Die Krone von Camelot
Haltung!«
»Großartig?« schrie ein anderer Krieger, einer von Medrauts Gruppe. »Gott im Himmel, ein Mann liegt tot - ein Mann aus der königlichen Sippe von Britannien!«
»Wo ist der Herr Bedwyr?« wollte Artus noch einmal wissen und hob jetzt die Stimme, da die Krieger wieder angefangen hatten, sich zu streiten. Sie verstummten.
»Wir haben sein Bein abgebunden und ließen ihn dann zu
Gruffydd, dem Chirurgen, bringen«, erwiderte Goronwy. »Cei ist jetzt bei ihm. Viele von uns wären ja hingegangen, aber er selbst hat uns befohlen hierzubleiben, damit wir nicht im Weg sind.«
Mir war nicht klar gewesen, welcher Druck auf meinem Herzen gelastet hatte, bis dieses Wort es befreite. Bedwyr war am Leben und befahl noch immer sich selbst und den anderen. Ich spürte, wie Artus neben mir sich entspannte, obwohl sein Gesicht die feste Ruhe nicht verlor. »Sehr gut«, sagte er. Er hob die Hand, damit die Krieger weiter aufmerksam blieben, und schaute dann von einem zum anderen. »Es ist genug, meine Vettern. Kein Streit mehr. Rhuawn, geh und such Medraut ap Lot und sag ihm, daß sein Verwandter Ruadh tot ist und daß er meine Erlaubnis hat, nach seinem Belieben für die Beerdigung zu sorgen. Der Mann war ein Mitglied der königlichen Sippe, und seine Leiche soll entsprechend respektiert werden. Vier von euch sollen hierbleiben, um Wache zu halten. Ihr anderen seid entlassen. Ihr könnt wieder euren Aufgaben nachgehen. Für einen Tag hat es genug Blutvergießen gegeben, und ich wünsche nicht noch mehr davon. Gwynhwyfar, komm.«
Wir eilten von den Ställen zu Gruffydds Haus hinüber, und als wir ankamen, wischte sich der Chirurg gerade das Blut von den Händen. Er nickte uns zu und deutete dann mit einer ruckartigen Kopfbewegung zum Bett in der Ecke hinüber. Bedwyr lag darauf, während Cei auf dem Boden daneben saß und ein blutbeflecktes Tuch faltete. Der Feldherr war sehr bleich. Er schwitzte vor Schmerz, aber er war bei Bewußtsein und wirkte beherrscht, und -was am allerwichtigsten war - er lebte.
»Das schlimmste war der Blutverlust«, sagte Gruffydd zur Antwort auf unsere ungestellte Frage. »Die Wunde ist sofort abgebunden worden, glücklicherweise. Sonst würde der Narr jetzt hinter Ruadh her in die Hölle jagen. Er sollte sich eigentlich schnell wieder erholen, wenn er kein Fieber bekommt. Sag ihm, er soll die Droge schlucken, die ich ihm gegen den Schmerz gebraut habe. Er hat sie abgelehnt.«
Artus ging zum Bett und ergriff Bedwyrs Hand. »Du dummer Kerl«, sagte er böse, »warum bei allen Heiligen hast du ihm angeboten, zu Fuß mit ihm zu kämpfen?«
Bedwyr zuckte die Achseln. »Ich war zornig«, sagte er, und seine Stimme war rauh vor Schmerz. »Ich wollte ihn umbringen.«
Cei schnaufte wütend. »Das hättest du aber besser zu Pferd tun können.«
Bedwyr wandte den Blick ab. »Auf diese Weise werden mehr Männer seinen Tod als Zeichen der göttlichen Gerechtigkeit betrachten.«
»Es war das Risiko nicht wert«, sagte Artus. »Mein Freund, mein Bruder - wirklich nicht.« Der Zorn verschwand aus seiner Stimme, und er schaute fast glücklich drein. Bedwyr war am Leben. Mit unverständlicher Leichtigkeit fuhr er fort: »Du hast deine philosophische Zurückhaltung verloren, alter Freund. Was würde dein Victorinus dazu sagen?« Er ließ Bedwyrs Hand los, schaute sich um und nahm den Becher mit dem betäubenden Wein, den Gruffydd jetzt bereithielt. »Da, trink das. Es gibt keinen Grund dafür, daß du jetzt einen klaren Kopf behältst.«
Bedwyr machte keine Anstalten, den Becher zu nehmen.
»Ich hab’ ihm das auch schon gesagt«, sagte uns Cei, »aber anscheinend glaubt er, er müßte wach bleiben - als ob keiner von uns gut genug wäre, sich um ihn zu kümmern.«
»Nimm es«, sagte ich.
Bedwyr schaute mich zum erstenmal an, und das bittere Elend in seinem Blick erschreckte mich. Dann sah er Artus an, nickte und streckte die Hand nach dem Becher aus.
»Ich hab’ mich geschämt«, sagte er mir hinterher, als er wieder auf den Beinen war. »Ich hab Ruadh wegen einer Lüge umgebracht. Er hat die Wahrheit gesagt, und er ist dafür gestorben. Ich hätte nicht zu Pferd gegen ihn kämpfen können, weil ich ihm damit eine so kleine Chance gegeben hätte. Dennoch hatte ich den Wunsch, ihn umzubringen. Er hatte mich erzürnt, und ich wollte ihn tot und blutig vor mir sehen. Aber nachher, als ich ihn umgebracht hatte - da wollte ich leiden.« Er blickte auf die Erde unter seinen Füßen und schlug dann
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