Die kritische Dosis
ich.
»Nicht, wenn Sie mich verstecken, Donald. Sie sind doch ein kluger Junge... Wissen Sie, wir beide sollten in Verbindung bleiben. Meine Nase ist darauf gedrillt, Geld zehn Meilen gegen den Wind zu wittern — und hier wittert sie ein großes Geschäft.«
»Was verlangen Sie?«
»Ich bin bereit, nach Mexiko zu gehen. Aber erst will ich Geld sehen.«
»Wieviel?«
Sie lächelte wieder. »Soviel ich kriegen kann, Donald. Dafür müßten Sie doch Verständnis haben.«
»Und wieviel, glauben Sie, können Sie kriegen?«
»Ich hatte schon zehntausend. Davon habe ich fünf behalten. Die anderen fünf habe ich zurückgegeben. Das hätte ich nicht tun sollen.«
»Warum?«
»Ich hätte die anderen fünftausend auch behalten und weitere fünfundzwanzig verlangen sollen. Ich glaube, ich hätte sie gekriegt.«
»Das ist Erpressung«, sagte ich.
Sie lächelte liebenswürdig. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Und eine ernste Sache«, fuhr ich fort.
»Ach, wissen Sie, das Leben ist sowieso eine ernste Sache. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
»Haben Sie Geld für den Flug nach Mexiko bekommen?«
»Ja.«
»Wissen Sie, wer es Ihnen gegeben hat?«
»Natürlich, Donald. Wenn’s um Geld geht, weiß ich immer, mit wem ich es zu tun habe.«
»Dann sollten Sie sich mit diesem Mann in Verbindung setzen und ihm Ihre Forderungen stellen. Ich kann Ihnen da nicht helfen.«
»Ich glaube doch, Donald. Ich glaube, daß Sie meine Sache geschickter vertreten können. Ich habe das Geld gewittert, apportieren müssen Sie’s.«
»Woher wußten Sie, daß ich hier zu finden bin?«
»Na hören Sie mal! Ich bin Ihnen von Ihrem Hotel aus nachgefahren. Die Idee, sich in einem Hotel einzumieten und dann in einem Motel zu übernachten, ist nicht übel. Aber Sie waren ein bißchen leichtsinnig, Donald. Ich fahre nicht besonders gut, aber es war einfach ein Kinderspiel, Ihnen zu folgen.«
Ich wischte mir mit einem Taschentuch die Stirn.
Es klopfte.
Mrs. Chester sah mich erschrocken an. »Erwarten Sie noch jemand? Um diese Zeit?«
»Sie haben mich ja auch besucht. Um diese Zeit.«
»Ich könnte mich irgendwo verstecken. Im Schrank vielleicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstecke Sie nicht. Vielleicht ist es die Polizei — die sucht Sie ja wie eine Stecknadel.«
Ich ging zur Tür und öffnete.
Die Frau, die im Flugzeug neben mir gesessen hatte, stand lächelnd vor mir.
»Tag, Donald«, sagte sie mit verführerisch schwingender Stimme. Aber sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie Mrs. Chester sah, die gerade die Klinke der Badezimmertür herunterdrückte.
»Schau mal einer an«, sagte sie. »Wen haben wir denn da?«
»Darf ich fragen, was Sie hierherführt? Eine weitere Probe Ihrer Wahrsagekunst?«
»Erraten, Donald«, antwortete sie. »Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht und fand es an der Zeit, daß wir uns einmal in Ruhe miteinander unterhielten. Aber wer ist diese Frau?«
»Ich kenne sie nur flüchtig«, sagte ich. »Sie ist auf einen Sprung vorbeigekommen, um etwas zu fragen, und ich habe ihr die gewünschte Auskunft geben können.«
Ich machte eine Kopfbewegung zur Tür hin.
»Vielen Dank«, sagte Mrs. Chester und tat einen Schritt vorwärts. Mrs. Badger schob sich zwischen sie und die Tür. »Augenblick mal.« Mrs. Chester blieb stehen und ließ ihren Blick zwischen ihr und mir hin- und herwandern. Mrs. Badgers Augen verengten sich. »So langsam wird mir einiges klar. Sehr nett, muß ich schon sagen...«
Im Zimmer hing eine gespannte Stille.
»Möglicherweise ziehen Sie sehr voreilige Schlüsse, Mrs. — ich meine — Minny«, sagte ich.
Sie sah mich an. »Sie sind wirklich ein schlauer Hund.«
Ich schwieg.
Sie versuchte es noch einmal. »Sie wollten mich eben bei meinem richtigen Namen nennen. Ich hätte mir denken können, daß Sie mich früher oder später aufspüren. Aber ich habe selber einige Trümpfe in der Hand, Donald.« Ihre Stimme hob sich triumphierend. »Dieser Kriminalbeamte aus Los Angeles war hinter Ihnen her, weil Sie eine Frau haben verschwinden lassen, die in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt war. Sie wollten ihm nicht verraten, wo sie ist. Angeblich wußten Sie es nicht.
Was ich draußen vor der Tür aufgeschnappt habe, war hochinteressant. Mir scheint, daß ich jetzt einen hübschen fetten Karpfen an der Angel habe.«
Sie wandte sich an Mrs. Chester. »Er hat Sie Mrs. Chester genannt, wenn ich nicht irre...«
Mrs. Chester warf mir einen hilflosen Blick
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