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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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den Eindruck, daß sie zwar wußte, wie hübsch sie war, sich aber nicht bewußt damit in Szene setzte. Sie erledigte ihre Arbeit tüchtig und — das sah man an ihrer Haltung — mit einer guten Portion Selbstbewußtsein.
    Ein prima Mädchen.
    Wir landeten vor einer Tür mit der Aufschrift »Alting L. Badger, Investitionen«.
    Ich blieb ihr dicht auf den Fersen.
    An einem Schreibtisch saß eine Telefonistin, die Schalttafel vor sich. Der Schreibtisch gegenüber war unbesetzt.
    Das Mädchen ging zu dem unbesetzten Schreibtisch, griff nach dem Telefonhörer, hielt mit der anderen Hand den roten Umschlag fest und sprach in die Muschel.
    Sie legte auf. Gleich darauf öffnete sich die Tür »Privat« mit einiger Heftigkeit, und der Mann, den ich als Clayton Dawson kennengelernt hatte, rannte auf den Schreibtisch zu, nahm den Umschlag, sah ihn an, runzelte die Stirn, drehte ihn um, betrachtete die Rückseite, machte kehrt und steuerte wieder auf sein Büro zu.
    »Guten Morgen, Mr. Dawson«, sagte ich.
    Er wirbelte herum. Als er mich sah, klappte seine Kinnlade herunter.
    »Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben, hätte ich gern mal in der bewußten Angelegenheit mit Ihnen gesprochen.«
    Er sah sich hastig im Raum um, bemerkte die faszinierten Blicke seiner beiden Vorzimmerdamen und rang sich ein gequältes »Kommen Sie herein« ab.
    Ich folgte ihm in ein feudal eingerichtetes Chefzimmer.
    »Wie haben Sie das geschafft?« fragte er. »Wahrscheinlich hat es was mit dem Umschlag zu tun, aber ich begreife trotzdem nicht... Na, ist ja jetzt egal. Worum geht’s?«
    »Es geht darum«, antwortete ich, »daß ein Kriminalbeamter der Stadt Los Angeles, der etwas gegen redegewandte Zeitgenossen hat, auf meinen Skalp aus ist. Für Skalp können Sie auch Lizenz setzen. Meine Lizenz.«
    »Warum?«
    »Weil ich den Versuch gemacht habe, meinen Klienten zu decken.«
    »Welchen Klienten?«
    »Sie.«
    »Und was wollen Sie jetzt von mir?«
    »Sie scheinen ja schon ziemlich gut Bescheid zu wissen.«
    »Ja. Ziemlich.«
    »Ich tippe darauf, daß Colton Essex Sie angerufen und berichtet hat.«
    »Nehmen wir einmal an, er hat mich angerufen und berichtet. Nehmen wir weiter an, ich habe ihn mit der Wahrung meiner Interessen betraut. Haben Sie was dagegen?«
    »Ich wollte es nur wissen«, meinte ich gelassen.
    »Man kann Ihnen gar nichts anhaben«, sagte er. »Der bewußte Kriminalbeamte weiß, wer Ihr Klient ist. Er weiß auch, daß in der Unfallsache ein Vergleich geschlossen worden ist. Das Unfallopfer wird er nie finden — ergo kann er nie beweisen, daß Sie sich strafbar gemacht haben.«
    »Das drückt mich auch gar nicht so sehr«, sagte ich.
    »Denn daß Ihr Anwalt diese Sache so schön auseinanderklamüsert hat, fand ich auch sehr eindrucksvoll.«
    »Was drückt Sie dann?«
    »In was für eine dunkle Geschichte ich da hineingeraten bin.«
    »In gar nichts sind Sie hineingeraten!«
    »Daß ich nicht lache! Der Unfall war fauler Zauber. Es war alles so gedeichselt, daß jeder an einen Fall von Fahrerflucht glauben mußte. Ich wurde angeheuert, um einen Vergleich auszuhandeln. Nachdem das geschafft war, haben Sie oder Ihr Anwalt Sergeant Sellers den Tip gegeben, daß ich einen Fall von Fahrerflucht vertuscht habe. Das bedeutet: Jemand ist genau darüber im Bilde, wie ich zu Sergeant Sellers stehe. Das bedeutet: man hat nicht zufällig mich als den Sündenbock ausgesucht... Daß ich Sellers zu der Wohnung Ihrer angeblichen Tochter und zu dem Auto geführt habe, das sie angeblich gefahren hatte, entsprach genau Ihrem Plan. Ebenfalls plangemäß hat Sellers dann die Laborfritzen auf den Wagen angesetzt, die dann auch prompt die Fäden aus dem Kleid fanden, das Mrs. Chester zur Zeit des Unfalls trug. Wenn Sellers das Opfer gefunden hätte und den Unfall hätte beweisen können, wäre das genug gewesen, um Anzeige wegen Fahrerflucht zu erstatten. Höchstwahrscheinlich aber wird er das Opfer nicht finden, und selbst dann kann er den Unfall nicht beweisen. Damit bleibe ich mit dem Schwarzen Peter sitzen. Daß Sellers mich tatsächlich um meine Zulassung bringt, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Aber zumindest hat er jetzt für immer ein Druckmittel gegen mich in der Hand. Ich will Ihnen mal was sagen: Schwarzen Peter habe ich schon als Kind nicht gern gespielt.«
    »Wieviel verlangen Sie?« fragte er.
    »Eine ganze Menge.«
    »Ich lasse mich nicht erpressen. Erpresser sind mir widerlich.«
    »Ich rede nicht von Erpressung. Ich rede von einer

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