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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Bedwyr hinüber, der mich noch immer mit tiefer Sorge beobachtete und sich dann hastig und energisch auch dem Boten zuwandte.
    Die >Familie< war gereizt von all den Gerüchten, und viele der
    Männer tranken mehr als genug, während einige mißmutig und nüchtern blieben. Medraut trank nicht viel: Als ich kam, um sein Glas das drittemal nachzufüllen, sah ich, daß er den zweiten Becher, den ich ihm eingeschenkt hatte, kaum angerührt hatte. Er lächelte mich an, als ich den Becher anstarrte, und es war ein sehr wissendes, sehr bitteres Lächeln. Die Pupillen seiner Augen waren zusammengezogen zu harten, kalten, schwarzen Punkten. Das machte mir Angst, obwohl ich so tat, als ob ich lächelte, und weiterging. Sein Blick folgte mir, noch immer mit diesem kalten, wissenden Ausdruck.
    Es ist unmöglich, sagte ich mir, während ich mich wieder hinsetzte. Er kann es einfach nicht wissen. Irgendwie mußte ich meine galoppierende Phantasie zügeln. Irgendwie . ich wagte es, zu lachen, und ich hatte das Gefühl, als ob ich hart daran wäre zu schreien. Wenn nur die Nacht vergehen wollte! Hier saß ich und wartete darauf, daß ich einen Mann umbringen konnte, der drei Plätze weiter an meinem Tisch saß, und ich fühlte die Phiole mit dem Eibengift eisig an meinen Rippen brennen, während mir mein auserwähltes Opfer von Zeit zu Zeit ein kaltes, wissendes Lächeln zuwarf. Ich konnte das Vorhaben noch aufgeben. die Welle der Erleichterung, die mich bei diesem Gedanken überflutete, war größer, als ich für möglich gehalten hatte. Aber nein, nein. Ich konnte jetzt nicht mehr zurück. Es ist nur meine Phantasie, sagte ich mir. Und es war die Phantasie, die die Fackeln so rot brennen ließ und das halbe Glas Wein, das ich getrunken hatte, stärker wirken ließ als den strengsten Met. Der Raum flutete um meinen hämmernden Kopf, und ich mußte nach Luft schnappen. Ich verdoppelte meine Anstrengungen, witzig und fröhlich zu sein, und ich spürte, wie etwas von der Gereiztheit um mich her sich auflöste, während ich lachte und noch einmal Wein einschenkte. Aber die ganze Zeit merkte ich, wie Medrauts Augen mich beobachteten, bis ich den Drang hatte, aus der Halle zu rennen.
    Endlich war das Mahl beendet, und die Gesänge begannen. Unser oberster Poet, Taliesin, fing damit an, indem er von einer uralten Schlacht sang, den Eroberungszügen des Kaisers Konstantin. Und es wurde still in der Halle. Sie tranken Met und lauschten. Taliesin hielt inne, als er in seinem Lied erzählt hatte, wie Konstantin den Purpur gewann und zum Kaiser von Rom ausgerufen wurde. Er bat um Wein. Der Botschafter forderte mehr Met am Hohen Tisch. Ich erhob mich und ließ noch ein Faß zum hinteren Teil der Halle bringen. Als ich meinen Krug gefüllt hatte, sang Taliesin wieder. Diesmal handelte das Lied von einer Schlacht in unseren sächsischen Kriegen; es war ein Klagelied auf Owein ap Urien, den Sohn eines verbündeten Königs. Es war eins von Taliesins eigenen Liedern, und die Halle war still wie der Schnee, und alle waren eingehüllt in die Melodie, die in schnellen, unruhigen Kreisen schwebte, in den wilden Schmerz, der an die Worte gekettet war. Die Fackeln waren niedergebrannt, wie ich das vorausgesehen hatte. Medraut trank noch immer nicht viel, aber ich schätzte, daß er jetzt genug getrunken hatte. Es war Zeit.
    Ich begann am anderen Ende des Tisches und schenkte den herben gelben Met ein, bis nur noch ein Becher voll im Krug übrig war. Dann, fern vom Fackellicht, tastete ich unter meinen Gürtel.
    »Seine Speere waren schneller als die Schwingen der Dämmerung.« sang Taliesin.
    Die Flasche, die so kalt gewirkt hatte, war warm unter meinen Fingern. Ich fummelte den Stopfen heraus und goß schnell die Eibentinktur in den Krug. Dann verschloß ich die Phiole wieder und steckte sie zurück unter den Gürtel. Ich trat nach vorn, und die Musik war um mich herum, und ich lächelte, und ich stellte fest, daß Medrauts Glas leer war.
    Taliesin sang:
    Fflamddwyn zu fällen war für Owein ohne Müh, schläft jetzt die Schar von Lloegyr, rot lastet der Morgen auf ihr, und die nicht flohen vom Felde, waren kühner mehr als klug.
    Ich füllte Medrauts Becher und ließ den letzten Tropfen aus dem Krug rinnen. Dann, wie im Traum, ging ich zurück zu den Dienern, um mehr Met zu holen. Ich schenkte auch bei den anderen am Tisch sehr sorgfältig ein und vergoß keinen Tropfen. Aber als ich mich wieder hinsetzte, stellte ich fest, daß ich bebte. Ich hatte

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