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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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flackerten und auch die anderen viel getrunken hatten und nichts merkten, wenn ich in der falschen Reihenfolge ausschenken mußte. Niemand würde Gift vermuten, wenn jeder beim Fest Met getrunken hatte. Und Medraut würde nach Hause gehen, als ob er zuviel getrunken hätte - er würde ein bißchen torkeln. Und am nächsten Tag würde man ihn tot finden - schmerzlos im Schlaf verstorben. Und niemand würde in der Lage sein, zu sagen, ob er einfach für eine heiße Nacht zuviel Met getrunken hätte oder ob er an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben wäre (was selbst jungen Männern passieren kann) oder an irgendeiner schnell wirkenden Krankheit. Er würde eine großartige Beerdigung bekommen, alle in der Burg würden trauern, und er würde niemals wieder Sorge bereiten. Seine Geschichte würde für immer unerzählt bleiben, und seine Verleumdungen würden endlich still schweigen. Wir könnten den Bruch in der >Familie< heilen, wir könnten das Reich erneuern. Es wäre der Gipfel der Narrheit, alles, wofür wir gelitten und geblutet hatten, das letzte Licht im dunklen Westen, das in Qual und Anstrengung vor dem Zusammenbruch unserer Zivilisation gewonnen worden war, wegen eines einzigen Mannes in Strömen von Blut ins Nichts weggleiten zu lassen.
    Ich sprang auf und preßte die Hände auf den Mund. »Das ist die Verdammnis«, flüsterte ich durch die Finger und hörte den verzerrten Klang der Worte in der stillen Luft des leeren Zimmers. Verdammnis. Es war böse. »Du sollst nicht töten. Kein Mörder gewinnt das ewige Leben«, verkündeten die Schriften.
    Artus nannte den Mord >Den Trick der Tyrannen<. Bedwyr sagte, keine Notwendigkeit, kein äußerer Umstand könne es rechtfertigen, daß man eine Todsünde beging. Beide, und Gawain auch, bezweifelten manchmal, ob es gerechtfertigt war, selbst in der Schlacht zu töten. Dennoch hatten sie alle getötet. Aber nein, keiner von ihnen würde jemals einen Mann bei einem Fest vergiften. Solch eine Tat trug nicht nur die ewige Verdammnis in sich, sondern auch die zeitliche Verdammung von all denen, die ich am meisten liebte, deren Meinung ich am höchsten schätzte. Und sie hatten recht. Wie konnte man - wie konnte ich - einen Mann unter dem Deckmantel der Gastfreundschaft vergiften, ihn keines Verbrechens beschuldigen, ihm keine Warnung geben, keine Chance der Selbstverteidigung oder der Reue? Es war ekelhaft, grausam, unehrenhaft, verräterisch, entsetzlich: Wie konnte ich nur?
    Und dennoch. welchen anderen Weg gab es?
    Es war die Verwundbarkeit dessen, was ich liebte, die mich so quälte. Mein Mann, meine Freunde litten jetzt. Und das war nur der Anfang. Und es war nicht das Schlimmste. Nicht nur, daß wir leiden würden, sondern die Zukunft würde auch leiden. Oder übertrieb ich die Gefahr in meiner Angst? Was wollte Medraut denn? Macht für sich selbst? Wahrscheinlich. Er hatte König der Orkneys werden wollen, und er ärgerte sich darüber, daß sein Bruder gewählt worden war. Ohne Zweifel wäre er statt dessen gerne Kaiser. Dieser leere Blick, den ich bei ihm bemerkt hatte, wenn er meinte, daß niemand ihn beobachtete, heftete sich manchmal auf die goldene Drachenstandarte in der Halle. Aber nein, das war es nicht, was ich fürchtete. Es gab viele andere in Britannien, die auch gerne Kaiser gewesen wären. Was ich von Medraut fürchtete, war mehr. Es war etwas, das ich anfangs nicht hatte benennen können, selbst vor mir nicht. Es war der Wind aus der Finsternis, die reine Kraft der Vernichtung, die um der Vernichtung willen geschieht. Ich hatte nie die Königin Morgas von den Orkneys gesehen, aber ich wußte, was sie mit dem Leben derjenigen gemacht hatte, die sie berührte. Und ich war sicher, daß Medraut ihr noch immer ergeben war, daß er ihrem Haß die Treue hielt. Wer und was ein Mann ist, das bemerkt man an vielen Dingen, und nur wenige haben mit dem zu tun, was er sagt. Es sind seine Taten - kleine Taten mit wenig Bedeutung, oft etwas Triviales wie ein grobes Wort zu einem Diener. Es sind die Freundschaften und die Art, wie die Freundschaft erhalten wird, und die Wahl der Worte, der Gesten, der Blicke. Es sind alles Dinge, die an sich unwichtig sind, wenn man sie aber zusammen nimmt, schaffen sie Verdacht und schließlich Sicherheit. Ich war sicher, daß Medraut vorhatte, uns zu brechen, zu vernichten, aus Rache für seine Mutter. Und ich wußte, daß er uns in der Hand hatte, und wir konnten ihn weder freundlich stimmen noch harmlos machen.
    Ich

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