht dazu hätte und daß jedes vernünftige Wesen das auch einsehen würde.
Und langsam begriff Robina, und mit diesem Begreifen kam eine gewisse Ruhe über sie: Sie sehnte sich nach dem Spiel mit diesem Roboter. Es fehlte ihr einfach das Hin und Her, das Lauern aufeinander, das Prickelnde des Unbekannten, des Risikovollen. Sie vermißte den – Gesellen.
Sie schalt sich albern und brachte es sogar fertig, ihre ganz sicher sehr einseitigen Beziehungen zu der Maschine lächerlich zu finden. Sie meinte mit einemmal die Dinge real zu sehen, und das tat wohl. Sie konnte sich nun auch wieder des Sieges über die Maschine freuen. Die SMelodie war wieder das, was sie ursprünglich darunter verstanden hatte: die einzige Möglichkeit, irgend jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Und die Frage, ob das gerechtfertigt sei oder nicht, die fand sie plötzlich absurd.
Und dann erinnerte sich Robina, daß sie einen Triumph über einen solchen Sieg in ganz ähnlicher Weise schon einmal erlebt hatte. Sie holte diese Erinnerung bewußt hervor, schwelgte gleichsam in ihr. Sie
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