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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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mehr tun mußten. Und darin, daß wir es taten, entdeckten wir weitere Dinge, die erledigt werden mußten, und noch weitere - bis die Tage vorüberwirbelten wie Hammerschläge.
    Ich hatte Bedwyr. Ich brauchte Bedwyr. Er war meine einzige Zuflucht, ein Ort des Frühlings mitten in diesem dunklen Winter. Obwohl auch ihn der Alptraum umgab, lebte er doch nicht im Herzen des Alptraums, und er hatte - im Gegensatz zu Artus - Zeit, zu reden und zu atmen. Bei ihm konnte ich ruhen und Kraft finden. Ich konnte, für eine kleine Weile wenigstens, meine Sorgen zu seinen Füßen niederlegen und sie vergessen. Natürlich waren wir vorsichtig und taten es sehr heimlich. Häufig hatten wir plausible Gründe, einander zu treffen, und leicht genug konnten wir es einrichten, irgendwo in Camlann zusammenzukommen, wo wir nicht gestört wurden. Die Sünde des Verrats wurde mein Trost - und dennoch, selbst in diesem Trost lag Qual. Manchmal, wenn Artus aus einem schwarzen Traum erwacht war und ich im Bett lag und dem Kratzen seiner Feder zuhörte, dann wünschte ich, es sei alles vorüber, selbst wenn am Ende die Niederlage war und ich selbst in alle Ewigkeit verdammt wurde. Im Tod wenigstens liegt eine Art Endgültigkeit und eine Ruhe nach dem erbarmungslosen Kampf. Und am nächsten Tag weinte ich dann an Bedwyrs Schulter, weil ich nicht in der Lage gewesen war, Artus Trost zu bieten, und weil ich mich selbst verzweifelt nach Trost sehnte.
    Aber das Ende kam tatsächlich bald - viel zu bald, dachte ich, als es endlich über uns war.
    Im späten März begann ein neues Gerücht im Camlann zu kreisen. Artus kam eines Abends vor einem Fest in unser Haus zurück, warf ein Bündel von geschriebenen Botschaften auf das Pult, ließ sich in seinen Sessel fallen und bemerkte: »Mein Herz, es gibt ein neues Gerücht, das du am besten kennen solltest. Angeblich schläfst du jetzt mit Bedwyr und planst meinen Sturz.«
    »Mit Bedwyr?« fragte ich und fühlte, wie die Kälte über mich kam. Ich starrte Artus an.
    Aber er blieb nur zusammengesunken im Sessel sitzen und stellte die Füße auf den Rost des Herdes. »In der Tat. Man fragt sich, warum Medraut sich gerade auf Bedwyr versteift. Man sollte doch meinen, Gawain sei der wahrscheinlichere Kandidat für eine solche Geschichte. Aber das hat Medraut ja schon versucht. Außerdem hat er Gawain schon einen Muttermörder, Verräter und Wahnsinnigen genannt, und bisher hat er es noch nicht geschafft, Bedwyr zu beflecken. Also erfindet er so etwas. Ach, ich nehme an, in seiner Art ist die Geschichte schlau genug eingefädelt. Bedwyr ist kein Brite, gehört nicht zu einer königlichen oder wichtigen Sippe und hat trotzdem Macht und Einfluß. Medraut kann jeden Widerwillen, der dadurch erzeugt wird, dazu ausnutzen, seiner Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen, und gleichzeitig kann er deinen Namen anschwärzen. ach, lieber Gott, jetzt auch noch Bedwyr. Jetzt haben wir niemanden mehr, der in einem Streit vermitteln kann oder der mit einem Mann aus Medrauts Gruppe in Verbindung tritt. Aber eine solche Geschichte -!«
    Ich kam herüber und setzte mich zu seinen Füßen nieder. Ich fühlte mich sehr müde, und ich lehnte meinen Kopf an sein Knie. Was wäre, wenn ich es ihm erzählte, dachte ich plötzlich - was wäre, wenn ich alles beichtete, die Last ablegte, die Konsequenzen auf mich nahm? Aber als ich zu dem hageren Gesicht meines Mannes aufblickte, da wußte ich, daß ich nicht reden konnte, daß ich seinen Schmerz nicht noch vergrößern und ihn im Stich lassen konnte, damit er das Schwinden seiner Macht allein durchstand. »Willst du, daß ich mich in Zukunft kälter zu Bedwyr verhalte?« fragte ich. »Soll ich ihm die nächsten paar Wochen aus dem Weg gehen?«
    Artus legte einen Arm locker um meine Schultern. »Nein. Mach dir keine Sorgen. Medraut würde das seinen Gefolgsleuten gegenüber nur folgendermaßen erklären: Du fühlst dich schuldig und hast Angst, entdeckt zu werden. Wir können nur hoffen, daß dieses Gerücht von selbst stirbt. Es muß von selbst sterben. Es ist zu absurd, als daß ein denkender Mensch es glauben könnte. Du und Bedwyr - meine Frau und mein getreuester Freund, die beiden Menschen, denen dieses Reich am meisten am Herzen liegt - des Verrats schuldig! Nein, mein Herz, laß nur. Das Gerücht wird sicher von selbst sterben.«
    Aber es war nicht so, obwohl es mehrmals danach aussah. Immer, wenn die Männer anfingen, darüber zu lachen, erhob es sich von neuem, mit

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