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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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hatte genug von sorgfältig abgewägten Gründen und präziser Gerechtigkeit. Unser Standpunkt war nicht vernünftig, und auch Medrauts Standpunkt nicht. Und das Bedürfnis, zu schützen, das ich spürte, war nicht vernünftig. Aber ich wußte, daß mein Schrecken vor einem Mord nicht gegen die Gewalt dieses Bedürfnisses aufkommen konnte. Ob es Recht war oder nicht, ob ich dafür leiden würde oder nicht - ich wußte mit kalter Sicherheit, daß ich es tun würde: Ich würde versuchen, Medraut zu vernichten.
    Wie ich es schaffte, weiter zu arbeiten, weiter zu lächeln während der nächsten drei Wochen, das weiß ich nicht. Nur die Macht der alten Gewohnheit hielt mich aufrecht. Mein Herz zitterte in mir, wie ein Hase, wenn die Hunde nach ihm suchen. Meine Absicht, zu morden, lag wie ein kaltes, schwarzes Gewicht in mir. Ich stahl das Gift, aber dann versuchte ich, mir selbst vorzumachen, daß ich es nicht benützen würde - dennoch konnte ich es nicht wegwerfen. Was Bedwyr betraf, so tat es mir weh, ihn anzusehen, und ich ging ihm aus dem Weg, soweit mir das möglich war. Nach den ersten paar Tagen verschwand sein verwirrter Blick, und er fing an, mir auch aus dem Weg zu gehen. Er verstand. Ich fragte mich, wie lange er wohl schon gewußt hatte, was er fühlte? Ich hatte den Verdacht, daß er es länger wußte als ich. Ich sehnte mich danach, mit ihm zu reden -viele Male. Ich ließ mir immer wieder Dinge einfallen, die ich zu ihm sagen wollte, und dann fiel mir ein, daß ich nichts sagen durfte, und meine Gedanken waren gequält. Artus hätte es bemerkt, aber seine Sorgen lagen anderswo. Goronwy, der sich von dem Zweikampf erholte, schwankte in seinem Bündnis, und manche anderen Krieger mit ihm. Artus traf sie häufig, und er hoffte, ihre Treue wiederzuerlangen. Eine Zeitlang glaubte er, er hätte wenigstens Goronwy zurückgewonnen. Aber dann schafften wir es nicht mehr, Medraut von ihm fernzuhalten, und er wurde wieder unsicher und hörte sich die Gerüchte wieder an. Und es gab mehr Gerüchte als je zuvor, in denen jetzt Gawain, Bedwyr und ich in einer Verschwörung gegen Medraut vereint waren, ihn bei Artus verleumdeten und versuchten, Goronwy zu ermorden. Artus entschloß sich, Medraut als Teil einer Eskorte für Macsens Botschafter nach Kleinbritannien zu schicken, wenn der Bote zu
    seinem Herrn zurückkehrte.
    Dieser Bote kam in der dritten Woche des Juni in Camlann an. Er war ein niederer Krieger des Königs, von unedler Geburt. Sein Status war für Artus eine fast so direkte Beleidigung wie seine Worte und sein Benehmen. Nichtsdestoweniger spielten wir korrekt unsere Rolle und veranstalteten diesem Boten ein Fest mit der üblichen Pracht. Zu diesem Fest trug ich meine Flasche mit der gestohlenen Eibentinktur.
    Macsens Bote hatte seiner Eigenschaft entsprechend den Platz zu Artus’ linker Hand inne (es wäre übermäßig höflich gewesen, ihn zu Artus’ Rechten zu setzen; schon so war er verlegen genug), und Medraut saß neben ihm. Der Botschafter verlangte während des zweiten Ganges Wein. Es war ein förmliches Fest, und keine Frauen waren in der Halle anwesend. Ich trat also erst jetzt ein und schenkte am Hohen Tisch den Wein ein. Ich setzte mich neben Artus zu seiner Rechten nieder. Ich hatte die gläserne Phiole mit dem Eibengift unter meinem Gürtel festgebunden; es war ein breiter, hoher Gürtel, mit Gold bestickt. Das Gift war nicht zu sehen. Aber ich konnte es an meiner Seite fühlen wie ein Stück Eis, das mich langsam durchkühlte. Ich hatte rasende Kopfschmerzen.
    »Du bist bleich, my Lady«, sagte Bedwyr, der ein Stückchen weiterrückte, damit ich mich setzen konnte.
    »Mein Kopf«, sagte ich ihm. »Ich hab’ das Gefühl, als ob er sich im nächsten Augenblick spaltet.«
    »Was?« fragte Artus und brach die Unterhaltung mit dem Boten ab. Der Bote schaute verwirrt drein, beschämt und verlegen, und so hörte ich auf, mir die Schläfe zu reiben, lächelte und hob mein Glas für den Mann.
    »Du bist wirklich bleich«, sagte Artus leise zu mir. »In letzter Zeit hast du dich überanstrengt, mein Herz. Geh jetzt zu Bett, wenn du willst. Ich entschuldige dich.«
    »Nein, nein«, protestierte ich. »Nach einem Glas Wein verschwindet der Schmerz wahrscheinlich, und wir sollten zweimal so höflich sein, wenn Macsen unhöflich ist.«
    Artus schaute mich einen Augenblick lang fest an, dann nahm er unter dem Tisch meine Hand, preßte sie und wandte sich wieder an den Boten. Ich warf einen Blick zu

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