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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Abfindung. Aber vorher will ich wissen, was hier überhaupt gespielt wird.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben in Los Angeles einen Unfall inszeniert, bei dem alles darauf hinwies, daß die Frau, die wir mal Phyllis Eldon nennen wollen, am Steuer saß. Sie wissen, und ich weiß, daß es diesen Unfall nicht gegeben hat. Folglich konnte Phyllis auch nicht am Steuer des Unfallwagens gesessen haben. Die einzige Erklärung für dieses riskante Spiel ist, daß Sie ein Alibi brauchten. Mit anderen Worten: Sie wollten beweisen, daß Sie oder Phyllis oder beide zu der Zeit, als der Unfall angeblich passierte, in Los Angeles waren. Und zwar nicht, weil Sie Wert darauf legten, daß man Sie in Los Angeles glaubt, sondern weil es für Sie wichtig ist, daß es so aussieht, als seien Sie zu dieser Zeit nicht in Denver gewesen.
    Sie haben in Los Angeles eine Anklage riskiert, bei der Sie aller Wahrscheinlichkeit nach den Kopf wieder aus der Schlinge ziehen können — nur, um ein Alibi in Denver zu bekommen; bei einer Anklage in Denver blieben Sie also voraussichtlich nicht ungeschoren.
    Wenn ich die Ärmel hochkrempele, kriege ich schon heraus, worum es sich handelt. Eine Lappalie ist es jedenfalls nicht, Sie hätten sonst nicht so viel riskiert. Es muß etwas sein, das Ihren Ruf gefährdet. Vielleicht Fahrerflucht und Trunkenheit am Steuer. Vielleicht etwas noch Schlimmeres.«
    »Und?« fragte er.
    Ich setzte mich, streckte die Beine aus und erklärte: »Und deshalb bleibe ich hier sitzen, bis ich alles weiß.«
    »Es wird Ihnen nicht schmecken«, sagte er.
    »Das weiß ich.«
    »Ich habe kaum noch eine Wahl — Sie haben mich in die Enge getrieben. Ich kann es mir einfach nicht leisten, daß Sie hier in Denver herumschnüffeln.«
    »Damit habe ich gerechnet.«
    »Es stimmt schon...«, meinte er.
    »Was?«
    »Daß wir ein Alibi brauchten.«
    »Wir?«
    »Phyllis und ich. Hauptsächlich aber Phyllis.«
    »Und ich habe auch recht mit der Annahme, daß es eine verdammt ernste Sache ist?«
    Er nickte.
    »Was?«
    Er sah mich an. »Mord.«
    Das gab mir doch einen Ruck. »Mord?«
    »Ja.«
    »Reden Sie ruhig weiter.«
    »Ein Erpresser«, sagte er. »Ein gemeiner, schmieriger, teuflisch kluger und skrupelloser Erpresser. Er hatte belastende Fotos. Er hatte Originaleintragungen aus Hotelgästebüchern. Er hatte mich völlig in der Hand.«
    »Und Sie konnten kein Geschäft mit ihm machen?«
    »Er ließ sich einfach nicht festnageln.«
    »Und weiter?«
    Er seufzte, trommelte einen Marsch auf der Schreibtischplatte.
    »Ich hab’ es dumm angestellt.«
    »Inwiefern?«
    »Ich wollte die Beweise. Er wollte Geld, und dann sollte
    ich die Beweise bekommen.«
    »Sie haben sich mit ihm getroffen?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In einer kleinen Pension, die er bestimmte.«
    »Haben Sie ihm das Geld gegeben?«
    »Ja.«
    »Und die Beweise hat er nicht geliefert?«
    »Nein. Er versprach, sie zu holen, denn sie seien an einer sicheren Stelle aufbewahrt; er hätte nicht geglaubt, daß ich tatsächlich mein Wort halten würde, sondern gefürchtet, ich würde ihm die Polizei auf den Hals hetzen.
    Das war nun keine besonders geschickte Ausrede, denn wenn ich zur Polizei hätte gehen wollen, hätte ich das von Anfang an tun können. Ich konnte es nicht darauf ankommen lassen, daß dieses Zeug an die Öffentlichkeit gelangte. Auf eine polizeiliche Durchsuchung des Kerls legte ich verständlicherweise keinen Wert.«
    »Was haben Sie also unternommen?«
    »Ich lud ihn zu einem Drink ein, und Phyllis kippte ihm Knockouttropfen hinein.«
    »Ach du liebe Güte.«
    »Er merkte im letzten Augenblick, daß wir seinen Drink etwas veredelt hatten, und versuchte den Revolver zu ziehen. Ich versetzte ihm einen Kinnhaken, und er ging zu Boden. Wir nahmen ihm die Wohnungsschlüssel und seine Waffe ab und fuhren in seine Wohnung. Über eine Stunde suchten wir dort. Dann hatten wir das belastende Material gefunden, nahmen es an uns, und ich kehrte zurück, um dem Kerl die Schlüssel wieder in die Tasche zu stecken.«
    »War er noch immer bewußtlos?«
    »Er war mausetot. Das Herz hatte ausgesetzt.«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Also riefen Sie Colton Essex in Los Angeles an und sagten ihm, Sie brauchten ein absolut bombensicheres Alibi für sich und Phyllis.«
    »Hauptsächlich für Phyllis«, verbesserte er.
    »Meinetwegen. Sie brauchten also ein Alibi für Phyllis, und zwar möglichst schnell. Sie mußten Vortäuschen, daß sie in Los Angeles gewesen

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