Die kritische Dosis
mir eifrig zu.
Ich hob die Hand, um zurückzuwinken. In diesem Augenblick erspähte ich Sergeant Frank Sellers, der am Rande der wartenden Menge stand. Er war in Zivil und bemühte sich geflissentlich, im Hintergrund zu bleiben.
Ich starrte Phyllis unbewegt an und hoffte inständig, sie möge schnell schalten.
Sie ließ die Hand sinken und machte ein verblüfftes Gesicht.
Ich marschierte geradeaus weiter und starrte Löcher in die Luft.
Phyllis drängte sich zu mir durch.
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.
Sie kapierte nicht.
»Donald!« Sie packte meinen Arm. »Donald, erkennen Sie mich denn nicht?«
Da wandte ich mich schließlich zu ihr um.
Es war zwecklos, die Sache als Verwechslung hinzustellen. Sie hatte mich mit meinem Namen angeredet. Daß ich ganz offensichtlich versucht hatte, ihr auszuweichen, machte es nur noch schlimmer. Etwas Besseres konnte Sellers sich gar nicht wünschen.
Er fiel über uns her wie ein Bär über den Honigtopf.
»Tag, halbe Portion«, sagte er. »Darf man fragen, wer die nette Puppe da ist?«
Phyllis warf ihm einen ungnädigen Blick zu. »Mach deine Witze woanders, du Lulatsch. Wir haben miteinander zu reden.«
Sellers zog seine Brieftasche hervor, klappte sie auf und hielt ihr die Polizeimarke unter die Nase.
»Jawohl, wir haben miteinander zu reden«, wiederholte er grimmig. »Allerdings wird diese Unterredung wohl etwas anders aussehen als die, die Sie mit Donald im Sinn hatten.«
»Wollen Sie jetzt auch noch mein Liebesieben ruinieren, Sellers?« stöhnte ich.
Ich setzte meine Aktentasche ab, öffnete die Arme und hatte gerade noch Zeit, Phyllis kurz zuzuzwinkern.
Sie fiel mir um den Hals. »Liebling!« hauchte sie und hob mir die Lippen entgegen.
Wir küßten uns lange und ausgiebig; egal, was ihr Vater über seine Tochter sagen oder denken mochte — ihre Technik war einfach umwerfend.
Sellers stand neben uns und sah zu.
»Morgen will ich mich gern mit Ihnen unterhalten, Frank«, sagte ich, »aber heute abend bin ich voll ausgelastet.«
Sellers bearbeitete wütend seinen kalten Zigarrenstummel.
Aus der wartenden Menge löste sich ein großes männliches Wesen von ziemlich distinguiertem Äußeren und strebte eilig von dannen.
»He, Sie da«, rief Sellers.
Der Mann ging weiter.
»Sie da in dem grauen Anzug«, rief Sellers etwas lauter. »Kommen Sie zurück.«
Der Mann blieb stehen und warf einen erstaunten Blick über die Schulter.
»Kommen Sie mal her«, sagte Sellers.
Der Mann kam mit ärgerlichem Gesicht auf ihn zu. »Was fällt Ihnen eigentlich ein, midi hier herumzukommandieren?«
Auch ihm zeigte Sellers seine Dienstmarke. »Ich bin schließlich nicht von gestern«, erklärte er.
»Es ist mir schnuppe, von wann Sie sind«, gab der Mann zurück. »Mit mir können Sie so etwas nicht machen. Was sollen diese dummen Späße?«
»Umgekehrt wird ein Schuh draus. Ich habe den Eindruck, daß jemand sich mit mir dumme Späße erlaubt«, konterte Sellers grimmig. »Eine Puppe wie die da nimmt sich keinen Geleitschutz mit, wenn sie ihren Herzallerliebsten vom Flughafen abholt. Sie haben mit ihr gewartet. Also raus mit der Sprache.«
»Wir haben uns nur unterhalten. Miss Eldon ist eine Bekannte von mir.«
»Ach, und da haben Sie sie so ganz zufällig hier in der Ankunftshalle getroffen?«
»Ganz recht.«
»Dann sagen Sie mir mal, was Sie hier zu tun hatten?«
»Ich wollte einen Bekannten abholen.«
»So. Und wo ist dieser Bekannte?«
»Er ist nicht mitgekommen.«
Sellers grinste breit. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Es sind ja noch gar nicht alle Passagiere ausgestiegen. Sie gedachten sich aus dem Staub zu machen. Wollen wir uns doch mal Ihren Führerschein anschauen. Wer sind Sie überhaupt?«
»Mein Name ist Colton C. Essex. Es mag Sie interessieren, daß ich Rechtsanwalt bin.«
»Schau, schau!« sagte Sellers. »Die Sache fängt an, interessant zu werden. Und wie sind Sie auf den Flughafen gekommen, Mr. Essex?«
»Das dürfte Sie kaum etwas angehen.«
»Keine Angst, ich kriege Sie schon noch«, versprach Sellers.
Er wandte sich an Phyllis. »Wie sind Sie hier herausgekommen?«
»Mit meinem Wagen.«
»Sehr schön. Den wollen wir uns doch gleich mal ansehen.«
»Was soll das heißen?« fragte sie empört. »Der Wagen gehört mir. Wollen Sie vielleicht andeuten, ich hätte ein Auto geklaut?«
Inzwischen hatte sich ein Kreis Neugieriger um uns gebildet. Ich wußte, daß es keinen Zweck hatte, dieses Spiel
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