Die kritische Dosis
setzen.«
»Und wo kann er Sie erreichen, Mr. Lam?«
Ich lachte. »Clay weiß genau, wo er mich erreichen kann. Nur von ihm weiß man das nie so genau. Immer auf der Walze, immer wieder was Neues. Ein richtiger Manager.«
»Verstehe.« Ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie das Gespräch als beendet ansah.
»Wenn ich in meiner Sache weitergekommen bin, setze ich mich mit Ihnen in Verbindung«, sagte ich und ging.
Im Handelsregister waren zwei Clayton Dawsons eingetragen, aber selbst beim allerbesten Willen kamen sie nicht für meine Zwecke in Frage. Niemand hatte jemals von einer Dawson Diskont- und Effekten-Verwertungs-AG gehört.
In den Wählerlisten waren mehrere Dawsons verzeichnet, aber auch unter denen konnte rein altersmäßig keiner mein Dawson sein.
Ich klapperte die Autovermietungen ab und fragte, ob innerhalb der letzten Woche oder der letzten zehn Tage ein Clayton Dawson bei ihnen einen Wagen gemietet hatte. Auch hier war der Erfolg gleich Null. Der Clayton Dawson, der mich aufgesucht hatte, war ein Schemen mit einem erfundenen Eigenleben in Denver, dessen Einzelheiten so schlau ausgeheckt waren, daß ich ihm nicht auf die Schliche kommen konnte.
Und im Hintergrund lauerte Sergeant Sellers, um mir meine Lizenz abzuknöpfen, wenn ich ihm nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden den Namen meines Klienten lieferte.
Wenn ich Sergeant Sellers die Wahrheit sagte, würde er mich trotzdem einbuchten, weil ich dann in seinen Augen ein mieser Lügner war, der sich keine bessere Geschichte hatte einfallen lassen.
Ich gondelte mit einem Taxi zurück zum Flughafen, wo ich feststellte, daß die Maschine nach Los Angeles erst in zwei Stunden startete.
7
Ich suchte mir auf dem Flughafen eine möglichst abgelegene Telefonzelle und rief Phyllis Eldon in ihrer "Wohnung an.
Sie meldete sich zu meiner Überraschung sofort.
»Hier ist Donald Lam.«
»Ja, Mr. Lam?« Ihre Stimme klang warm und freundlich.
»Ich sitze in der Tinte.«
»Tja, das kommt vor. Passiert jedem mal.«
»Die Tinte haben Sie und Ihr Vater angerührt.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Ich bin augenblicklich in Denver und habe versucht, mich mit Ihrem Vater in Verbindung zu setzen. Aber ich habe ihn nicht gefunden. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
»Nein. Was ist denn passiert?«
»Telefonisch möchte ich Einzelheiten nicht erwähnen«, sagte ich. »Aber irgend etwas ist durchgesickert. Gewisse Leute versuchen, der Quelle einer gewissen Zahlung auf die Spur zu kommen. Es dürfte ganz nützlich sein, wenn wir uns heute am Flughafen treffen könnten, um einiges zu klären. Ihr Vater war alles andere als offen zu mir, und wenn ich mich schon für Sie in die Nesseln setze, will ich wenigstens genau wissen, auf was ich mich einlasse.«
»Mit welcher Maschine kommen Sie?«
Ich gab ihr die Flugnummer, die Fluggesellschaft und die Ankunftszeit.
»Für meinen Vater kann ich mich nicht verbürgen«, sagte sie. »Aber ich versuche immer ein fairer Partner zu sein. Wenn jemand sich für mich in ein Risiko einläßt, bin ich dankbar und vergesse es nicht. Ich komme zum Flugplatz.«
»Na, da fällt mir ein ganzer Steinbruch vom Herzen«, sagte ich.
»Können Sie wenigstens andeuten, wer die Schwierigkeiten macht?« fragte sie.
»Ich habe den Eindruck, daß die Sache einen ziemlich förmlichen — oder soll ich sagen einen uniförmlichen — Verlauf nehmen wird.«
»Einen uniförmlichen — ach ja, jetzt kapiere ich. Abgemacht, Donald, ich hole Sie ab. Bis gleich also.«
Ihre Stimme klang teilnahmsvoll und sehr aufregend.
Ich schlug die Zeit tot, bis mein Flug aufgerufen wurde. In der Maschine sank ich in die bequemen Polster zurück und schaltete ab.
Wie es schien, hatte mich mein feiner Klient gewaltig an der Nase herumgeführt. Seine angeblich so launische, eigensinnige und unabhängige, undankbare, disziplinlose und möglicherweise unmoralische Tochter dagegen erwies sich als Pfundskerl, was wieder einmal bestätigt, daß das Leben doch sehr seltsam eingerichtet ist.
Dann brachte mir die Stewardess einen Oldfashioned, und zehn Minuten später waren sämtliche Sorgen aus meinem Gehirn gespült, und ich sah siegesgewiß einem baldigen Happy-End im Falle Clayton Dawson entgegen.
Wir landeten pünktlich in Los Angeles, und ich drängelte mich in die vorderste Front der Passagiere, die aus der Maschine quollen. Außer meiner Aktentasche hatte ich kein Gepäck.
Ich sah Phyllis sofort. Sie stand am Flugsteig und winkte
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