Die kritische Dosis
stecken Sie denn, Donald?«
»Es ist wahrscheinlich gesünder, wenn Sie das nicht wissen«, meinte ich. »Wie ist die Lage im Büro?«
»Angespannt.«
»Haben Sie Geld?«
»Kann ich mir beschaffen.«
»Dann nehmen Sie die Maschine, die heute abend um zehn Uhr dreißig in Las Vegas landet. Ich hole Sie ab.«
»Aber, Donald, das schaffe ich nie.«
»Natürlich schaffen Sie das.«
»Ich — na, schön, ich werd’s versuchen. Und was soll ich Bertha sagen?«
»Gar nichts. Legen Sie ihr einen Zettel hin, daß Sie morgen nicht kommen. Bringen Sie eine Aktentasche mit, Stenoblöcke, Bleistifte und das kleine Diktaphon. Vielleicht brauchen wir es.«
»Donald, Bertha hat gesagt, ich sollte sie sofort informieren, wenn ich etwas von Ihnen höre oder Ihren Aufenthaltsort erfahre.«
»Steht sie mit Sellers in Verbindung?«
»Er ist zwei-, dreimal im Büro gewesen.«
»Was macht er für einen Eindruck?«
»Er kaut wie verrückt an seinen Zigarren herum, tigert im Zimmer auf und ab und beschwört Bertha auszusteigen, ehe es zum Krachen kommt.«
»Und was sagt Bertha? Wird sie aussteigen?«
»Das weiß ich nicht, Donald. Als Sellers das letztemal hier war, hat sie ihn angeschrien, sie würde Sie nicht verurteilen, ohne Sie gehört zu haben. Er hat zurückgeschrien, daß er seinen Ruf bei der Polizei aufs Spiel setzt, um sie zu schützen, nur aus alter Freundschaft, und sie sollte bloß keine Häuser darauf bauen.«
»Na wunderbar«, sagte ich. »Halten Sie den Topf am Kochen.«
»Sie holen mich also ab, Donald?«
»Ja.«
»Haben Sie — eine Unterkunft?«
»Ja.«
»Ein oder zwei Zimmer?« fragte sie.
»Zwei.«
»Ach so.« Sie schwieg eine ganze Weile.
»Sie kommen doch?« fragte ich.
»Natürlich komme ich.«
»Schön. Bis bald also.«
Ich legte auf und ging wieder mal zum Postamt.
Essex war fleißig gewesen: »Den Braten riechen und den Braten essen ist zweierlei stop Machen Sie einen Bogen um die Falle stop Einen großen Bogen.«
Ich schickte ein Antworttelegramm: »Bin kein Braten stop Donald.«
Dann versuchte ich wieder mal mein Glück an den Kartentischen, ging essen, fuhr ein bißchen spazieren, um eventuelle Schatten abzuschütteln, suchte mir ein Motel, schaute mich um und wählte zwei nebeneinanderliegende Räume mit einer Verbindungstür.
Ich trug mich ein und zahlte im voraus. Dann rauschte ich zum Flughafen, um Elsie abzuholen.
Sie hatte glänzende Augen vor Aufregung und krampfte ihre Hand um meinen Arm. »Donald, das ist ja ein richtiges Abenteuer. Sie brauchen mich? Ich meine, geschäftlich?«
»Geschäftlich«, bestätigte ich.
»Und Sie haben wirklich zwei Zimmer?«
»Glauben Sie, ich schwindle Ihnen was vor? Zwei Zimmer, aber mit einer Verbindungstür.«
Das brachte sie erst mal zum Schweigen.
Wir holten ihr Gepäck, stiegen in meinen Leihwagen und fuhren zum Motel. Meine augenblickliche Lage ließ es mir geraten erscheinen, in Bewegung zu bleiben. Durch den Wagen, das Zimmer im Motel und mein Hotelzimmer hatte ich entschieden einen größeren Aktionsbereich.
»Haben Sie Bertha einen Zettel hingelegt?«
»Ja. Ich habe einfach geschrieben, daß ich morgen nicht komme. Aber sie wird mich dafür wahrscheinlich rausschmeißen.«
»Das kann sie gar nicht. Sie sind meine Sekretärin. Wenn Bertha will, kann sie höchstens ihrer eigenen Sekretärin den Stuhl vor die Tür setzen. Es ist ja nicht das erstemal, daß wir darüber sprechen: Sie gehören mir.«
Sie wollte etwas sagen, aber dann senkte sie den Blick. »Ja«, bestätigte sie nach einer Weile. »Ja, das ist wahr.«
15
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß niemand mir folgte, trug ich Elsie Brands Koffer aus dem Auto in ihr Motelzimmer.
Sie sah sich um. Dann sagte sie: »Wo ist die Verbindungstür, Donald?«
Ich zeigte sie ihr.
»Und sie führt in Ihr Zimmer?«
Ich nickte, öffnete die Tür, und wir gingen hinüber zu mir.
Sie machte den Mund auf, schluckte schleunigst hinunter, was sie hatte sagen wollen, und wurde rot.
»Hören Sie gut zu, Elsie«, sagte ich. »Es handelt sich um einen ziemlich kniffligen Auftrag, und es ist wichtig, daß Sie alles mitbekommen. Sehen Sie die Tür zu dem Einbauschrank?«
Sie nickte.
»Sie hat oben einen Gitterrost«, sagte ich, »zur Entlüftung. Es ist ein ziemlich geräumiger Wandschrank.«
Sie sah mich fragend an.
»Ich habe in der Stadt ein Hotelzimmer. Wenn ich dorthin zurückfahre, wird sich wahrscheinlich jemand an meine Fersen heften. Ich werde dann wieder
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