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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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plötzlich auf die halb verheilte Wunde an seinem Oberschenkel. Er wurde weiß. Ich packte ihn am Arm, an den Schultern, und zog ihn an mich. Zum erstenmal seit dem Zweikampf waren wir allein, und während der beiden Wochen, die er krank gelegen hatte, war mir oft das Gefühl gekommen, als ob ich nicht mehr weitermachen konnte. Meine Freunde hatten mir alle gratuliert; sie schrieben Ruadhs Tod Gottes Gerechtigkeit zu, der den Lügner zu Boden schmetterte, und das tat mir noch weher als die Beleidigungen unserer Feinde. Ich hatte auch Angst um Bedwyr gehabt, weil sein Elend mich quälte, und noch immer fühlte ich mich zu Artus hingezogen und hatte niemanden, der mich wieder so machen konnte, wie ich einmal gewesen war. Nur mit Bedwyr
    konnte ich frei reden.
    Manchmal dachte ich noch immer daran, die Beziehung zu beenden. Einmal hatte ich es sogar fest vor. Ich war eines Morgens in der Halle und hörte mir die Klagen einiger Bauern und Händler an, während ich am Hohen Tisch saß. Da kam Gawain herein. Weil Gwyn auf der einen Seite der Halle saß und mit ein paar Freunden Harfe spielte, dachte ich, Gawain suche seinen Sohn. Ich lächelte und nickte und hörte mir weiter die endlos lange Erzählung eines alten Mannes von seiner verlaufenen Kuh an. Ein paar Minuten später blickte ich zerstreut auf und sah den Krieger im Kreis der Bauern stehen. Offensichtlich wartete er darauf, daß ich fertig war. »Gibt es irgend etwas?« fragte ich.
    »Ich würde gern mit dir sprechen, my Lady, wenn du frei bist«, gab er zurück.
    »Aber natürlich. Ist es dringend? Das hier kann noch eine Weile dauern.«
    »Ich warte.« Er schaute sehr ernst drein, und von seinem höflichen Lächeln, das er gewöhnlich zeigte, war keine Spur zu sehen. Der alte Mann hustete und erzählte weiter von seiner Kuh, und ich hörte zu und fühlte mich deutlich ungemütlich. Gawain warf einen Blick auf die anderen, die auch noch darauf warteten, angehört zu werden, ging dann hinüber und setzte sich zu Gwyn. Nach kurzer Zeit hörte ich ihn durch die Einzelheiten über Kühe hindurch singen. Jemand mußte ihm die Harfe gegeben haben.
    »Also,« fuhr der alte Bauer fort, »ich hab’ sie auf dem Markt gesehen, hab’ ich. In Baddon, am letzten Sonntag war das. Es war meine eigene Kuh, Erdbeere. Aber dieser Kerl - der Hund, der lügnerische -, der hat gesagt, es wäre seine Kuh! Aber er muß sie an der Straße gefunden haben, und dann hat er sie mitgenommen, das hat er, und.«
    Gawain sang:
    Der Brombeer weiße Blüte, der Himbeerblüte süßer Duft, lieblichste unter den Blumen im Licht das ist sie - meiner Augen Trost.
    »Und dieser Mann, der ist verrückt, hochedle Dame, daß er behauptet, daß meine Kuh seine ist. Kann ich was dafür, wenn er seine Kühe nicht beisammenhalten kann? Du kennst mich gut. Schon zwanzig Jahre bestell’ ich das Feld für Camlann, und ich schwöre, daß es meine eigene Kuh ist, die ich selbst aufgezogen hab’, und meine Verwandten und Nachbarn, die können.«
    Sie ist mein Herz und mein Geheimnis, duftende Blüte des Apfelbaums. Sie ist der Sommer, der Glanz der Sonne, und es erleuchtet ihr Licht den Winter.
    Ich preßte meine Hand an den Kopf und spürte, wie die Kopfschmerzen kamen. Gut, so erinnerte ich mich selbst, daß normale Leute wie diese Bauern uns genug vertrauten, um zu uns zu kommen und sich Gerechtigkeit zu holen - aber ich wünschte mir, sie würden es nicht jetzt genau in diesem Augenblick tun und nicht auf so langwierige Weise. Ich erkannte die Melodie des Liedes, obwohl ich die Worte noch nie gehört hatte. Bedwyr summte sie schon seit Wochen.
    Schließlich hatte ich das Problem mit der Kuh und den Weiderechten eines anderen und den verängstigten Schafen noch eines anderen gelöst und konnte hinüber in die Ecke gehen, wo Gawain mit den anderen saß. Ich lächelte sie alle an, und Gawain stand auf und verbeugte sich. Gwyn, der die Harfe hielt, lächelte in diesem Augenblick auch und stellte das Instrument ab, um es seinem Vater nachzutun.
    Ich bot ihm mit einer Handbewegung an, sitzen zu bleiben. »Keine unnötige Höflichkeit, Gwyn - ich muß nur mit deinem Vater reden, wenn du auf seine Gesellschaft einen Augenblick verzichten kannst.«
    Da allerdings stand Gwyn schon. Er verbeugte sich. »Könntest du nicht bleiben und hier mit ihm reden, my Lady? Wenn es sich um eine wichtige Angelegenheit handelt, dann wären wir nicht gestört, und wir wären gern in deiner Gesellschaft, wenn es besprochen ist. Es

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