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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Angst, meinen Becher aufzunehmen, weil er zeigen konnte, wie sehr meine Hand zitterte. Aber Bedwyr philosophierte gerade mit Gawain, und Artus diskutierte die Politik mit dem Boten, und niemand bemerkte etwas. Jetzt blieb mir nur noch zu warten. Ich hatte ein Gefühl, als ob ich jeden Augenblick in Tränen ausbrechen könnte, und ich wünschte mir verzweifelt, alles wäre vorüber, es wäre schon Morgen, und sie kämen, um uns zu sagen, daß Medraut.
    »Herr«, sagte Medraut, stand auf und lächelte Artus an. Er hielt den Giftbecher in der Hand.
    Artus blickte von seiner Unterhaltung mit dem Boten auf und nickte dann Taliesin zu. Die Musik hörte auf, und in der Halle, wo man die Musik vermißte, war es sehr still. Ich konnte hören, wie die Feuer brannten, wie die Fackeln knisterten und wie das Blut dumpf in meinen Ohren pochte. Ich hielt mich an der Tischkante fest und starrte Medraut an. Ich konnte kaum etwas fühlen. Medraut stand gerade und schlank da, das Licht glitzerte auf seinem blonden Haar und seinem Bart, und die Schatten fingen sich in den Falten seines purpurgesäumten Mantels. Der Becher, den er hielt, war aus Bronze, eingelegt mit Silber, und er schien in seiner Hand zu brennen wie die Sonne um die Mittagszeit.
    »Herr«, wiederholte er noch immer im gleichen lockeren Tonfall, und seine klare Stimme war in der Stille der Halle zu hören.
    »Herr Medraut«, antwortete Artus im gleichen Tonfall, nur, seine Stimme war tiefer und rauher, weil er an diesem Abend so viel geredet hatte. »Was willst du mir sagen?«
    Medraut lächelte wieder. »Vieles, was mir während meines Lebens begegnet ist, wenn du es mir erlaubst. Aber sicher, mein Herr, wäre es das beste, wenn ich dir zutrinken würde, auf deine Gesundheit, ein langes Leben und eine lange Regierungszeit. Nur widerstrebend würde ich das allerdings mit diesem Becher tun.« Er hob ihn leicht. »Obwohl ich meine, dem Kaiser Gesundheit und ein langes Leben zu wünschen, das wäre passend für den letzten Atemzug. Aber es wäre nicht passend, mit Gift auf so etwas zu trinken.«
    Ein Keuchen, ein Gemurmel lief durch die Halle, hörte wieder auf. Ich schloß die Augen, spürte, wie Artus neben mir erstarrte, fühlte, wie seine grauen Augen sich auf Medraut fixierten, wußte, daß Unsicherheit und Zweifel in ihm aufwallten. Lieber Gott, dachte ich, laß mich jetzt sterben, hier, auf der Stelle. Laß mich meine Entehrung nicht erleben.
    »Ich verstehe den Sinn dieses Witzes nicht«, sagte Artus, und seine Stimme war ruhig, trug aber weit. »So schlecht ist der Met nun auch wieder nicht.«
    Diese Worte brachten schwirrendes, nervöses Gelächter hervor, und dann herrschte plötzlich wieder Stille. Meine Augen öffneten sich von selbst, und ich sah, daß Medraut noch immer stand, den Becher noch immer erhoben hielt, und daß die Bitterkeit in seinem Gesichtsausdruck wuchs.
    »Der Met, Herr, ist ausgezeichnet. Aber der Eibensaft hat einen bitteren Geschmack. Es ist doch Eibensaft, oder nicht, Lady
    Gwynhwyfar?«
    Artus sprang auf. Seine Hände stemmten sich gegen den Tisch. »Du meinst das ernst! Was sagst du da, Mann, um die Kaiserin auf diese Weise zu beschuldigen?«
    »Sie versucht, mich zu vergiften!« Medraut rief es. »Sie ist ein eifersüchtiges, intrigantes, treuloses Weib!« Er knallte den Becher auf den Tisch. »Eine Frau, deren Hand gegen mich gerichtet war, seit ich hierher kam, und die mit meinem wahnsinnigen Bruder Pläne gegen mich geschmiedet hat. Paß auf dich auf, Pendragon, oder sie schmiedet auch Pläne gegen dich! Dieser Becher ist schwarz vom Gift, das sie mit eigener Hand eben hineingegossen hat.«
    »Beim König des Himmels, du lügst«, sagte Artus, ohne die Stimme zu heben. Aber er benutzte sie wie eine Schwertschneide. »Ich weiß nicht, ob das, was du sagst, Verleumdung ist oder der Witz eines Wahnsinnigen, Medraut ap Lot. Aber du sollst wissen, daß es Verrat ist, und ich will nichts mehr davon hören, wie auch die anderen hier, die die Freundlichkeit der Kaiserin kennen.« Zerfetzte Hochrufe klangen auf, meine Freunde sprangen auf die Beine, und zur Antwort kam zorniges Gebrüll. Artus hob die Hand, stand über mir, hochgewachsen und kalt und wütend, und die Stille, die von der langen Gewohnheit des Gehorsams aufgezwungen wurde, flutete zurück. »Dein Witz ist von schlechtem Geschmack, Medraut. Setz dich hin und schweig.«
    »Es ist kein Witz, Herr, es ist ein versuchter Mord. Sieh die Kaiserin an, diese hochedle Dame, die höchst

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